Angela Merkels neues Modewort

Was bitte bedeutet "postfaktisch"?

Symbolbild: eine Mauer in Schwarz-Rot-Gold mit Rissen, darauf der Schriftzug "Wir schaffen das" und ein Hand mit Daumen nach unter in den Farben der Europäischen Fahne.
"Wir schaffen das" - spätestens seit diesem Satz von Angela Merkel ist Diskussion über Fakten und Gefühle in der Politik entfacht. © imago / Ralph Peters
Friedrich Küppersbusch im Gespräch mit Max Oppel · 23.09.2016
"Es heißt ja neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten" - das sagte kürzlich Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Journalist Friedrich Küppersbusch hat so seine Schwierigkeiten mit dem Begriff.
"Postfaktisch" ist das Modewort der Stunde. Der Berliner AfD-Landesvorsitzende Georg Pazderski erläuterte freimütig die dahinter stehende Philosophie: "Perception is reality. Das heißt, das, was man fühlt, ist auch Realität."
Ist "postfaktisch mehr als eine trendige Vokabel? Ist es wirklich so, dass Fakten viele Wähler gar nicht mehr interessieren und wir uns im postfaktischen Zeitalter befinden?

"Da war sie die Gefühlspolitikerin"

Der Journalist Friedrich Küppersbusch betonte im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur, dass eigentlich nichts gegen Gefühle spreche. In ihrer "Wir schaffen das"-Rede habe Angela Merkel selbst nicht mit Fakten argumentiert, sondern eine gefühlsbetonte Politik der offenen Arme propagandiert. "Da war sie die Gefühlspolitikerin", sagte der ehemalige "Zapp"-Moderator.
AfD-Politiker Georg Pazderski hatte die Debatte über Fakten und Gefühle in der Flüchtlingspolitik befeuert, indem er argumentiert hatte, gefühlte Fakten seien auch Realität. Küppersbusch hält das für gefährlich:
"Er möchte aus gefühlten Fakten, die tatsächlich keine Fakten sind, eine Realität machen - und zwar an der Wahlurne. Da gilt es, gegen anzugehen."
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