Aus den Feuilletons

Der fröhliche Verleger

Der italienische Philosoph und Autor Umberto Eco.
Der italienische Philosoph und Autor Umberto Eco. © dpa / picture alliance / Carmen Siguenza
Von Gregor Sander · 25.11.2015
Namhafte Autoren haben in Italien aus Protest einen Verlag mit dem schönen Namen "Schiff des Theseus" gegründet. Mitbegründer Umberto Eco sieht das Verlegen als "wirksames Mittel gegen Alzheimer", berichtet die "SZ".
Hält die Kunst mit der Wirklichkeit Schritt? Diese alte Frage des Feuilletons stellt Peter Kümmel in der Wochenzeitung DIE ZEIT ganz neu und sehr konkret:
"Auf vielen Bühnen wird die Flüchtlingskrise verhandelt. Die Terrorgefahr verschärft nun die Lage: Angst und Wut bestimmen den Diskurs. Wie reagieren die Theater?"
Kümmel reist durchs Land um diese Frage zu beantworten und beginnt ausgerechnet am 13. November im Maxim Gorki Theater. Gespielt wird das Stück "In unserem Namen":
"Es war eine fröhliche, nicht allzu komplexe Aufführung, sie wirkte wie eine Entspannungspause im Diskurs um die 'Flüchtlingskrise'. Sie begann vor den Anschlägen von Paris, und sie endete um 22 Uhr, als der Massenmord im Club Bataclan in vollem Gang war. Wie anders wäre die Vorstellung verlaufen, wenn die Beteiligten von den Attentaten gewusst hätten."
Im Hamburger Thalia Theater heißt das Stück dann "Ankommen", inszeniert von Gernot Grünewald, und es verhandelt Ähnliches:
"Der Flüchtling ist der Gastgeber, der Zuschauer sein Gast. Man lernt an diesem Abend, dass im Gewimmel einer Völkerwanderung am Ende jeder allein ist."
In Dresden hat an diesem Sonnabend Max Frischs "Graf Öderland" Premiere. In einer Inszenierung von Volker Lösch und mit deutlichen Verweisen zur Pegida. Alex Rühle hat es für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG schon gesehen:
"Die Schauspieler steigen immer wieder aus ihren 'Öderland'-Rollen aus, sie scheinen es kaum zu ertragen, dass sie ihren Protest 'nur' hier, im ästhetischen Raum, ausleben können. Jeder von ihnen tritt irgendwann nach vorn und hält einen improvisierten Monolog, der direkt ans Publikum gerichtet ist. So etwas wirkt oft peinlich, hier wirkt es fast folgerichtig, so spannungsgeladen ist die Atmosphäre."
Doch so sehr sich Rühle auf die Wochenendpremiere des Stückes freut, so sehr graust es ihm vor der Wirklichkeit danach:
"Am Montag steht dann wieder Pegida auf Dresdens schönstem Platz und nimmt eine ganze Stadt und ihre Geschichte in Geiselhaft."
Autoren verlassen Verlag
Die Wirklichkeit ändern will man Italien. Die Verlagsgruppe RCS Libri wurde durch den Konkurrenten Mondadori übernommen. Entstanden ist so ein Monopolist, der 40 Prozent des italienischen Marktes beherrscht. Und das alles unter der Regie der Berlusconi-Tochter Marina. Thomas Steinfeld sieht für die SZ trotzdem Licht am Horizont:
"Am Dienstag nun wurde bekanntgegeben, dass Elisabetta Sgarbi, bislang Verlegerin des renommierten und ebenfalls zu RCS gehörenden Verlags Bompiani, das Unternehmen verlässt. Begleitet wird sie nicht nur von einigen prominenten italienischen Autoren wie Umberto Eco, Sandro Veronesi und Edoardo Nesi, sondern auch von internationalen Schriftstellern wie Tahar Ben Jelloun, Michael Cunningham oder Hanif Kureishi."
Gemeinsam gründen die nun einen neuen Verlag, der "Schiff des Theseus" heißen wird. Umberto Eco steckt laut SZ zwei Millionen Euro in das Projekt und Jürg Altwegg zitiert den fröhlichen 83-Jährigen in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Es ist das einzige wirksame Rezept gegen Alzheimer."
Emmas beherrschen die Welt
Wenn sich das neue Verlagshaus tatsächlich lange über Wasser hält, dann wird seine Verlegerin irgendwann vermutlich Emma heißen. Da ist man sich bei der Tageszeitung DIE WELT fast sicher:
"Ab 2050 werden Emmas die Welt beherrschen", heißt es in der Überschrift und dann wird Matthias Heine konkret:
"In Italien lag Emma laut der amtlichen Statistikseite Istat 2013 auf Platz vier mit aufsteigender Tendenz. In Frankreich liegt Emma, seit 2005 ununterbrochen auf Rang eins der beliebtesten Mädchennamen. In Holland und Belgien ist es ähnlich."
Auch in Dänemark, Norwegen, Kanada und den USA. Warum das so ist, weiß so richtig niemand. Auch in Deutschland führten die Emmas 2014 die weibliche Babynamenhitliste an. Das gab es allerdings schon einmal, wie Heine erklärt:
"Im neunzehnten Jahrhundert war dieser altdeutsche Name dank der Ritterromantik so häufig, dass Christian Morgenstern dichtete: 'Die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen'."
Mehr zum Thema