Aus den Feuilletons

Goethe und Schiller mit Donald Duck

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Donald Duck gilt inzwischen als Kulturgut. © Disney / picture-alliance / dpa / Bert Reisfeld
Von Ulrike Timm · 29.07.2015
Die Übersetzerin Erika Fuchs ließ die Comicfigur Donald Duck nicht nur ächzen und jubeln, sie legte ihr auch Sätze von Goethe, Schiller und Wilhelm Busch in den Schnabel. Nun wurde ihr in Oberfranken ein Museum gewidmet.
"Ächz! Jubel! Freu!", der Begeisterungsruf steht in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und gilt einem Museum in Schwarzenbach. Klingelingeling? Hier lebte fünf Jahrzehnte lang Erika Fuchs, die geniale Übersetzerin der Comics aus Entenhausen, die in den 1950ern eher beiläufig Chefredakteurin der "Micky Maus" geworden war, weil sich eine promovierte Kunsthistorikerin einfach gut machte "im Impressum eines Magazins, das gegen den Verdacht vorgehen musste, mit Schmutz und Schund die abendländische Kultur zu ruinieren."
Tempi passati, Donald Ducks Sprüche sind Bildungsgut dank der sprachschöpferischen Fähigkeiten der Erika Fuchs, die eben nicht nur "ächz, jubel, freu" auf der Pfanne hatte, sondern den Bewohnern von Entenhausen auch Sätze von Goethe, Schiller und Wilhelm Busch in den Schnabel legte, die den Witz noch steigerten, und die mit ihren Übersetzungen eine eigenständige Version der Comicwelt des großen Carl Barks erfand. Mit 98 Jahren starb Erika Fuchs 2005 in Schwarzenbach, und eben da gibt es jetzt ein Comic Museum ihres Namens. Comic Museen sind selten, das erste, das jetzt einer Übersetzerin gewidmet ist, ist einmalig und es gefällt Christoph Haas ausnehmend gut.
Neues Dommuseum in Hildesheim
Also auf nach Schwarzenbach, das Museum ist zwar mit viel Fördergeld entstanden, muss nun aber von der Kommune alleine getragen werden, was die "Süddeutsche Zeitung" für keine leichte Aufgabe hält. Ach was, es gilt "dem Ingeniör ist nichts zu schwör", und wir haben hiermit gern ein klein wenig Werbung gemacht. Ein potenzieller Besucher wäre ganz sicher Andreas Platthaus, Herzblut-Donaldist und als solcher in diesem Sender gern als Comic-Fachmann zu Rate gezogen, im Nebenberuf einer der führenden Köpfe der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Aber Andreas Platthaus war nicht in Schwarzenbach, sondern in Hildesheim. Und er schreibt begeistert über ein anderes Museum, das Dommuseum nämlich, das sich Hildesheim zum 1200. Geburtstag seines Bistums selbst schenkte.
Hildesheim lag nach dem Zweiten Weltkrieg fast vollständig in Trümmern, die Reste der über 900 Jahre alten Kirchen waren Weltkulturerbe, jetzt hat man im neuen Dommuseum nach Meinung der "FAZ" für die grandiosen noch vorhandenen Kunstschätze eine ebenbürtig grandiose Architektur gefunden und uralt und ganz neu im neuen Dommuseum harmonisch vereint.
"Dieses dramaturgische Wechselspiel ist ein Geniestreich, der weit über das Jubiläumsjahr und die Stadt hinaus zu wirken verspricht ..."
... schreibt Andreas Platthaus. Also nix wie hin, erst Schwarzenbach, dann Hildesheim. Lediglich Onkel Dagobert wird schmollen, denn für das neu gestaltete Dommuseum wurden zehn Millionen Euro locker gemacht, und das ist unverzeihlich, selbst wenn es den Milliardenschatz nur homöopathisch mindert.
Schriftsteller Patrick Modiano wird 70
Grübelgrübel – wie kriegen wir jetzt die Brücke zu einem Mann, der solche Worte nicht in den Mund nehmen würde, geschweige denn ächz, würg, jubel, freu? Eigentlich gar nicht, und so machen wir einfach den Absprung hinein in verschiedene Geburtstagsartikel, die sich dem französischen Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Patrick Modiano widmen, er wird 70, und pünktlich zum Geburtstag erscheint die deutsche Ausgabe seines neuesten Romans mit dem Titel "Damit Du Dich im Viertel nicht verirrst". Wobei die Lobpreisung in der BERLINER ZEITUNG ein wenig unfreiwillig komisch daher kommt, wir lesen:
"Mit den zwei Worten 'Fast nichts' beginnt der Roman. Dieser Fastsatz könnte als Motto auch über dem Gesamtwerk Modianos von gut dreißig Büchern stehen."
Punkt. Absatz. Inneres Fragezeichen - gut, dass es dann so weitergeht:
Modiano, "der Autor, weiß stets fast nichts von den Personen, auf deren Suche er sich befindet, und auch der Leser erfährt von ihnen fast nichts. Aber gerade das Ungefähre und Womögliche macht den suchterzeugenden Reiz der Romane aus."
Aha, alles wieder gut.- Im TAGESSPIEGEL beschreibt Gerrit Bartels Bartels, wie sich Leben und Werk Modianos bedingen:
"Die Beschwernisse seines frühen Lebens: die abwesenden Eltern, die Mutter, die oft auf Theatertourneen war, der Vater, mit dem er in dessen letzten Lebensjahren überhaupt keinen Kontakt mehr hatte, die unruhige Kindheit und Jugend, die vielen Menschen und Orte dieser Zeit – all das ist der Stoff, aus dem Modianos Literatur besteht."
Heute wird der Nobelpreisträger 70, Glückwunsch!
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