Demokratie im Schatten Chinas

Von Jörg Endriss und Sonja Maass · 02.03.2010
Die deutsche Spaltung gehört der Geschichte an. Anderen Ländern ist eine Wiedervereinigung nach Jahrzehnte langer Teilung noch nicht gelungen – wie Süd- und Nordkorea sowie China und Taiwan. Immer wieder gibt es Ärger um die Insel im südchinesischen Meer, die gerade mal so groß ist wie Baden-Württemberg. Taiwan ist de facto eine unabhängige Demokratie – China beansprucht es aber als abtrünnige Provinz.
Erst kürzlich schickte China eine wütende Protestnote an die USA mit der Bemerkung, Taiwan sei ein "integraler Bestandteil" Chinas. Anlaß ist eine anvisierte US-Waffenlieferung an Taiwan im Wert von 6,4 Milliarden Dollar. Sofort droht der chinesische Vizeaußenminister mit "ernsten Konsequenzen". Die Planungen Washingtons gefährdeten die Sicherheit Chinas und beschädigten die Bemühungen um eine "friedliche Wiedervereinigung".

Doch trotz des drohenden Wortgeklingels: Wirtschaftlich und kulturell arbeiten China und Taiwan immer enger zusammen, derzeit verhandeln beide Länder über ein Freihandelsabkommen. Die Beziehungen sind so gut wie lange nicht mehr, seitdem vor zwei Jahren in Taipeh der Nationalist Ma Ying-jeou (Ma-Jing-Dschu) an die Macht kam. Jörg Endriss und Sonja Maass waren auf der taiwanischen Insel Kinmen, zwei Kilometer vom chinesischen Festland entfernt unterwegs.