Situation der Stalking-Opfer

"Stalker sind sehr geschickt"

Das gestellte Foto zeigt eine maskierte Person, die mit einem Fernglas durch die Lamellen einer Jalousie hindurch eine Frau beobachtet
Stalking geht über eine Schwärmerei hinaus, die Opfer fühlen sich persönlich bedroht und beeinträchtigt. © picture alliance / dpa / Hans Wiedl
Wolf Ortiz-Müller im Gespräch mit Axel Rahmlow und Vladimir Balzer · 13.07.2016
Ein neues Gesetz soll Stalking-Opfer besser schützen. Der Psychologe Wolf Ortiz-Müller beschreibt, warum Juristen Schwierigkeiten haben werden, es umzusetzen und, wie sich Stalker in das Leben der Opfer einschleichen.
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der die Verurteilung von Stalkern erleichtern soll. Zwar ist Stalking strafbar, aber es gebe erhebliche Definitionsschwierigkeiten, sagte Wolf Ortiz-Müller von der Berliner Initiative "Stop-Stalking" im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur.
Bislang muss bewiesen werden, dass der Täter die Lebensgestaltung des Opfers "schwerwiegend beeinträchtigt" hat. In Zukunft soll eine Bestrafung auch möglich sein, wenn das Opfer dem Druck nicht nachgibt und versucht, sein Leben wie gewohnt weiterzuführen.
"Es ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Ortiz-Müller. Der bisherige Opferschutz sei nicht zufriedenstellend.
"Es ist unerträglich, wenn die Opfer erst genau diese Aktionen vornehmen müssen - umziehen oder den Arbeitsplatz wechseln - was natürlich viele überhaupt nicht können."

Rechtssicherheit ist schwer herzustellen

Allerdings kranke der Gesetzentwurf der Bundesregierung daran, dass er nicht schafft, zu präzisieren, ab wann ein Verhalten strafbar ist. Die Frage sei, welches Verhalten eines Stalkers so weitgehend sei, eine Beeinträchtigung auszulösen. Es sei nicht geklärt, was im Fall einer Trennung normal sei und was nicht, so Ortiz-Müller. "Das werden auch die Juristen noch eine Nuss zu knacken haben", sagt der Psychologe. Er befürchte, dass Rechtssicherheit schwer herzustellen sei.
Im Umgang mit Stalking-Opfern sei es wichtig, die innere Zerrissenheit der Opfer zu berücksichtigen, die am liebsten gar nichts mehr mit ihrem zum Stalker gewordenen ex-Partner zu tun haben wollen.
"Stalker sind sehr geschickt, sich genau in diese Ambivalenzen reinzuschleichen mit ihrem Verhalten und doch wieder einen Kontakt von Seiten des Opfers zu bekommen."
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