CO2-Quote für alle

Von Dirk Asendorpf · 30.11.2009
30 Milliarden Tonnen Treibhausgas pustet die Menschheit jedes Jahr in die Atmosphäre. Um die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen, muss diese Menge halbiert werden. Soll es dabei gerecht zugehen, bedeutet das die Einführung einer CO2-Quote: zweieinhalb Tonnen Treibhausgas pro Kopf und Jahr und dann ist Schluss.
Für die Menschen in Tansania, Peru, Indien oder Indonesien wäre das überhaupt kein Problem, ihr durchschnittlicher Beitrag zur Erderwärmung liegt weit unter der Quote. Doch für uns hieße es radikal abspecken. Jeder Deutsche hätte nur noch das Recht auf ein Viertel seiner bisherigen Emissionen.

Auf die Hälfte der dann noch erlaubten CO2-Menge haben wir gar keinen direkten Einfluss. Sie entsteht durch die staatliche Infrastruktur – vom Straßenbau bis zur Heizung von Schulen und Ämtern. Vorausgesetzt, auch dort wird ordentlich gespart, bleiben uns höchstens noch 2000 Kilo CO2, die jeder im Jahr erzeugen darf. Ein eigenes Auto können wir vergessen, ein paar Hundert Kilometer Taxi oder Mietauto sind vielleicht gerade noch drin.

Fleisch kommt höchstens einmal in der Woche auf den Tisch, in jedem Steak steckt mehr als ein Kilo Treibhausgas. Das gleiche gilt für eine Portion Tiefkühlpommes. Wer sich morgens, mittags und abends rein vegetarisch mit heimischem Getreide, Obst und Gemüse ernährt, kommt dagegen erst nach 20 Tagen auf ein Kilo CO2. Da bleibt noch Platz für die Urlaubsreise ans Mittelmeer – im Zug, versteht sich.

Wer nach Kalifornien will – Hin- und Rückflug schlagen mit 6400 Kilo CO2 ins Kontor – muss seinen kompletten Ausstoß dreier Jahre zusammenkratzen. Oder drei Bergbauern in Nepal finden, die bereit sind, ihren Überschuss zu verkaufen, denn selber benötigen sie nur 100 ihrer 2500 Kilo. An den Börsen von New York, Tokio oder Frankfurt schauen die Broker nicht mehr auf DAX oder Dow Jones, sondern auf Emissions-Zertifikate und Fonds.
Denn die neue Weltwährung heißt CO2.

Das Gespräch zum Thema mit Rainer Grießhammer, stellvertretender Geschäftsführer des Öko-Instituts Freiburg
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