Autobiografie eines Karikaturisten

Humor als Notwehr

Der Karikaturist Olaf Schwarzbach (OL) im Berliner Funkhaus des Deutschlandradios
Der Karikaturist Olaf Schwarzbach alias OL hat seine Erinnerungen an die DDR aufgeschrieben © Deutschlandradio / Torben Waleczek
Olaf Schwarzbach im Gespräch mit Timo Grampes · 16.02.2015
Er ist einer der profiliertesten Karikaturisten in Deutschland: OL. Jetzt hat Olaf Schwarzbach seine Autobiografie geschrieben - und präsentiert einen ganz eigenen Blick auf die DDR.
"OL ist der lebendige Beweis: Humor und Witz, komisches Talent eben, ist keine Gabe, sondern Notwehr."
Das hat die Schriftstellerin Katja Lange-Müller über OL, bürgerlich Olaf Schwarzbach, gesagt. Schwarzbachs Cartoon-Helden heißen Ullrich, sind Toilettenwart oder Mütter auf dem Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg. OL kam 1965 in Ostberlin zur Welt. Nach einer Lehre als Offsetdrucker arbeitete er als Kupferdrucker beim Staatlichen Kunsthandel der DDR. OL hatte, das verrät seine jetzt vorgelegte Autobiografie, Schwierigkeiten, die Verhaltensnormen des Klassenkollektivs zu beachten.
Heute lebt er in Berlin und zeichnet für verschiedene Blätter, unter anderen "Kowalski", "zitty", "Tagesspiegel", "Börsenblatt", "Jungle World", "tip Berlin" und "n-tv". Für das Wochenmagazin der "Berliner Zeitung" entstehen seit 1997 die wöchentlichen Strips "Jürgen der Trinker" und "Die Mütter vom Kollwitzplatz". 2003 und 2013 wurde er mit dem Deutschen Karikaturenpreis ausgezeichnet.
Die DDR - von Journalisten, Bürgerrechtlern und dem Bundespräsidenten besetzt
Für Schwarzbach war das Schreiben seiner Autobiografie vor allem eine "Rückaneignung von Geschichte". Seine beiden Töchter sollten lesen können, wie es ihm in der DDR ergangen sei, sagt OL. Die DDR-Geschichte sieht er von Bürgerrechtlern, dem Bundespräsidenten und Journalisten besetzt – er habe die Zeit ganz anders erlebt, als wie sie immer wieder geschildert werde.
In der DDR hatte er ein "No-Future-Gefühl". Er wusste, er würde nicht zur Armee gehen, und auch nicht in den Westen – das sei ein "unauflösbarer Knoten" gewesen. Schließlich floh er 1989 nach München, weil ihm drei Jahre Gefängnis drohten. Die DDR hat er nach eigenen Angaben gut verarbeitet, heute geht es ihm besser.
"Je besser man mit sich selbst im Reinen ist, umso besser kommt man mit den gesellschaftlichen Unwägbarkeiten klar. Und ich komme heute besser klar als damals, obwohl es sicherlich genauso viele Probleme gibt wie damals."
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