Computer

"Es wird jetzt von Tag zu Tag unsicherer"

Moderation: André Hatting · 08.04.2014
Windows XP wird von Microsoft nicht länger unterstützt, Sicherheitslücken werden somit nicht mehr geschlossen, sagt Georg Schnurer von der Zeitschrift "c't". Das Beste sei es, jetzt ein neues Betriebssystem kaufen.
André Hatting: Im Oktober 2001 kam Windows XP auf die Welt. Bis heute zählt es zu den Lieblingsbetriebssystemen weltweit. Schätzungen zufolge hat es immer noch jeder Dritte auf seinem PC oder Laptop installiert. Aber mit 13 Jahren ist man als Computersystem bereits ein Greis, weit jenseits des Renteneintrittsalters, und deswegen ist ab heute Schluss. Microsoft stoppt den Support, ab sofort gibt es keine Updates mehr, keine Hotline oder sonstigen Service. Das bedeutet zum Beispiel: auch kein Schutz mehr vor neuen Virenattacken.
Georg Schnurer ist stellvertretender Chefredakteur der Computerfachzeitschrift "c't". Guten Morgen, Herr Schnurer.
Georg Schnurer: Schönen guten Morgen!
Hatting: Microsoft hat das schon sehr lange angekündigt. So richtig überrascht dürfte man eigentlich nicht sein. Trotzdem ist es ja bei vielen so: solche unangenehmen Termine, die verdrängt man ganz gerne. Wie ist denn das bei Ihren Lesern? Sagen die, oh Gott, der 8. April, XP kein Support mehr, Panik?
Schnurer: Das ist sehr zweigeteilt. Es gibt eine Gruppe von Lesern, die sind schon, ich sage mal vorsichtig, seit Jahren umgestiegen. Die haben sich überlegt, es geht nicht weiter. Microsoft hat das ja schon früh angekündigt. Außerdem ist auch Windows XP nicht unbedingt das modernste Betriebssystem. Es läuft auf moderner Hardware nicht mehr besonders effektiv.
Dann gibt es aber tatsächlich auch eine Gruppe von Lesern, die wir haben, die sagen, ich will mein altes System behalten, und zwar so lange wie es irgendwie geht - teils, weil ich alte Hardware habe, die einfach nicht mit neuen Systemen läuft, teils aber auch aus Bequemlichkeit oder aus, ich sage mal, schlechterem Wissen oder besserem Nichtwissen.
Hatting: Und die sind jetzt alle bedroht, oder können die trotzdem weiter mit XP arbeiten?
Der Virenscanner hilft nur in gewissen Grenzen
Schnurer: Es ist ja nicht so, dass ab heute quasi schlagartig Windows XP unsicher wird, sondern es wird jetzt einfach von Tag zu Tag unsicherer. Es ist ja so, dass ich in meinem System zwei Schwachstellen habe, wo die Leute einbrechen können. Die allergrößte ist das Internet. Ein blöder Klick an irgendeiner Stelle, eine Mail, wo ich auf irgendeinen Link klicke, und schon habe ich mir irgendwas eingefangen. Dagegen kann ich mich durch Ziehen des Netzsteckers einigermaßen schützen.
Die andere Variante sind USB-Sticks oder Datenträger, die verseucht sind. Dagegen hilft mir in gewissen Grenzen der Virenscanner. Wenn ich diese beiden Tore zumache, dann geht es weiter.
Hatting: Ein anderes Standardrezept, was es auch immer wieder zu hören gibt und was Microsoft selber ja auch empfiehlt, ist: bitte hochrüsten auf Windows 7 oder Windows 8. Aber von Windows XP auf Windows 7, das geht nicht kostenfrei. Das kann ganz schön teuer sein, oder?
Schnurer: Richtig. Ich muss mir natürlich ein neues Betriebssystem kaufen. Das sind in der Regel so um die 49 bis 69 Euro, je nachdem, ob ich noch eine Update-Lizenz bekommen kann. Daneben macht es auch viel Arbeit. Man kann zum Beispiel die Programme nicht mitnehmen. Das ist auch für viele Leute ein Grund zu sagen, okay, ich will gar nicht umsteigen, diese ganze Installationsorgie droht jetzt wieder. Was ich mitnehmen kann, sind die Einstellungen und meine Daten, aber alles andere muss ich neu installieren.
Hatting: Ist eigentlich das einzige Risiko bei XP das der neuen Virenattacken? Ich kann mich davor jetzt nicht irgendwie schützen, indem ich neue Virenprogramme auflade, oder die Firewall aktualisiere, oder so, sondern das ist im Prinzip dann nicht mehr zu schützen?
"Immer wieder neue Schädlinge"
Schnurer: Genau. Es sind verschiedene Einfallebenen, die man da hat. Ich habe einerseits natürlich klassische Viren und Würmer, die irgendwelche Schwachstellen im System ausnutzen, oder auch Schwachstellen in Programmen. Doch die Schutzprogramme dagegen greifen erst dann, wenn dieser Schutz eingebaut wurde. Wenn ich ein Loch im Betriebssystem habe, das bekannt ist, kann ich dafür immer wieder neue Schädlinge schreiben, und da kommen Antivirenprogrammierer gar nicht hinterher, um da jetzt entsprechende Schutzsoftware zu schreiben.
Also insofern ist das ein sehr, sehr wackeliges Spiel zu sagen, ich verlasse mich da auf meinen Virenscanner. - Dann kommt noch dazu: Der Virenscanner selber muss ja auch regelmäßig upgedatet werden. Der braucht immer wieder neue Signaturen. Wenn man das nicht regelmäßig macht, hat man auch da ein Problem.
Hatting: Georg Schnurer, stellvertretender Chefredakteur der Computerzeitschrift "c't", über das Ende des Supports für Windows XP. Danke für das Gespräch, Herr Schnurer.
Schnurer: Danke und Tschüss!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk/Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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