Uraufführung von "Così fan tutte"

Ein Trümmerfeld der Gefühle

Der österreichische Komponist Wolfgang Amadeus Mozart nach einem zeitgenössischen Gemälde.
Der österreichische Komponist Wolfgang Amadeus Mozart (1756−1791) nach einem zeitgenössischen Gemälde. © dpa / picture alliance /
Von Michael Stegemann · 26.01.2015
Das Stück sei albern und unmoralisch, die Musik aber himmlisch: Seit ihrer Wiener Uraufführung vor 225 Jahren ist Wolfgang Amadeus Mozarts dritte da-Ponte-Oper "Così fan tutte" ein Fall für sich. Unter dem Verwechslungsspiel um Liebestreue und Verrat verbirgt sich jedenfalls ein Abgrund der Gefühle, dessen Tiefe nur Mozart ausleuchten konnte.
"So machen sie's alle": Così fan tutte, ossia: La scuola degli amanti – "Die Schule der Liebenden".
Wohlgemerkt: Così fan tutte, nicht tutti – "so machen sie's alle", die Frauen. Und die Männer? Die Männer jagen einem Phantom nach – der Treue der Frauen, die dem "Phönix aus Arabien" gleicht, wie der alte Intrigant Don Alfonso behauptet: Alle reden von ihm, aber keiner hat ihn je gefunden.
Così fan tutte – die dritte und letzte Oper Wolfgang Amadeus Mozarts nach einem Text von Lorenzo da Ponte – erlebte am 26. Januar 1790 ihre Uraufführung am Wiener Burgtheater, mit eher mäßigem Erfolg. Anders als zuvor Le nozze di Figaro und Don Giovanni war Così fan tutte ein Original-Libretto da Pontes ohne literarische Vorlage – und wurde von Anfang an ebenso heftig geschmäht, wie die Musik gerühmt wurde.
"Ein elendes welsches Produkt mit der kraftvollen erhabenen Musik eines Mozart."
"Ein elendes Ding, das alle Weiber herabsetzet, Zuschauerinnen unmöglich gefallen kann und daher kein Glück machen wird."
"Es ist das albernste Zeug von der Welt, und seine Vorstellung wird nur in Rücksicht der vortrefflichen Komposition besucht."
Die "Unmoral" des Werkes wurde kritisiert
Wie diese drei Rezensenten gab es auch andere, die Così fan tutte nicht mochten, etwa Ludwig van Beethoven oder Richard Wagner; und noch im 20. Jahrhundert wurde immer wieder die "Unmoral" des Werkes kritisiert.
"Die Schule der Liebenden" ist eine psychologische Versuchsanordnung: Die beiden Offiziere Ferrando und Guglielmo sind sich der Treue ihrer Freundinnen Dorabella und Fiordiligi so sicher, dass sie sich – angestiftet von Don Alfonso und unterstützt von der Zofe Despina – auf eine fatale Liebesprobe einlassen.
Angeblich ziehen sie in den Krieg, um dann als 'Albaner' verkleidet zurückzukehren und incognito dem jeweils anderen Mädchen den Hof zu machen – mit schrecklichem Erfolg: Erst im letzten Moment klären sie das Verwechslungsspiel auf.
Das scheinbar glückliche Ende lässt ein Trümmerfeld der Gefühle zurück – jener Gefühle, die eben nur Mozart so "kraftvoll, erhaben" und "vortrefflich" in Musik setzen konnte: "Così non fa nessuno", "So macht es keiner!"