Appell für mehr Musikunterricht

Von Blanka Weber · 20.09.2012
Die Musiklehrer hierzulande beklagen einen zu geringen Stellenwert ihres Fachs. Erstmals tagten der Verband Deutscher Schulmusiker und der Arbeitskreis für Schulmusik in Weimar gemeinsam - und forderten von den Bildungspolitikern eine Aufwertung des Musikunterrichtes.
Jürgen Terhag, der Bundesvorsitzende des Arbeitskreises für Schulmusik, greift selbst in die Tasten. Aufwärmen für den Kongress – das gilt auch für einige Hundert Teilnehmer zur Eröffnung:

Auch die Kongressfusion ist ein Thema. Denn erstmals treffen sich der Verband Deutscher Schulmusiker und der Arbeitskreis für Schulmusik zum gemeinsamen Bundeskongress. Ein Zeichen, dass alle an einem Strang ziehen. Was im Übrigen auch dem Unterrichtsfach Musik zu wünschen wäre, sagt Jürgen Terhag mit Blick auf die einzelnen Bundesländer:

"Föderalismus ist eine Katastrophe. Wenn ich die Grundschulrichtlinie für Musik, die es in den verschiedenen Ländern gibt, übereinanderlege, dann habe ich ungefähr einen Stapel von 50 cm Aktenordnern und Papieren nur für die Richtlinien, wie ist der Grundschulmusik-Unterricht organisiert. In jedem Bundesland ist es anders. Mal sind es sechs Jahre, mal sind es vier Jahre, mal ist Musik ein eigenständiges Fach, dann ist es wieder kombiniert und es ist so, wenn man in einem Bundesland studiert hat, kann man im anderen Bundesland nicht unterrichten. Es ist unfassbar. Man kann sich nur an den Kopf fassen."

Auch beim Thema Unterrichtsausfall. Genaue Zahlen gibt es nicht, gemessen wird nur dreimal im Jahr; so ist es zumindest in Thüringen – und hinter vorgehaltener Hand heiß es: Gezählt wird nach den Ferien, wenn sowieso alle da sind. Doch nicht nur die Ausfallstunden sind ärgerlich, auch die fehlenden Musiklehrer. Wie viele es sind, weiß auch Ortwin Nimczik, vom Verband der Schulmusiker nicht. Nur so viel: Die Statistik sieht immer besser aus als das Feedback aus der Praxis:

"Der Appell ist ganz eindeutig: Wir brauchen kontinuierlichen Musikunterricht, da müssen die Rahmenbedingungen sicher gestellt sein. Das heißt: fixe Zahlen in den Stundentafeln. Nichtauflösung in Kontingentstundentafeln, Sicherstellung des Fachunterrichts, Nichtauflösung in Fachverbünde."

Wie zum Beispiel eine Mischform aus Musik und Kunsterziehung. Zudem müsse der Fachunterricht stärker als solcher gewertet werden. Allein in der Grundschule werde Musik zu 75 Prozent von fachfremden Kollegen unterrichtet. Das Personal hafte oftmals an alten Lehrformen, junge Lehrer würden hingegen keine Stellen bekommen.

Allein in Weimar werden circa 20 Musiklehrer für Gymnasien pro Jahr ausgebildet. Doch es gibt landesweit gerade einmal vier Stellen für Referendare gibt es in diesem Jahr. Das sei bedauerlich, sagt auch Ulrike Rynkowski-Neuhof von der Hochschule für Musik in Weimar:

"Warum können wir nicht genügend Referendariatsstellen einrichten, das ist ja eine Chance, die wir denen erstmal geben. Einstellung ist dann das Nächste. Aber wenigstens diese zweite Ausbildungsphase sollen wir allen, die möchten, problemlos zugestehen."

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