Singer/Songwriterin Eleni Mandell

Die weibliche Version von Tom Waits

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Eine halbakustische Gitarre © imago/Westend61
Von Jutta Petermann · 05.08.2015
Eleni Mandell ist noch weit von Starruhm entfernt und dennoch ist die US-amerikanische Sängerin eine feste Größe in der Singer-Songwriter-Szene. Mit "Dark Lights Up" hat die Kalifornierin ihr zehntes Studioalbum veröffentlicht.
Eleni Mandell kokettiert kräftig zu Beginn ihres neuen Albums, wenn sie singt sie sei richtig altmodisch. Textlich und soundmäßig verklärt sie die gute alte Zeit, in der Telefone noch an der Wand angebracht waren, es Bücher und Zeitungen ausschließlich aus Papier gab und Musik natürlich noch von Hand gemacht wurde.
"Eine Sache, die mir viel besser gewesen zu sein scheint früher, bevor es E-Mail und das Internet gab, das ist das Gefühl, das die Leute mehr miteinander verbunden waren. Wir haben miteinander telefoniert, uns Briefe geschrieben, aber das gibt es nicht mehr. Und in der Musik hat sich das insofern geändert, als dass Leute sie nicht mehr so wertschätzen wie früher, deshalb ist es immer schwerer, als Musiker zu überleben."
Der ganze selbstironische Auftakt von "Dark Lights up" hat also durchaus einen sehr realen und bitteren Kern für die Mutter eines Zwillingspärchens. Denn das ihr zehntes Album nun erschienen ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Ihre finanzielle Situation ist prekär, erzählt Eleni Mandell unumwunden und das Musikmachen ist etwas, auf das sie zwar stolz ist, aber für das sie auf anderes verzichten muss.
Das Dunkle bleibt nicht ewig
Trotzdem sieht man an Eleni Mandell, dass die Frau aus L.A. auch in der übertechnisierten Welt von heute gut klarkommt. Das Interview hat sie auf ihrem Smart-Phone aufgenommen und übers Internet geschickt. Aber das kokette Stück "I'm old fashioned" stimmt wunderbar ein auf dieses Album, das beim ersten Hören Leichtfüßiges 30er und 40er Jahre-Ambiente versprüht. Ein wenig hat man das Gefühl, als hätte Eleni Mandell die ganze Zeit beim Live-Einspielen gelächelt, doch der Eindruck täuscht und wäre auch gar nicht typisch für sie.
"Mir ist klar, dass Leute nicht so gerne Songs hören, in denen Leute darüber singen, wie glücklich sie sind. Aber auf diesem Album sind die Songs sehr rührend, sie handeln nicht vom Glücklichsein, sie sind nachdenklich, ich singe von der Liebe, aber eher über Momente, die wir nicht festhalten können."
"Das Schöne vergeht, aber auch das Dunkle bleibt nicht für ewig" - das ist verkürzt die Botschaft von "Dark lights up", Der Albumtitel heißt übersetzt so viel wie das Dunkle hellt auf und ist eine Zeile aus dem zweiten Song "What Love can do".
"Es handelt davon, wenn Du niedergeschlagen bist, aber etwas passiert, das Dich da wieder herausholt. Im Song 'What Love can do' singe ich von einem Radfahrer in Paris, etwas, das mir wirklich passiert ist. Ich stand an einer Straßenecke, um rüber zu gehen und ein Radfahrer hielt neben mir an. Als er losfuhr, drehte er sich zu mir um und wir lächelten uns an und das war so ein schöner Moment, in dem ich mich so geliebt fühlte."
Hoffnungsvolle oder wehmütige Gedanken
Ob hoffnungsvolle oder wehmütige Gedanken Eleni Mandell verpackt sie auf diesem von ihr selbst produzierten Album in einen versonnenen Klangmix aus frühem Country, Swing, Jazz, Folk und altem Pop. Die 46 jährige führt auf "Dark Lights up" im Grunde weiter, was sie auf dem Vorgänger "Let's fly a Kite" und dessen Swing-Appeal vor gerade mal eineinhalb Jahren an neuen Klängen für sich erobert hatte. Bestärkt auf diesem Weg weiter zu gehen hat sie der Besuch in der Country Hall of Fame in Nashville. Vor allem die musikalisch sehr reduzierte Songs von Roger Millers haben es ihr angetan.
"Das sind ganz einfache, sehr offene Songs, nur akustische Instrumente, einfache Instrumente, ich fand die Songs klangen wunderschön und ich wollte schon lange einfach mal nur was Akustisches machen."
Als sie vor 17 Jahren ihre Karriere startet, war Tom Waits für Eleni Mandell noch ein glühendes Vorbild. Ihren Alternativ-Folkrock und Country-Stil ergänzt und erweitert sie seitdem mehrfach um Jazz, Swing und Blues. Nun klingt sie eher wie die weibliche Version von jemandem, der die alte Country und Folkschule durch die Brille von heute betrachtet und ihr seinen durchaus skeptischen und dezent ironisierenden Stempel aufdrückt.
So schön und erhebend und gleichzeitig hintersinnig "Dark Lights up" auch ist, wunderbar reich und dicht arrangiert mit Akustik- und elektrischer Gitarre, einem gefühlvollen Schlagzeug, Piano und Flügelhorn und geschmeidig mit glockenheller Stimme gesungen - zwischen all der Leichtigkeit und der Sonntag-Nachmittags-Stimmung vermisst man doch ein wenig den Biss und die Wut der Eleni Mandell von früher, den rauheren Ton von Songs wie "Afternoon", "My Twin" oder "Forget me".
"Ich verstehe den Wunsch mich wieder mal zu hören, wenn ich ganz wütend über einen Typen singe - ich denke ich sollte mich mal wieder verabreden, das würde helfen."
Da ist er wieder der alte Sarkasmus in Sachen Männer. Vielleicht sollte man da doch lieber nicht dran rühren und sich freuen über eine offensichtlich ausgeglichenere Eleni Mandell und ein Album, das zwar vordergründig eher in die zugängliche Musikecke gehört, aber das vielschichtige und abwechslungsreiche Gesamtwerk der Kalifornierin um einen angenehmen, mit Spott gewürzten Tonfall erweitert.
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