Bunte Papierschleifen zur Begrüßung

Von Ralf Geißler · 08.03.2005
1954 war Vietnam ein geteiltes Land. Im Norden regierten die Kommunisten. Im Süden wurde ein autokratischer Herrscher von den USA unterstützt. Schon früh versuchten kommunistische Guerilla-Kämpfer, die Einheit wieder herzustellen. Doch die USA wollten ein Ausbreiten des Kommunismus mit allen Mitteln verhindern. Am 8. Märt 1965 landeten die ersten amerikanischen Marines in Südvietnam.
Am Morgen des 8. März 1965 gingen vor der Küste Süd-Vietnams zwei amerikanische Kriegsschiffe vor Anker. An Bord waren insgesamt mehr als 3.000 Soldaten. In voller Ausrüstung - mit Helm und Waffen - traten die jungen Männer an Land.

Während der Landung gab es keinerlei Widerstand vom Vietcong.

Berichtete am Folgetag die New York Times.

Südvietnamesische Truppen und Marineeinheiten hatten die Küste zuvor gesichert. Einige vietnamesische Studentinnen begrüßten die Soldaten und banden ihnen bunte Papierschleifen um den Hals.

Die Soldaten waren die ersten Mitglieder der US-Marines, die nach Vietnam verlegt wurden. Sie betraten ein Land, in dem man nirgendwo sicher war. Der Vietcong versuchte seit Jahren, Süd-Vietnam zu destabilisieren. Die kommunistische Untergrundarmee zündete Dörfer an, tötete die Ortsvorsteher und übernahm in vielen ländlichen Regionen die Kontrolle. Unterstützt wurde sie dabei vom kommunistischen Nord-Vietnam. Gemeinsames Ziel war die Wiedervereinigung des Landes.

Doch ein vereintes kommunistisches Vietnam wollten die USA unter allen Umständen verhindern. Sie unterstützten deshalb eine diktatorische Regierung im Süden. Im August 1964 ließ sich US-Präsident Lyndon B. Johnson vom Kongress den Einsatz von Streitkräften genehmigen. Die sogenannte Tongking-Resolution kam nur zustande, weil Nord-Vietnam angeblich zwei amerikanische Schiffe angegriffen hatte. Das stimmte zwar nicht, der inszenierte Zwischenfall erlaubte es Johnson aber, so viele US-Soldaten nach Vietnam zu schicken, wie er wollte. Anfang März 1965 begann die US-Armee zunächst mit Bombenangriffen auf Nord-Vietnam, um dem Vietcong den Nachschub abzuschneiden.

Der Einsatz trug den Namen "Rolling Thunder" - Rollender Donner. Die Bomben töteten auch viele Zivilisten. Trotzdem rechtfertigte der südvietnamesische Präsident General Ky den Einsatz der Amerikaner gegen seine Landsleute im Norden.

Hier liegt eine große Wirkung für das vietnamesische Volk. Wir wissen jetzt, dass unsere Verbündeten, insbesondere die Amerikaner, zu uns stehen, fest zu uns stehen und die Kommunisten im Norden bekämpfen. Diese Bombenangriffe beeinträchtigen in hohem Maße die Moral der Menschen in Nord-Vietnam. Sie wissen jetzt, dass Nord-Vietnam nicht mehr länger ein sicheres Gebiet ist.

Doch weder das kommunistische Nord-Vietnam noch der Vietcong ließen sich bezwingen. Schon zu Beginn der Bombardierungen versuchte der Vietcong, die Militärflughäfen im Süden auszuschalten. Deswegen war der Einsatz von Bodentruppen unvermeidlich. Die 3.000 Soldaten, die im März 1965 in Vietnam landeten, sollten den Flughafen von Danang vor Angriffen schützen. Doch es blieb nicht bei diesen 3.000 Männern. Mit jedem Monat kamen mehr Soldaten aus den USA.

Die Amerikaner schickten Hubschrauber, Kriegsschiffe, Bomber und Giftgas. Auf dem Höhepunkt des Krieges waren 500.000 US-Soldaten in Vietnam im Einsatz. Vergeblich. Der Vietcong erwies sich mit seiner Guerilla-Taktik als unbesiegbar. Je stärker der Konflikt eskalierte, um so mehr wurde der Krieg auch Thema in Deutschland. Zum Geburtstag der kommunistischen Republik Nord-Vietnam veranstalte die SED 1966 eine Feier in der DDR. Festredner war Politbüro-Mitglied Kurt Hager.


Unser Herz, unsere ganze Kraft, unser Fühlen und Denken gehört dem vietnamesischen Volk. Die Bonner Regierung aber tritt im Gegensatz zu den anderen kapitalistischen Ländern Europas als Helfershelfer der USA-Imperialisten auf. Immer aktiver und offener unterstützt sie den barbarischen Krieg der USA gegen das Volk von Vietnam.

Die USA ließ solche Kritik freilich unbeeindruckt. Grundlage ihrer Politik war die Domino-Theorie. Sie besagte: Wenn ein Land unter kommunistische Kontrolle gerät, fallen - wie im Domino - auch die Nachbarn um und werden kommunistisch. Deshalb wollte man Süd-Vietnam mit allen Mitteln halten. Ende 1965 glaubte der US-Botschafter General Taylor noch fest an einen Sieg.

Der bedeutendste einzelne Schritt auf dem Weg zum Sieg wird darin bestehen, die kommunistische Führerkraft in Hanoi davon zu überzeugen, dass sie Süd-Vietnam niemals mit militärischen Mitteln ihre Gewalt bringen können und dass schließlich ihre Beteiligung an dieser Mission zu kostspielig wird, als dass sie sie fortsetzen können.

General Taylor irrte sich. Weltweit wuchs die Kritik an den zahllosen Opfern, welche die rücksichtslosen Einsätze der US-Armee forderten. Die Amerikaner mussten sich zurückziehen. Acht Jahre nachdem die ersten US-Marines vietnamesischen Boden betreten hatten, wurden die letzten US-Soldaten wieder ausgeflogen. Ganz Vietnam wurde kommunistisch.