"Das Leben ist kein Heimspiel"

Von Anke Leweke · 04.01.2011
Wo heute ein Stadion steht, da grasten noch vor wenigen Jahren die Kühe. Die Filmemacher Frank Marten Pfeiffer und Rouven Rech haben dokumentiert, wie aus dem Hoffenheimer Dorfclub mit Geld und Unternehmergeist ein Bundesliga-Verein gezaubert wurde.
"Nicht der FC Bayern, Nicht Schalke 04, nicht Bayer Leverkusen ... nein. Hoffenheim ist Tabellenerster."

Es ist eine Erfolgsstory, wie sie das Kino liebt. Von der Regionalliga Süd zur Tabellenspitze der Bundesliga, vom unbeachteten Dorfverein mit schäbigen Umkleidekabinen, einem kleinen Fanclub - zum Stadion mit 30.000 Zuschauern!

Wo heute gejubelt und mitgefiebert wird, da grasten vor wenigen Jahren noch friedlich Kühe. Zu Beginn von "Das Leben ist kein Heimspiel" sitzen wir mit der Kamera in einem Auto, fahren entlang eines holprigen Feldweges und schauen auf eine verregnete, einsame Landschaft.

"Schade, dass man das jetzt nicht sieht. Hier links und rechts werden die weiteren Spielfelder sein, hier das Finanz- und Pressezentrum."

Dieser Mann hat eine Vision. Aus dem Provinzverein soll ein Proficlub werden. Er wird sie in die Tat umsetzen und damit Fußballgeschichte schreiben: Sein Name ist Jürgen A. Rotthaus und er ist der neue Geschäftsführer der TSG Hoffenheim. An Rotthaus´ Fersen heften sich die Filmemacher Frank Marten Pfeiffer und Rouven Rech, beobachten seine charmante Aufschneiderei und seine charismatische Überzeugungsarbeit sowohl im Umgang mit den Geldgebern als auch mit den Mitarbeitern.

"Ich war gerade am Stadion. Es sieht schon gut aus, aber es gibt kein Webcam, keine Fotos, es passiert Zero."

Auch wenn das Geschäft und der Erfolg im Vordergrund stehen, weiß Rotthaus, dass man Fans und Tradition braucht, um sich als Verein der ersten Liga zu etablieren. So wird dieser Film auch zum Diskurs über den modernen kapitalistischen Fußball, über die Gratwanderung, Fans und Finanziers gleichermaßen an sich zu binden. Dabei bleibt "Das Leben ist kein Heimspiel" ein rein beobachtender Dokumentarfilm. Die Regisseure verzichten auf jeden Kommentar, nehmen weder die Fan- noch die Kritikerposition ein. Vielmehr übergeben sie den Ball nach dem Anpfiff direkt an den Zuschauer.