Christiane Grefe: "Global Gardening"

Bioökonomie unter der Lupe

Milchkannen auf einem Holztisch
Teil aktueller Landwirtschaftsdebatten: Was darf der Milchbauer, um möglichst viel Milch von seiner Kuh zu bekommen? © dpa/picture-alliance/Markus C. Hurek
Christiane Grefe im Gespräch mit Shelly Kupferberg · 30.04.2016
Biologisches Wirtschaften bekommt von Kritikern oft den Stempel: "Totalitärer Ansatz!" Die Autorin Christiane Grefe ist den Urteilen und Vorurteilen gegen die Bioökonomie nachgegangen und gibt im Studio Auskunft über ihre Recherchen bei Ökologen, Naturschützern und Bauern.
Wie können in Zeiten des Klimawandels immer mehr Menschen von immer weniger Ressourcen mit Nahrung, Energie und Materialien zugleich versorgt werden? Die Landwirtschaft des 21. Jahrhunderts - wie könnte, wie sollte sie aussehen? Mit diesen Fragen hat sich die Journalistin und Buchautorin Christiane Grefe in ihrem neuen Buch "Global Gardening. Bioökonomie – neuer Raubbau oder Wirtschaftsform der Zukunft?" beschäftigt.
Sie gibt darin einen Überblick über die derzeitigen Debatten und den Forschungsstand zum Thema Bioökonomie.
Autoreifen aus Löwenzahn, Plastik aus Kartoffeln, Sprit aus Zucker oder Flugkerosin aus Algen: Von einer "wissensbasierten Bioökonomie" erhoffen sich deren Förderer Lösungen für die zentrale Frage des 21. Jahrhunderts.

Wettkampf um Böden, Flächen und Ressourcen

Dabei konkurrieren Getreide und Futtermittel, Energiepflanzen, Fasern und Naturlandschaften für den Erhalt der Biodiversität schon jetzt um Flächen, Wasser und Boden. Wer in Ministerien, Konzernlaboren und Biotechnologie-Startups nachfragt, stößt auch auf andere Interessen: auf neue Forschungsgelder, Produktideen, Märkte und der Sicherung der Ressourcen in Entwicklungsländern.
© Verlag Kunstmann, München
In Zukunft soll die synthetische Biologie Lebensformen neu konstruieren.
Ist Bioökonomie also ein "totalitärer Ansatz", wie Kritiker warnen oder sind neue Technologien sinnvoll? Wie müssen sich Handelsregeln, Forschungspolitik und Agrarsubventionen ändern, damit globale Vielfalt erhalten bleibt? Und wer entscheidet darüber?
Die Journalistin Christiane Grefe ist diesen Fragen nachgegangen, hat mit Politikern gesprochen, mit Ökologen, Naturschützern und Bauern. Sie zeigt uns die Risiken und die Chancen der Bioökonomie auf – und demonstriert, wie nötig eine Debatte darüber ist, welche Natur wir in Zukunft wollen.

Christiane Grefe: Global Gardening. Bioökonomie – neuer Raubbau oder Wirtschaftsform der Zukunft?
Verlag Antje Kunstmann, München 2016, 320 Seiten, 22,95 Euro

Christiane Grefe, geboren 1957 in Lüdenscheid, studierte an der Deutschen Journalistenschule und Politikwissenschaft in München. Sie war freie Journalistin bei Natur, Geo Wissen und beim Magazin der Süddeutschen Zeitung und arbeitet seit 1999 als Reporterin für die ZEIT. Zuletzt erschien gemeinsam mit Harald Schumann "Der globale Countdown".
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