Camilla Läckberg: "Die Schneelöwin"

Zimtschnecken und Serienmörder

Zimtplätzchen liegen auf einer Küchenarbeitsplatte, bevor sie im Ofen gebacken werden.
Mit Zimtgebäck stellt die Kommissarsgattin ihre Kinder ruhig, um parallel eigene Ermittlungen anzustellen. © imago / Seeliger
Von Kolja Mensing · 21.01.2016
Harmonisches Familienleben und harte Polizeiarbeit sind vereinbar: zumindest in der schwedischen Kleinstadt Fjällbäcka und dank frisch gebackener Zimtschnecken. Der Krimi "Die Schneelöwin" von Camilla Läckberg steht auf den Bestseller-Listen. Unser Kritiker fand die Lektüre aber etwas schleppend.
Eine Handvoll Mädchen verschwindet spurlos. Monate später taucht eine von ihnen schwerverletzt am Rand einer Landstraße auf und stirbt kurz darauf im Krankenhaus der Kleinstadt Fjällbacka. Ihr Körper weist Spuren von Folter auf, die Ermittler gehen von einem Serientäter aus. Gleichzeitig scheint es Parallelen zu einem fast 30 Jahre alten, nie geklärten Gewaltverbrechen zu geben: Das ist die Ausgangssituation von Camilla Läckbergs Thriller "Die Schneelöwin".
Band neun der erfolgreichen Serie
Es ist der mittlerweile neunte Band der extrem erfolgreichen Reihe um Kommissar Patrick Hedström und seiner Frau, der Schriftstellerin Erica Falck, die auch diesmal wieder – parallel zu ihrem Mann – Privatermittlungen betreibt. Fans kennen diese Grundkonstellation bereits aus den vorherigen Bänden beziehungsweise den Hedström-Falck-Verfilmungen, die das ZDF in Auftrag gegeben hat: Die Vereinbarkeit von erfülltem Familienleben und harter Polizeiarbeit, das ist die literarische Mission, der sich Camilla Läckberg verschrieben hat.
Auf den ersten Blick hat das etwas putzige Auswirkungen. So werden zum Beispiel die lieben Kleinen mit selbstgebackenen Zimtschnecken und Kinderfernsehen ruhig gestellt, und während es im ganzen Haus harmonisch nach "Butter und Zimt duftet", diskutieren Mama und Papa den letzten Autopsie-Bericht: "Die Zunge hatte man ihr auch abgeschnitten."
Das Böse lebt so nah
Letztlich geht es Camilla Läckberg allerdings genau darum – um den Nachweis, dass "das Böse" immer "in der Nähe ist" beziehungsweise "Seite an Seite mit dem Guten" lebt. Solche und ähnliche Formulierungen finden sich an einem guten Dutzend Stellen in diesem (insgesamt recht hausbackenen) Thriller, und Camilla Läckberg steht damit nicht allein.
Dass der nächste Psychopath gleich nebenan wohnt oder möglicherweise sogar in den eigenen vier Wänden, das ist gewissermaßen das moralphilosophische Leitmotiv des aktuellen skandinavischen Kriminalromans. Vermutlich liegt hier der Erfolg dieses Regionalgenres begründet: Erst das Böse bringt die Idylle zum Leuchten. Darauf eine Zimtschnecke!

Camilla Läckberg: "Die Schneelöwin"
Roman
Aus dem Schwedischen von Katrin Frey
List Verlag, München 2016
448 Seiten, 19,99 Euro

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