Aussteigerdorf und Insidertipp

Das norwegische Nyksund am Polarkreis

Graffiti bei alter Fischfabrik.
Graffiti bei alter Fischfabrik. © Deutschlandradio / Michael Frantzen
Von Michael Frantzen · 30.08.2016
Heute wollen wir Ihnen das norwegische Nyksund empfehlen. Nördlich vom Polarkreis gelegen, waren dort Ende der 90er-Jahre fast nur noch Aussteiger zu finden. Neuerdings ist das kleine Dorf auch wieder Ziel zahlreicher Touristen.
Noch Ende der 90er-Jahre war es ein gottverlassener Ort für Aussteiger: Das norwegische Fischerdorf Nyksund nördlich des Polarkreises, gut anderthalbtausend Kilometer von Oslo entfernt. Doch Nyksund muß etwas Besonderes sein, denn selbst die norwegische und die schwedische Königin waren 2013 schon hier.
Ein Ritterschlag für die rund zwanzig Einwohner. Ende der 60er Jahre hatte sich der norwegische Staat aus Kostengründen entschlossen, entlegene Flecken wie Nyksund zu entvölkern. 1975 war dann auch der letzte Bewohner weggezogen. In den 80ern versuchten West-Berliner Sozialarbeiter, hier Problemkids zu resozialisieren, doch sie hatten auch irgendwann genug von der Einsamkeit. "Ein zum Tode verurteilter Fischereihafen auf den Vesteralen" - Das schrieb die überregionale Tagesszeitung Dagbladet schon 1971 über Nyksund.
Blick auf Nyksund.
Blick auf Nyksund.© Deutschlandradio / Michael Frantzen
Doch allen Prognosen zum Trotz, das norwegische Dorf im hohen Norden starb nicht. Von Nyksund, dem verfallenen Fischerort, ging ein seltsamer Optimismus aus wie von so vielen Orten, die als morbide gelten und gleichzeitig attraktiv sind. Und dann fand eine Art Metarmophose statt.
Blick vom "Königinnenweg" auf Küste bei Nyksund.
Blick vom "Königinnenweg" auf die Küste bei Nyksund.© Deutschlandradio / Michael Frantzen
Mit einem Male jedenfalls blühte der Ort wieder auf. Naturliebhaber aus dem In- und Ausland strömen heute hierher, genauso wie Aussteiger, Künstler, Musiker und Fischer. Der Norden, der Wilde Westen Norwegens, hat das große Glück, eine Gegend zu sein, in der noch Pläne geschmiedet, noch Spuren hinterlassen werden können.
Wir wollen Ihnen in unserer Sendung Weltzeit dieses kleine norwegische Dorf ans Herz legen, das gerade seine Wiedergeburt erlebt und in dem man im Winter die Polarlichter bewundern kann und im Sommer die Mitternachtssonne.

Text zum Weltzeit-Feature:
"Generell sagt man ja hier oben: Oslo ist weit."
Das kann man wohl laut sagen. Gut anderthalbtausend Kilometer sind es von der norwegischen Hauptstadt nach Nyksund, dem Fischerdörfchen nördlich des Polarkreises. Ssemjon Gerlitz lächelt. Für ihn: Genau das Richtige.
Sonntagvormittag, kurz nach neun. Halb Nyksund ist schon auf den Beinen. Draußen wabert Nebel durch die Gassen des Küstenortes. Drinnen, in der "Holmvik Brygge", Ssem-jons urigem Hotel, verschafft sich der deutsche Auswanderer einen Überblick darüber, was heute noch ansteht: Buchungen checken; die Betten in zwei der acht Zimmer neu beziehen; mit Kyrre, dem Bootsmann reden – wegen der Wal-Safari auf dem Atlantik morgen.
"Ich wollte auswandern. Auch immer schon nach Norwegen. Meine Eltern haben uns immer nach Norwegen mitgenommen. Nur: Wo soll man nach Norwegen auswandern? Egal, wo man hingeht: Es ist schön. Dann hab ich von diesem Ort gehört. Er war nördlich vom Polarkreis. Die interessante Sache war: Hier lebte in dem Sinne noch keiner. Man hatte ne Baumasse. Man hatte etwas, womit man anfangen konnte. Und dann die Herausforderung: Schafft man, einen Ort wieder zu bevölkern?"

1975 war der letzte Besucher weggezogen

Der gebürtige Düsseldorfer schließt an seiner Hotel-Bar, die mit etwas Phantasie als Wild-West-Saloon durchgehen könnte, kurz die Augen. Nyksund Ende der 90er – bei seinem ersten Besuch: Das war nicht nur gefühlt das Ende der Welt, sondern auch eine Geisterstadt. Niemand mehr da. 1975 war der letzte Bewohner weggezogen. In den 80ern versuchten zwischenzeitlich zwar West-Berliner Sozialarbeiter, hier Problemkids zu resozialisieren, doch auch sie hatten irgendwann genug von der Einsamkeit; dass es im Winter nie hell wird. Ssemjon hauchte Nyksund wieder Leben ein. Renovierte, was noch zu renovieren war. Zimmerte sich aus verschiedenen Holzhäusern sein Hotel zusammen. Zahlte Lehrgeld, damals, um die Jahrtausendwende.
"Da kamen natürlich die Jugendlichen und dachten: Ja, Nyksund ist weit vom nächsten Ort entfernt. Da kann man nach Sperrstunde auch noch mal trinken. Vielleicht kommt da bei mir noch der kleine Deutsche heraus: Da hab ich selber die Behörden gefragt, ob sie nicht mal rauskommen können zum Kontrollieren. Um mir auch ne Rückenstütze zu geben, dass ich sagen kann: So, jetzt ist zu! Hier wird kontrolliert. Ich muss mich dran halten. Weil: Wenn man hier als Ausländer ankommt und dann stehen da so Norweger, die jetzt noch weiterfeiern wollen. Und die zahlen jeden Betrag. Dann zu sagen: Näh, sorry, wir haben zu: Ist schwierig."

Naturliebhaber aus dem In- und Ausland strömen nach Nyksund

Die Zeiten sind vorbei. Statt trinkfreudiger Jugendlicher aus Myre, der nächstgelegenen Stadt, strömen heute Naturliebhaber aus dem In- und Ausland nach Nyksund – und in letzter Zeit auch vermehrt Nachfahren der Fischer, die einst weggegangen waren. Einige bleiben nur zu Besuch, andere um hier zu leben. So kommt es, dass wieder rund zwanzig Leute in Nyskund wohnen. Viel Platz haben sie nicht: Die meisten Häuser stehen dicht an dicht am Wasser, die restlichen oben, auf dem Felsen. Ein bunter Bevölkerungs-Mix: Deutsche sind darunter; Ssemjons slowakische Freundin; und natürlich Norweger: Künstlerinnen und Musiker. Kellner und Hotelangestellte weniger. Denn: Ihre Jobs sind zu schlecht bezahlt.
"Wir versuchen natürlich jedes Jahr, hauptsächlich Norweger zu kriegen. Aber das ist halt relativ schwierig, Norweger gerade in der Saison im Servicebereich zu bekommen. Seit 16 Jahren hatten wir keinen einzigen Norweger, der sich bei uns beworben hat."
Ssemjon ist nach draußen gegangen. Der Mann mit dem roten Vollbart will auf die andere Seite der Mole, zu Atle, seinem norwegischen Freund. Er zieht seinen Jackenkragen hoch. Zum Nebel ist Nieselregen gekommen. Mal wieder. Der Sommer auf den Vesterålen – dem nordnorwegischen Archipel, auf dem Nyksund liegt – er ist dieses Jahr im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Schnellen Schrittes stapft der deutsche Aussteiger den Pier entlang, ehe er an der "Blauen Werft" stehen bleibt - beziehungsweise an dem, was vom alten Holzhaus übrig geblieben ist. Die Fenster sind zersplittert; Decken und Wände: In sich zusammengefallen.
"Es gibt ja in dem Sinne kein Nyksund-Projekt; dass man sagen könnte: In zwei, drei Jahren ist Nyksund aufgebaut. Jeder, der hierher kommt, kann ein Haus kaufen. So baut jeder nach seinem Können, nach seinem Geldbeutel und nach seinem Willen. Und hier das Haus hat jetzt schon drei-, viermal den Besitzer gewechselt. Dadurch ist es auch mehr und mehr verkommen. Aber: Ich denke mal, das macht auch so ein bisschen den Charme aus von Nyksund: Dass Nyksund nie fertig wird."
"Jetzt sind wir in Zentral-Nyksund. Downtown, kann man fast schon sagen." (lacht)
Downtown Nyskund: Das sind vier, fünf senffarbene Häuser aus wuchtigem Zementgussstein, die davon künden, dass im frühen 20. Jahrhundert hier die Kabeljaubarone residierten. In einem – dem "Delpen" - wohnt Atle, Sssemjons Freund.
Das Delpen ist in Nyksund eine Institution – genau wie Atle. Alle schauen sie vorbei: Die Touristen – letztes Jahr 35.000 - um in seinem Second-Hand-Laden zu stöbern; den alten Seemannskarten und Fischer-Leinen; den ganzen 70er-Jahre-Teekannen und Eierbechern. Die Einheimischen, wenn er zum Gedichte-Abend einlädt. Und Ssemjon?! Oh, der sei ein spezieller Fall, meint der Glatzkopf trocken. Der wolle immer übers Business reden, das Geschäftliche. Beide lachen. Für den 65-Jährigen hat sich ein Kreis geschlossen. Mit sechzehn verließ Atle Nyksund. Wie viele andere. Weil es keine Jobs mehr gab; der norwegische Staat sich Ende der 60er aus Kostengründen entschlossen hatte, entlegene Flecken wie Nyskund zu entvölkern. Atle ging zur See. Erst als Matrose, später als Chef-Ingenieur auf Hochseeschiffen. Verdiente gutes Geld, bis er eines Tages Wind davon bekam, dass sich die Geister wieder regten in seinem Geburtstort.
"There is something with Nyksund. When I come here I feel that [...]" - "Nyksund hat eine besondere Magie. Jedes Mal, wenn ich herkomme, fällt der ganze Stress von mir ab. Das ist eine Frage von Minuten. Ich steige aus dem Auto und bin ein anderer Mensch. Ich weiß auch nicht, was das ist. Vielleicht liegt es daran, dass wir am Ende der Welt leben. Ich bin eigentlich kein religiöser Mensch, aber manchmal denke ich: Irgendjemand da draußen passt auf uns auf. – "[…] Maybe that somebody here in Nyksund is looking after us."

Heute ist die Wiedergeburt des kleinen Dorfes unübersehbar

Messy - unordentlich - ist es tatsächlich – einmal quer über den Hof, im Nachbarhaus des "Delpen". Vorsichtig schlängelt sich Atle durch das Erdgeschoss. Es ist von oben bis unten voll altem Hausrat: Ein Riesen-Kühlschrank, ein klobiger schwarzer Fernseher aus den 80ern, Kinderspielzeug, alles nur noch Schrott. Der Trödelhändler seufzt leise. So schlimm hatte er es sich nicht vorgestellt. Aber wird schon. Schließlich kennt sein Tatendrang keine Grenzen.
"I would wish that I had forty years to go and not ten […]" – "Ich wünschte, ich hätte noch vierzig Jahre vor mir und keine zehn. Ich habe noch so viele Ideen. Gerade erst habe ich dieses Haus gekauft – zusammen mit Ssemjon und einem weiteren Freund. Wir wollen daraus eine Fischfabrik machen. Nichts Großes, aber groß genug, um den Touristen zu zeigen, wie Fisch traditionell verarbeitet wird. Das fehlt noch in Nyksund. Bislang hatte niemand den Mut, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Ich traue mir das zu. Wir schaffen es – meine Freunde und ich." "[…] I think, together with my friends, I have it."
Nyksunds Wiedergeburt: Sie ist nicht nur unübersehbar, sondern auch unüberhörbar. Überall im Dorf wird gehämmert und renoviert. Die zwei Handwerker auf der anderen Straßenseite – erläutert Ssemjon, nachdem er sich von Atle verabschiedet hat – sind Letten. Das Haus gehört einem reichen Typen aus Oslo, der überlegt eventuell ganz herzuziehen. Andere sind da schon weiter.
"I’m one of the newest inhabitants in Nyksund.”
Die Herrschaften sind zu Hause. Zumindest einer von ihnen: Tore Vang, seines Zeichens Besitzer der "Artur Brygge" und Neuankömmling in Nyksund. Seine Galerie mit angeschlossenem Café gibt es erst seit diesem Sommer. Hat sich so ergeben, erzählt der Mann mit dem grauen Ziegenbart. Eigentlich wollten er und Anders, sein Freund und Band-Kollege, in dem weißen Holzhaus nur einen Proberaum einrichten. Für Doggerbank, ihr Folk- und Hiphop-Duo. Tore schlendert zum Fenster, vorbei an den Ölgemälden einer befreundeten Künstlerin und der großen Weltkarte an der Wand. Er schaut nach draußen: Das gräulich-schimmernde Wasser; die kleinen Schaumkronen. Der 50-Jährige strahlt. "Schön, nicht?!" Ist es. Auch wenn der Alltag hoch im Norden bisweilen seine Tücken hat.
"The road to Nyksund – it’s no concrete or asphalt. […]” – "Die Straße nach Nyksund ist nicht asphaltiert. Es schüttelt einen manchmal ziemlich durch. Die Infrastruktur lässt noch zu wünschen übrig. Auch gegenüber, am ersten Pier: Wir bräuchten dort längst einen Parkplatz für die ganzen Wohnmobile, die im Sommer kommen. Mit vernünftigen, sanitären Einrichtungen. Die Øknes-Kommune müsste viel mehr investieren, um die Infrastruktur zu verbessern. Der Tourismus würde davon nur profitieren. Aber da tut sich nichts: Wir haben zwar schon mit Kommunal-Vertretern geredet, aber nun ja. Es sind halt Politiker. Es dauert." - "[…] Politics take time.”
Tore zuckt die Schultern. Seinen Entschluss herzuziehen, samt Frau und den drei Kindern: Nein, den habe er noch keine Sekunde bereut. Meint er. Im Gegenteil: Nyksund über alles: Das zieht sich wie ein roter Faden durch sein neues Leben. Besonders in seiner Musik. "Lydna Nyksund" – der Klang von Nyksund – heißt sein Plattenlabel. Und auch viele seiner Lieder handeln vom Leben am Ende der Welt.
"We have a song called Rækved. Which means drifting wood […]” – "Einer unserer Songs heißt Rækved. Das bedeutet Treibholz. Ich weiß noch, wie ich Anders vor anderthalb Jahren das erste Mal in Nyksund besuchte. Es wütete ein Sturm. Drüben am Pier stapelte sich das Treibholz im Wasser. Und ich meinte nur: Daraus müssen wir ein Lied machen. Also haben wir uns hingesetzt: Anders hat die Musik komponiert, ich den Text geschrieben. Über Treibholz. Menschliches Treibholz. Das Lied handelt von all den Menschen, die in unser Leben getreten und wieder verschwunden sind. Wie Treibholz.” – "[…] that were drifting in and out of your lives.”

Das nächste Krankenhaus ist anderthalb Stunden entfernt

Sogar Nyksunds Raubmöwen kommen auf Rækved zu Ehren. Anders, Tores Band-Kollege, lacht. Ließ sich gar nicht vermeiden, bei dem Gekreische, das die Möwen veranstalten. Seit drei Jahren wohnt er jetzt schon hier. Trotz allem. Aufgrund eines Arbeitsunfalles plagen Anders chronische Rückenschmerzen. Vor ein paar Tagen war es wieder besonders schlimm. Doch einen Arzt gibt es in Nyksund weit und breit keinen.
"If you have an emergency outside the opening hours – let’s say – then you have to go […]” – "Nehmen wir an, Du hast am Wochenende einen Notfall: Dann musst du bis nach Stokmarknes fahren, ins nächste Krankenhaus. Das dauert mindestens anderthalb Stunden. Das bereitet mir schon Sorgen. Nicht nur wegen meiner eigenen Gesundheit. Meine Tochter ist noch klein, wenn ihr etwas passiert, sie sich in den Finger schneidet oder so was. So weit fahren zu müssen, das ist ein Unding. Eigentlich hatte uns die Kommune in Aussicht gestellt, dass sich dieses Jahr etwas tun würde. Wir können nur warten – und auf bessere Zeiten hoffen. Aber darin sind wir Nord-Norweger ja geübt." – "[…] we are best in Northern Norway. It’s living in the hope.” (lacht)
Auf bessere Zeiten hofft auch Matilde, eine der Töchter von Tore. Offenes Gesicht, überdimensionierte Retro-Brille, dazu Faltenrock und ein bunt-bedrucktes T-Shirt: Die 23-Jährige würde gut in eines der Osloer Hipster-Viertel passen. Matilde runzelt die Stirn. Geht auch Trondheim?! In der norwegischen Universitätsstadt studiert sie Kunstgeschichte, wenn sie sich nicht gerade in den Sommerferien in der väterlichen Galerie etwas dazu verdient.
"I was supposed to do the B.A. this spring but I dropped out […]” – "Eigentlich hätte ich diesen Frühling meinen Bachelor machen sollen. Doch ich habe alles hingeschmissen. Ich bin einfach anders als Tore. Mein Vater will frei sein und im Moment leben. Das kann ich nicht. Da würde ich wahnsinnig. Ich mag Strukturen; das Gefühl, meinen Platz in der Gesellschaft zu haben; abends ins Bett zu gehen – mit der Gewissheit: Das und das steht morgen an. Als Kunsthistorikerin hättest du null Struktur. Du wüsstest doch nie, wann du dein nächstes Gehalt bekommst." – "[…] you gonna get a next paycheck.”

"Es bricht mir das Herz, wie verletzbar alles ist"

Matilde will jetzt Grundschullehrerin werden. Im Herbst beginnt das Studium. Sie lehnt sich an die Theke. In Nyksund hatte sie viel Zeit nachzudenken. Über sich und ihre Zukunft. Die ernste Frau streicht sich eine blonde Strähne aus der Stirn. Sie mag es hier, selbst, wenn sich niemand so recht für Politik zu interessieren scheint. Ein paar Jahre lang war Matilde bei der sozialistischen Partei Norwegens – bis sich der Lokalableger in Trondheim mehr mit innerparteilichen Machtspielchen beschäftigte als mit Realpolitik. In der letzten Zeit engagiert sie sich für Umweltschutz; protestiert sie gegen die rechte Regierung, die immer neue Ölfelder vor den Küsten Norwegens erschließen will; läuft sie Sturm gegen den "Plastikwahn", wie sie das nennt: Die Plastiktüten, die auch Nyksund verschandeln.
"Gerade hier – an diesem speziellen Ort. Es bricht mir das Herz zu sehen, wie verletzbar alles ist. Die Umweltverschmutzung macht auch vor Nyksund nicht Halt. Die Küsten verändern sich. Es ist jetzt viel grüner als früher. Sagen die Alten. Wegen des ganzen Regens. Wir hatten diesen Sommer zum Teil sinnflugartige Niederschläge. Dann noch die Algenpest. Die Fisch- und Walbestände –heißt es – sind auch dezimiert. Wirklich traurig."
Matilde schaut auf ihre Armbanduhr. Gut eine Stunde noch – dann hat sie Feierabend. Sie will später noch kurz raus – zur verfallenen Fischfabrik mit den Graffitis. Zum Entspannen. "Fuck Oil" hat dort jemand hingesprayt. Matilde grinst. Stammt zwar nicht von ihr – stimmt aber trotzdem. Nyskund, das Aussteiger-Paradies in Norwegens Wildem Westen: Vielleicht es doch subversiver als gedacht.
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