Das passt wie die Faust aufs Auge …

Von Rolf-Bernhard Essig · 05.12.2008
Diesmal geht es um die Redensarten: Das passt wie die Faust aufs Auge, Pikiert sein, An jemandes Stuhl sägen, Sich auf seine vier Buchstaben setzen, Ich lach mir nen Ast u.a.
Das passt wie die Faust aufs Auge

Ja, passt sie oder passt sie nicht? Als die Redewendung aufkam, hieß es noch "das reimt sich wie die Faust aufs Auge". Hier ging man davon aus, dass etwas nicht zusammenpasse. Weder reimen sich die Worte noch soll die Faust aufs Auge geschlagen werden, ist die eine doch hart, das andere zart und empfindlich. Früh spielte man mit der Redewendung und verwendete sie auch ironisch. Seitdem kommt es auf den Ton und den Kontext an. Nur mit seiner Hilfe kann man entscheiden, ob es nun besonders gut oder gar nicht passen soll. Dass ein Schlag aufs Auge ein sehr wirkungsvoller ist, begünstigte natürlich die positive Bedeutung.

Pikiert sein

Wenn jemand beleidigt ist, sagt man gerne: "Der ist aber pikiert." Man bezeichnet ihn damit auch oft als überempfindlich. Die Redensart hat wohl nichts mit dem Pikieren, also Vereinzeln der Pflänzchen zu tun, sondern mit dem französischen Wort "piquer", das "stechen" und "reizen" heißen kann. Man muss nur an das Wort "sticheln" denken, um sich vorstellen zu können, warum sich jemand gestochen fühlen kann.

An jemandes Stuhl sägen

Das Bild leuchtet ein: Da sitzt jemand in Ruhe, während ein anderer heimtückisch am Stuhlbein sägt, womit er den Sitzenden zu Fall bringen will. Die Sache erklärt sich aus der Bedeutung des Stuhls als Posten, den jemand innehat. Man denke an den Heiligen Stuhl, auf dem der sogenannte Stellvertreter Petri sitzt. An dem hat übrigens im Laufe der Jahrhunderte auch schon mancher gesägt – vergebens.

Jemandem einen Bärendienst erweisen

Der Ausdruck geht auf eine Fabel zurück. Ein Gärtner findet ein verwaistes Bärchen, zieht es auf und freundet sich mit ihm an. Kurze Zeit später ist es ein großer Bär geworden und läuft wie ein Hündchen neben dem Gärtner her. Es möchte ihm gerne seine Dankbarkeit zeigen. Die Gelegenheit dazu sieht es gekommen, als der Gärtner eines schönen Sommertags im Garten ruhen will. Er hat die Augen schon zugemacht, doch eine Fliege stört ihn die ganze Zeit. Da nimmt der Bär einen großen Stein und wirft damit die Fliege tot. Dummerweise saß sie auf der Nase des Gärtners, der nun auch tot ist.
Deshalb sagt man "jemanden einen Bärendienst erweisen", wenn jemand mit guten Absichten Schaden anrichtet.

Sich auf seine vier Buchstaben setzen

Man kommt recht leicht darauf, dass hier der Popo gemeint ist. Doch hinter der einfachen Antwort steckt mehr. In sehr vielen Sprachen gibt es nämlich den Ausdruck auch. Im Spanischen meint man damit "puta", was "Hure" heißt und ein Fluch ist, im Polnischen "dupa", was "Arsch" heißt und ebenfalls ein Fluch ist. Im Englischen bedeutet der Ausdruck "four letter word" einfach "obszönes Wort", "verbotenes Wort". Kinder wurden angehalten, diese bösen Vierbuchstabenwörter nie zu verwenden, also "shit", "cock", "cunt", "arse" etc.
Nur wenn man das weiß, versteht man die doppelte Bedeutung des berühmten Bob-Dylan-Joan-Baez Songs "Love is just a four letter word".

Ich lach mir nen Ast

In Berlin erweiterte man die Redewendung gern zu: "Ik lach mir n Ast, setz mich druff und baumle mit die Beene". Was ist so lustig am Ast? Man kommt erst drauf, wenn man weiß, dass im älteren Deutsch "Ast" ein Wort war, das auch den "Buckel" bezeichnete.
Ich lache mir einen Buckel? Ja, denn man "krümmt sich vor Lachen", macht also einen runden Rücken, schüttet man sich aus vor Lachen. Und das sieht aus, als habe man einen Buckel.

Mensch Meier!

Meier gehört zu den sogenannten Übernamen, die für alle Leute stehen können, ähnlich wie "Hinz und Kunz", "Hans und Franz", "Jedermann", "Otto Normalverbraucher". Deswegen kann man diesen Ausruf auch für Leute verwenden, die nicht Meier, Maier, Mayr, Mayer oder Meir heißen.
Der Mensch zu Beginn ist noch zu klären. Da schwingt auch das alte Schimpfwort "das Mensch" mit. Gleichzeitig ist "Mensch" natürlich die allgemeinste Anredeform.

Holzauge, sei wachsam!

In Brettern finden sich Astlöcher, die an Stellen entstehen, wo Holzaugen sich befinden. Man nennt so die ovalen Areale, wo früher der Ast durch den Stamm hinein gewachsen war. Diese Stellen sahen einfach aus wie Augen, so dass man schon damit scherzen konnte. Diese Augen sahen ja nichts. Doch die Sache hat noch einen Hintergrund. Die Areale der Holzaugen waren besonders hart und schwer zu bearbeiten. Wer in diesem Bereich hobelten, musste sich vorsehen, damit er weder das Brett verdarb noch sich verletzte. So hieß es ursprünglich wohl im Schreinerhandwerk: "Da ist ein Holzauge! Sei wachsam!"
Eine weitere Erklärung geht von Holzkugeln in Schießscharten von Burganlagen aus. Die waren durchbohrt, so dass man durch sie hindurchlinsen konnte, gleichzeitig aber sehr gut geschützt war. Das Frage ist nur, ob sich so ein spezieller Ausdruck als Redewendung so ausgebreitet hätte.

Aus dem Knick kommen

Wenn etwas wieder in Ordnung gebracht ist oder jemand endlich aufbrechen soll, kann man diese Redewendung hören. Sie hat vielleicht mit dem Bügeln und Glätten und Plätten zu tun, denn Knick heißt ja auch Falte. Ist etwas aus dem Knick gekommen, ist es "ausgebügelt", dann geht alles wieder glatt. Gleichzeit ist jemand, der sitzt, einerseits eingeknickt in der Körpermitte, andererseits ist seine Kleidung voller Knicke. Sagt man also "Komm mal aus dem Knick", soll derjenige "die Hufe schwingen", sich erheben, so dass er gerade steht und seine Kleidung ebenfalls wieder glatt ist.

Jemandem reinen Wein einschenken

In der griechischen Antike gab es für Säufer den Ausdruck "er trinkt unvermischten Wein". Das weist schon darauf hin, dass Wein weniger zum Berauschen getrunken wurde, sondern durchweg um den Durst zu stillen. Die Gewohnheit, Wein vermischt zu trinken, war sehr verbreitet. Reiner Wein dagegen nicht.
Die Reinheit verknüpfte man aber schon immer mit der Wahrheit. Es heißt ja "die reine Wahrheit" oder "die lautere Wahrheit". Wer jemandem reinen Wein einschenkt, der spricht Klartext oder Tacheles ohne irgendwelche Verblümtheiten oder Zutaten.

Darauf würd ich meinen Arsch verwetten

Hier geht es – wie in vergleichbaren Wendungen auch – um eine Unmöglichkeit bzw. Übertreibung. Wenn man etwas so unverzichtbares wie seinen Arsch als Wetteinsatz verwenden kann, ist man seiner Sache sehr sicher. Dass man beim Verlieren der Wette Schwierigkeiten hätte, seine Wettschulden zu bezahlen, macht die Sache noch komischer.