Christiane Nüsslein-Volhard

Hat Ihr Nobelpreis Wissenschaftlerinnen ermutigt?

Moderation: Katrin Heise · 18.06.2015
Vor 20 Jahren hat Christiane Nüsslein-Volhard den Nobelpreis bekommen. Mit ihrer Stiftung unterstützt sie heute junge Forscherinnen. Die Biologin glaubt noch immer an die Neugier als Triebfeder der Wissenschaft. Was auch hilft: "Rasender Spaß" und Besessenheit.
Christiane Nüsslein-Volhard ist eine Ausnahmeerscheinung, die am liebsten keine wäre. Als eine der ersten Frauen war die Biologin Direktorin in der Max-Planck-Gesellschaft - wo sie anfangs allerdings, wie sie im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur berichtet, auch mal mit der Sekretärin verwechselt wurde. Ihrer internationalen Karriere hat das keinen Abbruch getan - für ihre Forschung zur Genetik der frühen Embryonalentwicklung bekam sie dann vor 20 Jahren den Nobelpreis.
Damit begabte junge Naturwissenschaftlerinnen sich heute nicht mehr zwischen Familie und wissenschaftlicher Karriere entscheiden müssen, bietet sie mit ihrer Christiane-Nüsslein-Volhard-Stiftung lebensnahe Unterstützung für den weiblichen Wissenschaftsnachwuchs.
Sie selbst habe relativ früh die Entscheidung getroffen, unabhängig sein zu wollen: "Ich will keinen Chef haben, der mir da reinredet." Mit 42 Jahren wurde sie Direktorin am Max-Planck-Institut.
Forschung im Labor ist ein "extremer" Job
Wegen ihren Überzeugungen wurde sie in der Vergangenheit von Feministinnen angefeindet: Ihr sei vorgeworfen worden, Macht wie die Männer auszuüben, sagt Nüsslein-Volhard. "Die arbeitet ja viel zu viel, die beutet ihre Mitarbeiter aus", seien die Vorwürfe gewesen.
Ihr habe die Arbeit aber "rasenden Spaß" gemacht, sie sei "besessen" gewesen. Von ihren Mitarbeitern verlangte sie dieses Engagement allerdings auch. Und Frauen, die "nicht furchtbar viel arbeiten" wollten, passten nicht in ihr Team: "Da habe ich gesagt: Dann ist es halt nichts für Sie." Wer nicht bereitwillig Einschränkungen im Leben ertrage, für den sei ein solch extremer Job nichts, ist sie noch immer überzeugt.
Nüsslein-Volhard ist für die Forschung aus "Neugier", und sie hat kein Problem damit, wenn neue Erkenntnisse nicht sofort einen direkten Nutzen für die Menschheit haben. Die Grundlagenforschung sei wichtig, um die Lebensvorgänge zu verstehen, betont sie. Doch diese zweckungebundene Forschung macht ihren Angaben zufolge nur noch fünf Prozent der gesamten Forschung aus.
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