Tina Turner

Die Queen of Rock im Ruhestand

Sängerin Tina Turner bei einem Besuch der Armani-Fashion-Show in Mailand im Februar 2011.
Sängerin Tina Turner bei einem Besuch der Armani-Fashion-Show in Mailand im Februar 2011. © AFP/ Giuseppe Cacace
Von Jutta Petermann · 26.11.2014
Sie ist eine der erfolgreichsten Sängerinnen im Pop- und Rockbusiness. Heute liebt Tina Turner es insgesamt eher etwas ruhiger. Die Musikerin feiert ihren 75. Geburtstag und zwar dort, wo sie sich am wohlsten fühlt: in ihrer Villa in der Schweiz.
Tina Turner lässt es heute hörbar ruhiger angehen, wenn sie Musik macht. Aber die Frau, die in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends als die Solokünstlerin galt, die weltweit die meisten Tickets verkaufte, visiert damit nichts Geringeres an als das Universum. Tina Turner singt auf dem Album "Love within" als eine von vier Frauen des religionsübergreifenden Musikprojekts "Beyond" u.a. von all umfassender Mütterlichkeit, von der universellen und spirituellen Liebe und von menschlicher Hingabe für den Nächsten.
Keinesfalls tritt die 75-Jährige dabei als der Star auf, der vor fünf Jahren mit einer nicht nur für ihr Alter umwerfenden Sexyness von der Bühne abtrat, sondern als buddhistische Vertreterin dieses christlich, hinduistisch-buddhistischen Crossovers und gleichberechtigten Frauenkollektivs. Damit macht Tina Turner wahr, was sie 2009 bei ihrem Bühnenabschied angekündigt hatte: Sie gibt das spirituellen Wissen weiter, das ihr selbst im Leben geholfen hat, schwierige Phasen durchzustehen.
Spirituell geerdet
Dass der Weltstar einmal religiöse Erbauungsmusik machen würde, war für all diejenigen absehbar, die selbst bei Actionfilmsongs auf den Text achten.
"We don't need another Hero" zur Mad Max-Serie mit Mel Gibson ist ein einziger Abgesang auf heroische Männerbilder und die Forderung nach männlicher Verlässlichkeit im Alltag. Eine Textzeile des Stücks lautet folgendermaßen: Liebe und Hingabe - ihre Tage werden kommen.
Denn Buddhistin ist Tina Turner ja nicht erst seit ihrem Abschied als Queen of Rock, sondern schon seit dem Jahre 1971. Damals noch an der Seite ihres prügelnden Ehemanns Ike Turner. Den hat sie lange hinter sich gelassen.
Inhaltlich kommt sie heute im Grunde wieder auf die Spirituals zurück, mit denen beinahe jede afroamerikanische Gesangskarriere startet und die bei ihr in dem Städtchen Nutbush im US-Bundesstaat Tennessee begann, verewigt im Song "Nutbush City Limits".
Auch das liegt lange schon hinter dieser Frau, die zwei leibliche Söhne und auch noch die ihres verhassten Ex-Gatten aufgezogen hat, von dem sie dafür nie einen Penny bekam.
Die Schweiz ist ihr neues Zuhause
Selbst im achten Lebensjahrzehnt sieht Tina Turner trotzdem fast faltenfrei aus und wirkt ganz bei sich angekommen. Sie habe ihr Zuhause gefunden, sagt sie in einem Internetinterview im August dieses Jahres. Seit 20 Jahren lebt die Sängerin, die als Anna Mae Bullock am 26. November 1939 geboren wurde, am Züricher See.
"Am wichtigsten ist die frische Luft, es ist sauber, ich habe wirklich das Gefühl, frische Luft einzuatmen, dieses saftige Grün hier und ich nenne es die schweizerische Art, wie die Leute hier sind. Ich versuch mal meine Liebesgeschichte mit der Schweiz kurz zu machen: Ich habe mein Zuhause gefunden, mein Traumhaus, ich bin endlich zuhause und ich bin glücklich darüber."
Ihre US-amerikanische Staatsbürgerschaft hat Tina Turner gegen die der Schweiz eingetauscht. Dafür musste sie deutsche Grammatik und Aussprache büffeln, was, wie sie zugibt, nicht ganz leicht war, aber sie habe hat ja in den vergangenen 75 Jahren schon ganz andere Sachen gestemmt.
"Isch heisse Anna Mae Bullock, aber mein richtiger Name ist Tina Turner. Danke viele mal, schönen Abend – Ciao!"