Aus den Feuilletons

Ein Hoch auf Hübchen zum Siebzigsten

Henry Hübchen bei der Produktion zum Kriminal-Hörspiel 2012: "Die Rubine des Berbers"
Henry Hübchen im Studio von Deutschlandradio: Fast 30 Jahre lang gehörte er zum Ensemble der Berliner Volksbühne. © Deutschlandradio / Sandro Most
Von Adelheid Wedel · 19.02.2017
Anerkennung und Bewunderung sind ihm sicher: Der "Tagesspiegel" feiert Henry Hübchen zum 70. Geburtstag als Verkörperung des Frank-Castorf-Theaters. Die "FAZ" gibt dem Schauspieler das Gütesiegel "ruppig-muffeliger Proletencharmeur".
"Lasst uns die Gründung Europas feiern!"
Andreas Kablitz, Professor für Romanische Philologie an der Universität zu Köln ruft in der Tageszeitung DIE WELT dazu auf.
"Es ist ein Rückblick zur Rettung einer großen Idee."
Drei Reden von Novalis, Victor Hugo und Winston Churchill nimmt er dabei zu Hilfe. Novalis hebt am Ende des Jahrhunderts der Aufklärung, im Jahr 1799, das Einigungspotenzial des Christentums hervor. Er erklärt:
"Die Zugehörigkeit zu dem einen Gott verlangt auch die Einheit derer, die ihm zugehören. Monotheistische Gefolgschaft erfordert Einigkeit, die Einigkeit der Gläubigen."

Gott und die Einheit Europas

Genau genommen hieße das,
"dass eine Restauration der christlichen Religion die einzig verlässliche Grundlage für eine friedliche europäische Staatengemeinschaft sein kann."
Kritisch merkt der Autor dazu an:
"Novalis' in die Zukunft gerichtete Utopie eines vereinten Europa gründet auf der in die Vergangenheit projizierten Utopie eines allzu friedlichen Mittelalters."
Ein Gemälde zeigt den britischen Staatsmann Sir Winston Churchill mit den Insignien des Hosenbandordens (undatiert).
Ein Gemälde zeigt den britischen Staatsmann Sir Winston Churchill (1874 - 1965) mit den Insignien des Hosenbandordens.© picture alliance / dpa
Die Rede von Victor Hugo, gehalten auf dem Internationalen Friedenskongress in Paris 1849, und die Rede Winston Churchills fast 100 Jahre später machen deutlich:
"Die Europäische Gemeinschaft ist geboren aus den Katastrophen zweier Weltkriege, sie ist ein Friedenswerk für einen durch Kriege geschlagenen Kontinent."
Professor Kablitz schlägt vor, einen "europäischen Feiertag" auszurufen. Er stünde in Analogie zu den Nationalfeiertagen der Mitgliedsländer und wäre geeignet,
"die Erinnerung an dieses identitätsstiftende Moment der EU am Leben zu erhalten."

Erweiterter Fundus der Neurechten

Einem anderen Thema, das Europa nicht übergehen darf, widmet sich die Tageszeitung TAZ. Arno Frank schreibt:
"Die Identitären setzen sich vom Muff der alten Rechten ab, indem sie sich neuer Symbole bedienen – sowohl historischer, als auch popkultureller."
Und zum Beweis:
"In Frankreich wurde Asterix schon lange in den symbolischen Fundus der Neurechten eingemeindet. Auch hierzulande wird er neuerdings als Verteidiger des Völkischen entdeckt."
Indem die Identitären muslimische Gotteshäuser besetzen,
"beanspruchen sie für sich, eine neue 'arabische Expansion' in Westeuropa eindämmen zu wollen, gern mit kreuzritterlichem Einschlag auf Buttons, Postern oder der Kleidung ..." es entsteht eine spezielle Welt der "neuen rechten Posterboys."

Sicherheitspolitische Schaukelpolitik

Die Münchner Sicherheitskonferenz im Blick fragt die TAZ den Kolumnisten Küppersbusch:
"Ist die Welt sicherer?"
Er antwortet:
"Europa hat es sich, auch auf Wunsch der USA, wegen Ukraine, Baltikum und Syrien ordentlich mit Russland verdorben. Nun verdirbt die Trump-Administration es sich ordentlich mit Europa. Die Mixtur wonach die Nato mal 'obsolet' sei, dann wieder höhere Militärausgaben gefordert werden, kann man übersetzen: 'Ich schmeiß dich aus der Wohnung, wenn du der Mieterhöhung nicht zustimmst'. Europa wird stets so sicher sein", fasst Küppersbusch zusammen, "wie eine ausgeglichene Schaukelpolitik gelingt zwischen Russland und den USA."
Der Fernsehmoderator Friedrich Küppersbusch am 18.09.2013 in Köln in einem WDR-Fernsehstudio.
Friedrich Küppersbusch kommentiert in der "Taz" die vergangene Woche.© picture alliance / dpa

Ankerkennung für Henry Hübchen

"Proletencharmeur" und "Alleskönner", zwei Begriffe, die in den Montagsfeuilletons den Schauspieler Henry Hübchen meinen. Nun feiert er seinen 70. Geburtstag und Anerkennung, ja Bewunderung sind ihm sicher.
"Fast 30 Jahre lang gehörte er zum Ensemble der Volksbühne in Berlin", erinnert Simon Strauss in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Der Schauspieler wird zum Castorf-Hauptdarsteller schlechthin ... und wandelt sich unter dessen Führung vom sensiblen Schönling zum ruppig-muffeligen Proletencharmeur."
Im TAGESSPIEGEL geht Rüdiger Schaper ebenfalls auf die prägende Castorf-Zeit ein:
"Hübchen war der Schauspieler, der das Frank-Castorf-Theater verkörperte: raunzig, aggressiv, hinterlistig, ein mauliger Typ, der austeilte und einstecken konnte."
Nicht nur fürs Theater, sondern auch für seine exzellenten Filmrollen gilt:
"Er kann miese kleine Spießer spielen, verzweifelte Einzelgänger, abgewrackte Showgrößen, und er hat großbürgerliche Grandezza, wenn es sein muss. Immer mit dieser maliziösen Berliner Unterströmung."
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