Aus den Feuilletons

Geld stinkt nicht

Verlagszentrale von Suhrkamp in Berlin
Verlagszentrale von Suhrkamp in Berlin © picture alliance / dpa / Foto: Maurizio Gambarini
Von Gregor Sander · 21.01.2015
Der Suhrkamp Verlag wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und neue Aktionäre sind die Erben des Wella-Konzerns. Gegen die Nazivergangenheit des Unternehmens habe die scheidende Verlegerin, Ulla Unseld-Berkéwicz, laut Interview in der "Zeit" aber nicht viel einzuwenden.
Mit der endgültigen Umwandlung des Suhrkamp Verlages in eine Aktiengesellschaft treten auch die neue Aktionäre auf den Plan:
"Die weißen Ritter aus Darmstadt", nennt sie Sandra Kegel in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Und meint damit die Erben des Wella Konzerns:
"Sylvia Ströher, die Enkelin des Firmengründers besitzt mit ihrem Ehemann Ulrich nicht nur eine Sammlung mit Werken von Baselitz, Kiefer und Immendorf. Die Erben des Konzerns, der 2003 für mehrere Milliarden Euro verkauft wurde, treten seit Jahren als Mäzene auf und haben unter anderem das Museum Küppersmühle in Duisburg mit Werken von Beuys, Lüpertz und anderen bestückt."
61 Prozent, und damit die Mehrheit der Aktien, besitzen nun die Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung und die Familie Ströher gemeinsam. Lothar Müller zitiert Sylvia Ströher in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Die Beteiligung an der Suhrkamp AG liegt außerhalb unserer sonstigen Anlagestrategie und ist somit auch mit keiner Dividendenerwartung verbunden."
Was Müller in der SZ so deutet:
"Von uns sind, anders als von Hans Barlach, keine Störmanöver zu erwarten."
Die scheidende Verlegerin, Ulla Unseld-Berkéwicz, verteidigt in einem Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT auch das Geld der neuen Aktionäre:
"Haben Sie keine Bedenken im Hinblick auf das Geld der Ströhers? Die Nazi-Vergangenheit des Wella-Konzerns ist ja vor einem Jahr im Spiegel sehr breit erörtert worden," fragt Adam Soboczynski und die Verlegerin kontert:
"Wenn nur solche Unternehmen, die sich gegen die Nazis verhalten haben, nach 1945 ihre Geschäfte hätten weiterführen können, wäre Deutschland ein Agrarland im Sinne des Morgenthauplans geworden. Es hätte kein Wirtschaftswunder gegeben, und es ginge uns jetzt bestimmt nicht besonders gut."
Björks neues Album "Vulnicura"
Nicht besonders gut könnte es auch Björk gehen. Vor ein paar Tagen verkündete sie für den März das Erscheinen ihres neuen Albums. Doch nun haben Unbekannte ihr neues Werk schon vorab ins Netz gestellt. Eine ähnliche Tat brachte Madonna vor kurzem zum Überschäumen.
"Deutlich souveräner reagierte gestern Björk darauf", stellt Nadine Lange im Berliner TAGESSPIEGEL fest.
"Björk stellte es einfach ein paar Tage später zum Download bei iTunes zur Verfügung, am 27. Februar sind auch die CD- und die Vinylversion erhältlich. Die 49-jährige Musikerin verlor kein Wort darüber, dass sie durch den Leak zu dieser überstürzten Planänderung gezwungen wurde".
Auch das Feuilleton reagiert prompt und bespricht die Platte mit dem Titel "Vulnicura", der im TAGESSPIEGEL erst einmal erklärt wird:
"´Vulnicura` ist ein Kunstwort, das sich aus den lateinischen Begriffen 'vulnus' (Wunde) und 'curare' (heilen) zusammensetzt. Wie groß diese zu heilende Wunde aussieht, zeigt Björk auf dem Album-Cover, das sie mit einem Spalt im Oberkörper zeigt, der zudem ein wenig an eine Vagina erinnert – vielleicht steckt auch noch das Wort 'vulva' in 'Vulnicura'."
Iris Alanyali von der Tageszeitung DIE WELT ist weder ein großer Björk-Fan noch hält sie sich für eine Musikkritikerin. Zu einer Meinung reicht es trotzdem:
"Für das unbedarfte Ohr klingt 'Vulnicura' wie – Björk. Wie so ein hochartifizieller Gefühlsüberschwang eben so klingt, wenn er 'Stonemilker', 'Lionsong', 'Black Lake' oder 'Mouth Mantra' heißt. Das ist die Transzendentalversion von Kuschelrock",
schreibt Alanyali und fügt bedauernd hinzu:
"Professionelle Musikkritiker waren in der Nacht auf Mittwoch offenbar noch mit Lauschen oder Schlafen beschäftigt."
Das Papst und die Fortpflanzung
Der Papst, so war zu lesen, möchte nicht, dass sich die Katholiken wie Karnickel vermehren. Dem wird in der TAZ von Erwin Leowsky widersprochen. Er ist seit 2012 Vorsitzender des Zentralverbandes Deutscher Rassekaninchenzüchter:
"Er", also der Papst,"sollte sich um Wichtigeres kümmern, darum etwa, dass die Kirche die Verhütung freigibt. Und dann darf man nicht allen Karnickeln sexuelle Ausschweifungen vorwerfen. Das trifft auf freilebende Tiere zu, die Fortpflanzung bei Zuchtkaninchen läuft aber geordnet."
Na, Gott sei Dank!
Mehr zum Thema