Debütalbum "Ghost" von Lewis&Leigh

Wenn Wales und Nashville aufeinandertreffen

Album-Cover: "Ghost" von Lewis&Leigh (Ausschnitt)
"Ghost" von Lewis&Leigh: Die traditionelle Basis ihrer Musik gehen die US-Amerikanerin und der Waliser von deren spannungsvollen Seite her an. © Membran
Von Jutta Petermann · 24.08.2016
Seine Partnerin Alva Leigh lernte der Waliser Al Lewis in Nashville kennen. Weil beide merkten, dass ihre Stimmen ungewöhnlich gut harmonierten, zog die US-Amerikanerin nach London: Auf ihrem Debütalbum "Ghost" klingen Lewis&Leigh kraftvoller und kerniger als andere Folk-Americana-Duos.
"Der Song erzählt von der Zerstörung, die der Hurrikane Katrina angerichtet hat in Mississippi und er handelt auch von den Kohleminen in Wales, die zu Zeiten Thatchers in den 80ern dichtgemacht wurden."
Mississippi und Wales - verbunden im Song Rubble und verbunden im Duo Lewis&Leigh. Al Lewis und Alva Leigh singen auf ihrem Debüt "Ghost" in kraftvollen Tönen von ihren durch den Atlantik getrennten Heimatländern und den Geschichten, die ihnen von dort noch nachhängen.
Zum Beispiel dem Tod ihrer Väter: Sie starben als Alva und Al noch Kinder waren. "Ghost" – "Geist" - ist für dieses bemerkenswerte Album also ein naheliegender Titel. Zu dem eigenständigen Sound der Musik passt er aber nicht unbedingt. Auf jeden Fall anders klingen als andere Folk-Americana-Duos wollen Alva Leigh und Al Lewis, um Himmels willen nicht zart und freundlich oder gar verwunschen:
"Wir mögen Songs, die etwas kernig sind, mutig und wenn wir live spielen, bringen wir gerne mehr Energie rein, als die Leute erwartet haben."

Mit zeitgemäßem Sound den 1970ern auf der Spur

Ihre Vorbilder stammen aus den 70ern - Carole King und James Taylor, Gillian Welch und Dave Rawlings, Simon und Garfunkel und Fleetwood Mac.
Trotzdem finden Lewis und Leigh einen Ton, der mindestens zeitgemäß ist, wenn nicht gar progressiv. Einige Soundideen stammen vom Produzenten und Schlagzeuger Matt Ingram, der gerade mit Lianne La Havas und Laura Marling gearbeitet hat. Im Song "There is a light" unterstützen nur Keyboards und elektronischer Bass den perfekten Harmoniegesang der beiden. In "Keep your Ghost" klingen sie geradezu wuchtig, in "Piece of Gold" sorgt eine verhallte Gitarre für eine poppige Retro-Atmosphäre. Die traditionelle Basis ihrer Musik gehen die 29-jährige Amerikanerin und der 31-jährige Waliser von deren spannungs- und kraftvollen Seite her an und entwickeln daraus zeitgemäße Klänge.
"Für uns hat die Tatsache, dass wir eine in London ansässige Band sind den Vorteil, dass wir Londoner Musiker engagieren konnten. Die haben eine ganz andere musikalische Palette und eine andere Idee davon wie die Musik klingen soll. Also warum nicht unsere ganz eigene Mischung dafür nutzen etwas zu kreieren, das man so noch nicht gehört hat?"
Trotzdem hat Al noch eine Wohnung in Cardiff. In Wales ist er eine bekannte Figur der walisischen Folkszene, wollte aber immer schon um die ganze Welt touren, weshalb er bei diesem Projekt auch auf Englisch singt. Bei einem Besuch in Nashville lernte er durch einen Bekannten Alva Leigh kennen. Erst wollten sie nur Songs füreinander schreiben, doch dann merkten sie, dass ihre Stimmen und ihr Gesang ungewöhnlich gut harmonierten.
"Wenn du als Künstler auf der Bühne merkst, dass es einfach Klick macht und du hast da dieses Einzigartige und Besonders und wenn du dann die Reaktion des Publikums mitbekommst, das das so sehr genießt wie du, dann ist das eine sehr angenehme Erfahrung."

Vom Brexit schmerzhaft berührt

Alva zog nach London. In Nashville, dem Mekka der Singersongwriter war der Druck so hoch einen Hit zu landen, dass sie nicht mehr schreiben konnte. Vielleicht auch ein Grund, warum die klassischen Americana Zutaten Country und Blues bei Lewis und Leigh nicht deutlich vertreten sind. Alva und Al stehen für modernen, weltläufigen Americana. Auch deshalb schmerzte es Al kräftig, dass die Briten aus der EU austreten, er hatte für den Verbleib gestimmt.
"Glücklicherweise hatten wir in Wales viele Vorteile durch die EU, hoffentlich kann unsere Regierung den Verlust ausgleichen, wir müssen die Daumen drücken und schauen, was jetzt passiert."
Eine letzte Frage muss noch geklärt werden, warum heißt das Duo eigentlich nicht Leigh & Lewis, schließlich stammt doch die Redewendung Ladys First aus Großbritannien?
"(Lachen) Ich denke wir fanden einfach das es besser klingt. Lewis&Leigh hat unserer Meinung nach einen besseren Fluss als Leigh&Lewis, aber wir sind beide für Gleichberechtigung."
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