Aus den Feuilletons

"Sind Sie tatsächlich kein Rassist?"

Demo in Leipzig gegen Legida
Protestveranstaltung gegen eine Demonstration des Legida-Bündnisses in Leipzig im Oktober 2015. © picture alliance / dpa / Foto: Dirk Knofe
Von Tobias Wenzel · 31.01.2016
Viele Linke würde sich ja für weltoffen halten, meint die "taz" und macht gleich die Probe aufs Exempel mit einem Test zu Vorurteilen und Flüchtlingen. Für die Antwort, das interessiere einen alles nicht, gibt es schon mal drei Rassistenpunkte.
"(…) sie sind dafür, dass Wählerausweise ausgestellt werden, womit faktisch dafür gesorgt würde, dass nicht allzu viele Schwarze wählen gehen. Und natürlich wollen sie eine oder mehrere Pistolen besitzen oder ein Schnellfeuergewehr, das sie in die Kirche mitnehmen, für den Fall, dass jemand es an Höflichkeit fehlen lässt."
Der US-amerikanische Schriftsteller Richard Ford schreibt das in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Und mit "sie" meint er die Anhänger von Donald Trump.
"Diese Leute sind wütend. Sie kennen keinen einzigen Muslim, wollen mit Muslimen aber nichts zu tun haben. Sie ängstigen sich zu Recht vor Terrorismus, sind aber überzeugt, dass Obama zu nachsichtig gegenüber Ausländern ist (zu denen sie ihn zählen)."
Hat Trump also tatsächlich Chancen, der nächste Präsident der USA zu werden? Nein, das sei "ausgeschlossen", beruhigt Richard Ford den aufgeklärten Leser und wohl auch sich selbst:
"Trump wird auch nicht deswegen verlieren, weil er dumm ist oder ausfällig wird oder weil seine Kandidatur ein Affront für jeden gewesenen Präsidenten der Vereinigten Staaten ist (…). Er wird verlieren, weil zu wenige Amerikaner so denken wie er."
Medienberichterstattung über Kölner Silvesternacht
Medienberichterstattung über Kölner Silvesternacht
Wie die Medien sprechen und zwar seit den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln, darüber macht sich Matthias Heine in der WELT seine Gedanken. Allerdings nicht in Form eines gewöhnlichen Artikels, sondern in seinem "Kleinen ABC der Köln-Rhetorik". Er geht unter anderem auf die Wörter "Durchgreifen", "Grapschen" und "No-go-Area" ein. Unter dem Wort "Sexmob" heißt es:
"Zunächst von Boulevardmedien benutzte Bezeichnung für die Männer, die am Kölner Hauptbahnhof ´Übergriffe`verübten. Begeistert von seriösen und weniger seriösen Medien der gesamten Weltpresse aufgenommen."
Und dann ist da noch das Wort "Angstraum":
"Schon in den ersten Nachrichten über die Vorfälle in der Silvesternacht war die Rede vom ´Angstraum`, zu dem der Kölner Hauptbahnhof geworden sei", schreibt Heine.
"Der Ausdruck, der im 19. Jahrhundert ursprünglich von dem Philosophen Franz von Baader als Synonym für die Hölle geprägt wurde, ist seit den Neunzigerjahren im Repertoire feministischer Rhetorik."
Die Form der Aggression in Köln habe auch ihn überrascht, sagt der niederländische Soziologe Paul Scheffer im Gespräch mit der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Aber es erstaune ihn nicht, dass da "kulturell bedingte Konflikte" aufbrächen.
"Die Gesellschaften sind umso friedlicher, je offener über die Probleme gesprochen wird",
sagt der Soziologe. Das werde aber in Deutschland nicht genug getan. Vielmehr habe er eine "erstickte Debatte" seit dem letzten Sommer in Deutschland beobachtet:
"Man öffnete die Grenzen und schloss die Augen. Ich hatte das Gefühl, man hat sechs Monate nur mit sich selbst gesprochen."
Und dann kommt der zentrale Vorwurf gegen Angela Merkel:
"Es wird keine europäische Lösung im Sinne Merkels geben. Deutschland trägt zu etwas bei, was es immer vermeiden wollte: zum Auseinanderfallen der EU."
Rassismustest mit der TAZ
"Und wie sieht’s mit Ihren Vorurteilen aus?",
fragt die Zeitung mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte. Manche Linke hielten sich für weltoffen.
"Aber sind Sie tatsächlich kein Rassist?" Los geht’s!
"Ihre Bildung über Rassismus ist auf folgendem Niveau", schreibt die TAZ.
"Das interessiert Sie alles nicht, weil – Herrgott – man kann sich ja nicht um alle Befindlichkeiten kümmern",
lautet Antwort d, für die es drei Punkte gibt. Je mehr Punkte, desto mehr verkappter Rassist.
"Diesen Test machen Sie, weil …" – b – "man nie auslernt" oder – rassistische Antwort c – "die Zeitung im Wartezimmer Ihres Arztes lag, muss irgend so ʼne Zecke liegen gelassen haben."
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