Aus den Feuilletons

Historiker bewertet Rolle des Holocaust neu

Der Historiker Andreas Rödder, aufgenommen 2011
Der Historiker Andreas Rödder © picture alliance / dpa / Fredrik Von Erichsen
Von Arno Orzessek · 03.12.2015
Der "Tagesspiegel" bespricht, wie ein Historiker "den Holocaust als Bezugspunkt historischer Erklärung" verabschiedet - und sorgt sich um die Gedenktage der Republik. Außerdem: "Jungfrauenwahn" auf Arte und Morrisseys Bad Sex-Passage.
Morrissey hat’s erwischt.
Der Sänger, der jüngst den Roman "List of the Lost" vorgelegt hat, erhält in diesem Jahr den "Bad Sex"-Preis, den das britische Magazins Literary Review für die schlechteste Sex-Szene in der aktuellen Erzählliteratur vergibt.
Nachzulesen ist die zurecht preisgekrönte Passage in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
Damit Sie, liebe Hörer, rasch Ihre Kinder hereinrufen können, die das womöglich interessiert, verlegen wir unsere Bad Sex-Lesung ans Ende der Presseschau…
Während uns zunächst "Der Gang der Koreaner" interessiert, dem die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG einen strammen Fünfspalter widmet.
Von größter Bedeutung für die Gangart des gemeinen Koreaners ist laut der – in Ostasien gründlich bewanderten – NZZ-Autorin Hoo Nam Seelmann der "leicht nach vorne geschobene" Bauch.
"Der Koreaner zeigt seinen Bauch her, um zu signalisieren, dass er Mut hat, dass er jemand ist und dass er nicht zurückweichen will. Diese Haltung hat auch in der Sprache ihren Niederschlag gefunden. Es gibt ein Wort, 'Bae-zzang', das sich mit 'Mumm im Bauch' übersetzen lässt. […] Was die geschwellte Brust in Europa ist, ist in Korea das Haben von Bae-zzang."
"FAZ" lobt Merkel-Rede
Uns fällt bei diesen NZZ-Zeilen ein guter Bekannter ein, der seinen Bauch regelmäßig ganz nach koreanischer Art vorwölbt… Allerdings ist Mustafa gebürtiger Türke mit deutschem Pass.
Sein Credo: Ein Mann ohne Bauch ist kein Mann. Mag sein, dass Mustafa unbekannte koreanische Ahnen hat.
Zwar kann Angela Merkel durchaus ein zartes Damen-Bäuchlein vorweisen – aber das soll uns hier nicht beschäftigen, sondern der Beifall, den die Kanzlerin von der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG erhält.
"Stark, Frau Merkel!" [Ausrufezeichen] lobt Christian Geyer mit Blick auf die Rede der Kanzlerin anlässlich der Verleihung des Abraham-Geiger-Preises.
"Wir sollten nach Merkels Einlassung festhalten: Man ist weder Rassist noch islamophob, wenn man den öffentlichen, schon Kindern anerzogenen Antisemitismus im arabischen Raum als solchen benennt und ihn nun auch im Blick auf die Integrationsanforderungen der Flüchtlinge im Auge behält."
Dass jeglicher Antisemitismus im deutschen Selbstverständnis komplett verdammungswürdig ist, hat historische Gründe, die jeder kennt…
Kennt sie jeder? Im Berliner TAGESSPIEGEL bespricht Hans Monath unter dem Titel "Ein Jahrhundert verschwindet" das Buch " 21.0 Eine kurze Geschichte der Gegenwart" aus der Tastatur des Historikers Andreas Rödder.
Monath liest aus Rödders Werk einen "Paradigmenwechsel der Geschichtswissenschaft" samt dem schnellen Verblassen von Hitlers Schatten heraus.
"Bei Rödder funktioniert das so: Weil mit der Digitalisierung und Ökonomisierung die stärksten Antriebskräfte von Veränderung heute globale Phänomene sind, die nur noch national verarbeitet werden, verblasst die Wirkung spezifisch deutscher Traditionen. Ohne erkennbare nationalapologetische Absicht […] verabschiedet […] er den Holocaust als Bezugspunkt historischer Erklärung. Wenn Rödder damit Erfolg hat, sind die einschlägigen Gedenktage der Republik bald nur noch hohle Rituale."
Survival-Kit für die muslimische Braut
So Hans Monath im TAGESSPIEGEL.
Von höchster Aktualität ist derweil der muslimische "Jungfrauenwahn", um es mit dem Titel eines Arte-Films von diesem Freitag zu sagen.
Die NZZ-Autorin Claudia Schwarz rät dringend zum Einschalten und berichtet:
"Für die muslimische Braut gibt es mittlerweile einen Survival-Kit in Form eines künstlich hergestellten Jungfernhäutchens aus dem Internetversand. Das Ziel ist laut Hersteller, 'in der Hochzeitsnacht Blut auf dem Laken zu haben', ohne sich das Jungfernhäutchen vor der Heirat operativ wieder herstellen lassen zu müssen. […] Wie groß […] [muss] die Not einer Frau sein, die sich so ein Ding [bestellt?]"
Aus Rücksicht auf dieses ernste Thema ziehen wir unsere Ankündigung, nun die Bad Sex-Passage aus Morrisseys Roman vorzulesen, dezent zurück.
Nur soviel: Laut SZ fantasiert Morrissey von "heftiger sexueller Rotation, bei der Elizas Brüste wie losgerissene Fässer über Ezras jaulenden Mund rollten."
Dazu unsererseits noch zwei Worte: Kein Kommentar!
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