Video-und Soundinstallationen

Was Brian Eno eigentlich meint

Brian Eno, britischer Musiker, Produzent und Multimediakünstler, aufgenommen am 29.11.2014 im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe
Brian Eno in Karlsruhe am 29. November 2014 © dpa / picture alliance / Uli Deck
Von Rudolf Schmitz · 12.10.2015
Brian Eno ist ein Gesamtkünstler. Er arbeitete mit Roxy Music, David Bowie oder Devo und schuf mit seiner Ambient Music eine neue atmosphärische elektronische Musik. In Frankfurt nun zeigt Brian Eno im Rahmen der Biennale für das bewegte Bild eine 30 Jahre alte Sound- und Videoinstallation.
Es ist ein Raum, in dem man sich gerne aufhält: vollkommen dunkel, an den Wänden Screens mit Bildern, die sich langsam in ihrer Farbintensität verändern. Es sind kristalline und organische Formen, die in psychedelisch intensiven Farben aufglühen und ein bisschen an die geometrische Abstraktion der frühen Moderne erinnern. Dazu diese Musik, die in sanften Variationen dahin schwingt. Eine Sound- und Videoinstallation, die Brian Eno Ende der 1980er Jahre schon einmal auf der Messe Frankfurt vorführte. "I am a Painter in Sound", sagt er. "Ich bin ein Klangmaler". Als "Quiet Clubs" hat er solche Installationen auch mal bezeichnet. Ähnlich wie Kirchenräume sollen sie ein Gegengewicht sein zum Lärm und Stress der Großstadt, die uns ständig im Abwehrmodus halten.
"Ich wollte einen Raum schaffen, der dich nicht in eine bestimmte Richtung drängt. So wie ein wunderbar warmer Swimming Pool, in dem man herum treibt. Ich wollte etwas, in dem man eine Zeitlang herum treibt und das sich nicht zu sehr ändert. Etwas, das genügend Abwechlung hat, aber dich nicht in eine bestimmte Richtung drängt."
Gelassen auf den Starrummel reagiert
Brian Eno ist Ehrengast der diejährigen Biennale des bewegten Bildes in Frankfurt. Er quittiert den Starrummel um seine Person mit sympathischer Gelassenheit. Selbst die rüber gereichten Roxy-Music Albencover von 1972/73, aus seiner Frühzeit des Glamrock, signiert er, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch lieber spricht er über die von ihm erfundene Ambient Music, die auch in seiner Videoinstallation zum Einsatz kommt.
"Die Ambient Music entwickelte sich aus einer einfachen Sache. In den 70ern hatte ich eine große Schallplattensammlung, und ich habe alle Stellen auf Kassette gezogen, die sehr langsam waren. Und ich wollte mehr davon hören. Eine lange Kassette, so dass ich längere Zeit in dieser Stimmung bleiben könnte. Aus dieser Idee sind Dinge wie die 'Discreet Music' entstanden und auch die 'Music for Airports'..."
Mit diesen atmosphärischen, sich langsam verändernden Klängen, einer Mischung aus Eric Satie und elektronischer Zeitlosigkeit, die Brian Eno Mitte der 70er Jahre entwickelt, werden tatsächlich die Flughäfen von New York und London eine Zeitlang beschallt. Brian Eno aber interessiert sich schon bald wieder für neue Klangwelten. Er produziert die Talking Heads, gemeinsam mit David Byrne von den Talking Heads schreibt er Songs und fusioniert in ihnen Weltmusik und elektronische Computersounds.
Als Produzent von U2 bringt Brian Eno seine Video- und Installationskünste bei deren Bühnenshows zum Einsatz. Er schreibt Filmmusiken, unter anderem für Derek Jarman, und bringt mit "77 Million Paintings" ein PC-Programm auf den Markt, das unablässig neue Gemälde und Klangstrukturen erzeugt. Als Klangmaler beweist sich Brian Eno auch, als er 2011 mit "Drums between the Bells" Gedichte von Rick Holland vertont.
Mit verwunderten Augen
In allen seinen Arbeiten, sagt Brian Eno, gehe es ihm darum, die Welt noch einmal mit verwunderten Augen zu betrachten. Wie es die Kinder tun:
"Kinder haben das: dieses Gefühl erstaunt zu sein über die Dinge. Sie zum ersten Mal zu sehen und raus zu kriegen, was das ist. Als Erwachsener verliert man das. Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal ein Bild von Mondrian sah. Ich dachte: Gott, was für ein erstaunlicher Ort ist doch diese Welt. Und dieses Gefühl liebe ich..."
Und wer die Frankfurter Video- und Soundinstallation gesehen hat, weiß spätestens jetzt, was Brian Eno damit meint.
Mehr zum Thema