Biografie von Chrissie Hynde

Ein zügelloses Musikerleben

Chrissie Hynde bei einem Pretenders-Konzert in Hongkong.
Chrissie Hynde bei einem Pretenders-Konzert in Hongkong © picture alliance / dpa / Imaginechina
Von Uwe Wohlmacher · 23.11.2015
Chrissie Hynde, Frontfrau der "Pretenders", hat ihr Leben als Musikerin völlig zügellos gelebt. Man fragt sich, wie sie es bei all dem Drogenkonsum überhaupt schaffte, Musik zu machen. Doch ihre Biographie scheint auch eine ganz persönliche Funktion zu erfüllen.
Fast könnte man glauben, Chrissie Hynde lebte nach dem Spruch "Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin", so groß war ihr unbändiger Drang Rockstar zu werden.
Dabei war die Musikerin auf dem Weg dahin sich selbst gegenüber derart kompromisslos, dass man sich schon wundert, dass sie bei all den Drogen- und Alkoholexzessen überhaupt in der Lage war Musik zu machen und mit ihrer Band The Pretenders eine jahrzehntelange erfolgreiche Karriere aufzubauen.
Zeittypische Begleiterscheinungen
Hynde erzählt in ihrer Biografie mit brutaler Ehrlichkeit, wie sie als Teenager in ihrer Geburtsstadt Akron/Ohio der Rockmusik erliegt und nach vielen Irrwegen und Sackgassen am Ende in London doch ein umjubelter Rockstar wurde. Dass sie auf dem Weg dahin viele miese Jobs machen musste, in der Hausbesetzerszene landete, im Zuge der folgenden Karriere Freundschaften und Liebesbeziehungen scheiterten und immerhin zwei Bandmitglieder Drogenopfer wurden, resümiert sie als zeittypische Begleiterscheinungen des Mythos um Sex & Drugs & Rock'N Roll.
Im Epilog des Buches heißt es an einer Stelle: "So war das eben", nicht ohne darauf zu verweisen, dass sie durch ihre naive und fatalistische Lebenseinstellung eine gehörige Portion Mitschuld an all den Tragödien hat. Ein Buch, das wohl auch als Aufarbeitung eines anfangs ziel- und später zügellosen Musikerlebens gelesen werden kann.

Chrissie Hynde: Reckless – mein Leben
Aus dem Englischen von Kirsten Borchardt
Heyne Verlag, 416 Seiten, 19,99 Euro

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