Aus den Feuilletons

Wenn die Wirtschaft Sachbücher bezahlt

Bücherwand mit einer Auswahl von Sachbüchern
Tageszeitungen stecken an einem Zeitungsstand in Drehständern. © deutschlandradio.de / Charlotte Voß
Von Tobias Wenzel  · 01.05.2015
Schleichwerbung bei Buchverlagen, diesem Thema widmet sich die "taz". Der Autor Matthias Holland-Lenz wundert sich unter anderem über den bei Hoffmann und Campe erschienenen Familienroman "Die Kohle-Saga". Auftraggeber: die Ruhrkohle Aktiengesellschaft.
"Schleichwerbung. Kein Gesetz schreibt vor, dass Firmenwerbebücher vom Verlag zu kennzeichnen sind. Das nutzen Unternehmen und Verlage aus",
lautet die Hinführung auf einen Artikel in der "taz". Und unweigerlich denkt man: "Autor: Sebastian Heiser." Denn Schleichwerbung war jenes Thema, mit dem er journalistisch groß herauskam. Allerdings ist Heiser ja von seinem Redakteursposten bei der "taz" suspendiert worden, weil er Kollegen ausspioniert haben soll.
So steht dann natürlich auch ein anderer Autorenname über dem Artikel: Matthias Holland-Letz. Er fragt nach der Moral. Wenn Buchverlage rechtlich nicht dazu verpflichtet sind, von Unternehmen direkt oder indirekt finanzierte Bücher als solche auszugeben, könnten die Verlage sich ja trotzdem freiwillig für diesen Akt der Transparenz entscheiden. Der Verlag Hoffmann und Campe scheint allerdings wenig Interesse daran zu haben, liest man aus dem Artikel von Holland-Letz heraus. So sei das unkritisch wirkende Buch
"Der Doktor, der Kämpfer, der Sieger" über den "umstrittenen Geschäftsmann" Reinfried Pohl, den ehemaligen Chef der Deutschen Vermögensberatung AG, auf der Homepage des Verlags auch als gewöhnliches Sachbuch deklariert worden.
Das Buch sei ebenso wie eine "Gesprächsbiographie" über den damaligen Chef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, vom "Bild"-Zeitungskolumnisten Hugo Müller-Vogg verfasst worden. Die Deutsche Vermögensberatung AG behaupte ebenso wie die Deutsche Bahn AG, nicht Auftraggeber des jeweiligen Buchs zu sein, berichtet Holland-Letz weiter, um dann zu fragen, ob da nicht doch heimlich Geld an den Verlag geflossen sei. Der habe sich gegenüber der "taz" genauso wenig äußern wollen wie der Autor der beiden Bücher.
Das dreisteste Beispiel einer Schleichwerbung ist für den "taz"-Autor aber wohl der zweibändige, ebenfalls bei Hoffmann und Campe erschienene Familienroman "Die Kohle-Saga". Auftraggeber: die Ruhrkohle Aktiengesellschaft.
"Weltweit wird die Kohle einen Aufschwung erleben. Sowohl als Energieträger als auch als Rohstoff in der Stahlerzeugung", zitiert Matthias Holland-Letz aus dem Buch und kommentiert das so: "Von der Steinkohle als Dreckschleuder liest man nichts. Genauso wenig wie vom Auftraggeber [...]"
Manchmal muss man sehr genau hinsehen, wenn man wissen will, womit man es zu tun hat. Das gilt auch für die politische Lage in Russland. Meint zumindest der Soziologe Igor Eidman, ein Cousin des ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow.
"Laut jüngsten Umfragen vertrauen Putin 83 Prozent der Bevölkerung", schreibt Eidman in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und behauptet dann allerdings, "die Unterstützung des Putin-Regimes durch die Bevölkerung" werde "stark überschätzt". Unter anderem, weil Russen den Meinungsumfrage-Instituten nicht trauten und deshalb gerne falsche Auskünfte gäben.
Außerdem seien die meisten Russen nur "passive Putin-Unterstützer", die die außenpolitische Propaganda der Regierung zwar unkritisch aufnähmen, aber nicht für Putin auf die Straße gingen. Wichtig sei ihnen die soziale Gerechtigkeit, die man in Russland aber vergeblich suche. Das Fazit des Soziologen in der "FAZ":
"Das Fehlen einer Sozialpolitik, die die benachteiligte Mehrheit der Bevölkerung berücksichtigt, ist eine tickende Zeitbombe und bedroht die Stabilität des Regimes."
"'Glück', was für ein verunglücktes Wort", schreibt die Schriftstellerin Anne Weber in der "Neuen Zürcher Zeitung" über die vermeintlich unpassende Beziehung von Klang und Inhalt:
"Glück, da ist offensichtlich etwas eingerastet. Ein kleiner Stoss oder Schubs und: Glück? Das kann's doch nicht sein." Das französische Wort für Glück, "bonheur", sei auch nicht besser: "Das lange 'öhr', worin das bonheur mündet, ist jedenfalls nicht gerade beseligend. Vielleicht ist es das Nadelöhr, durch welches das Kamel durch muss, um glücklich zu werden?"
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