Alle Macht dem Publikum

Von Kirsten Klümper · 23.06.2005
Unter dem Motto "publikum.macht.kultur." treffen sich derzeit Kulturschaffende, Wissenschaftler, Veranstalter und Kulturpolitiker bei einem Kongress in Berlin. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage: Was wollen die Besucher?
Die Kulturpolitische Gesellschaft hatte mit ihren Kooperationspartnern gerufen – und alle kamen. Als am 7. Juni 2001 der erste Kulturpolitische Bundeskongress begann, waren die Macher selbst von der Resonanz überrascht: Das Berliner Tagungshaus platzte fast aus den Nähten, einige der über 300 Teilnehmer mussten am Ende sogar mit Sitzkissen vorlieb nehmen.

Das Motto damals: "kunst.macht.kulturpolitik". Doch der Kongress traf einen Nerv: Der Streit um die Einrichtung der neuen Bundeskulturstiftung tobte, und in Zeiten wachsender Haushaltslöcher fürchteten viele Kulturschaffende, dass an der Kultur zuerst gespart werden sollte.

Die Fragen, die ihnen damals auf den Nägeln brannten, haben sich bis heute kaum geändert: Ist die Kultur noch in der Mitte der Gesellschaft verankert? Wie kann man sie in der drohenden Zweidrittel-Gesellschaft lebendig und aktuell halten? Wie für viele Menschen interessant machen? Und nicht zuletzt ging es dabei auch ums Geld.

Der Kulturbetrieb ist im Umbruch: Die Gesetze des Marktes halten Einzug, und man ist sich nicht mehr so einig darüber, dass es der Staat ist, der ein Bürgerrecht auf "Kultur für alle von allen" zu finanzieren hat. Das traditionelle, bürgerliche Kulturpublikum schwindet, das heutige Publikum sucht nach frischen Ansätzen, die es im bestehenden Kultur-Repertoire nicht immer findet – so die Kongressmacher.

Entsprechend ihre Forderung damals wie auch heute zum mittlerweile Dritten Kulturpolitischen Bundeskongress: Die Kulturpolitik muss sich neu ausrichten. Wer immer nur Althergebrachtes denkt, schützt und fördert, könnte in Zukunft auf der Strecke bleiben.

Nur: Was ist das "richtige" Neue? Der zweite Kulturpolitische Bundeskongress hielt nach einer möglichen Lösung Ausschau: "inter.kultur.politik", so sein Motto, zwei Jahre später, im Sommer 2003. Und die These: "'Multikulti' als Chance". Die anhaltende Zuwanderung nach Deutschland als Quelle neuer Ideen. Die längst multi-ethnische Gesellschaft spiegele sich zu wenig in den Kultureinrichtungen wieder - sie muss neben den Protagonisten der Mehrheitskultur stärker zu Wort kommen, so eine Forderung 2003. Und natürlich schwang sie auch hier immer wieder mit: Die Frage nach den Etats dafür.

Mit dem Dritten Kulturpolitischen Bundeskongress, der heute beginnt, gehen Kulturschaffende, Wissenschaftler, Veranstalter und Kulturpolitiker in eine neue Runde auf der Suche nach Perspektiven für die Kulturpolitik - diesmal von der Nachfrageseite aus, der der Besucher. "Publikum.Macht.Kultur" lautet deshalb das Motto.

Ein Gespräch mit Kulturstaatsministerin Christina Weiss zum Dritten Kulturpolitischen Bundeskongress können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.

Service:

Der 3. Kulturpolitische Bundeskongress findet am 23. und 24. Juni 2005 unter dem Motto "publikum.macht.kultur." in Berlin statt.

Link:

3. Kulturpolitischer Bundeskongress
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