Anerkennung aller DDR-Berufsabschlüsse im Einigungsvertrag

Das "kleinere Übel" gewählt

Die Produktion des Trabanten im Frühjahr 1990 im Zwickauer Automobilwerk.
Wirtschaft in der ehemaligen DDR: Alle Berufsabschlüsse wurden im Einigungsvertrag anerkannt © picture alliance / ZB - Wolfgang Thieme
Hans Joachim Meyer im Gespräch mit Dieter Kassel · 06.07.2015
Hans Joachim Meyer, ehemaliger Minister für Bildung und Wissenschaft der DDR, hat vor 25 Jahren den Einigungsvertrag mit ausgehandelt. Dass alle Berufsabschlüsse der DDR vom Westen anerkannt wurden, ist vor allem sein Verdienst.
Der ehemalige Minister für Bildung und Wissenschaft im Kabinett de Maizière, Hans Joachim Meyer, wollte vor allem eines: seinen Landsleuten Sicherheit verschaffen. Meyers Aufgabe war es, den Artikel 37 des Einigungsvertrags auszuhandeln, und hier ging es um Berufsabschlüsse. Die DDR hatte, berichtet Meyer im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur, ein sehr ausdifferenziertes System von Berufen. Darunter waren auch Abschlüsse, für die es kein Äquivalent im Westen gab – oder solche, die an Hochschulen und anderen Einrichtungen der Staatssicherheit gemacht worden waren.
"Wir mussten auf dem Gebiet der Berufsabschlüsse Ruhe bekommen"
Es habe aus dem Westen durchaus die Forderung nach einer Überprüfung solcher Abschlüsse gegeben, berichtet Meyer. "Meine Sorge war einfach: Wenn ich irgendwo die Tür auch nur einen Spalt öffne, bekomme ich sie nicht mehr zu." Die letztendliche Anerkennung aller Abschlüsse betrachtet Meyer rückblickend als "mehr als einen Schönheitsfehler". Es sei aber dennoch das "kleinere Übel" gewesen. Er stehe dazu: "Ich meine bis heute, die Entscheidung war richtig: Wir mussten auf diesem Gebiet (...) Ruhe bekommen."
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