"Das ist ein Schuss nach hinten"

13.11.2008
Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, hat die von der Kultusministerkonferenz (KMK) offenbar beabsichtigte Abkoppelung der Hauptschulen von den nationalen Bildungsstandards kritisiert. Die Pläne seien eine "schallende Ohrfeige für die Hauptschule, für die Hauptschullehrerschaft und auch für viele sehr leistungswillige und leistungsfähige Hauptschüler", sagte Kraus.
Zuvor hatte die Tageszeitung "taz" unter Berufung auf eine Beschlussvorlage der KMK berichtet, die Kultusminister wollten die länderübergreifenden Qualitätstests für die Hauptschulen aussetzen, weil mehr als die Hälfte der Hauptschüler den Standards ohnehin nicht gerecht werde.

Anstatt die Maßstäbe zu drücken, um damit eine "schöne Bilanz" zu erreichen, sei eine umfassende Förderung der Schüler nötig, forderte Kraus. Dazu zählten "allerkleinste Klassenstärken", zusätzliches Personal, aber auch der Ganztagsbetrieb. "Ein Bildungssystem, das sich in sozialpolitischer Verantwortung sieht, muss bereit sein, in diese schwierige Schülerklientel hinein (…) mehr zu investieren, als es das in andere Schülerklientele hinein tut."

Zugleich warnte Kraus vor weiteren negativen Konsequenzen für die berufliche Zukunft der Hauptschulabsolventen. Die Motivation eines Mittelständlers, einen Hauptschüler einzustellen, würde möglicherweise sinken, sollte die "Anspruchslatte" an diese Schulform abgesenkt werden.

Das Gespräch mit Josef Kraus können Sie bis zum 13. April 2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio