Raffiniertes Gitarrenspiel

Regelrecht verzaubernd

Von Jutta Petermann · 23.12.2013
Der Gitarrist Jose Fernandez Torres tritt unter dem Künstlernamen Tomatito auf. Für sein aktuelles Album "Soy Flamenco" hat er zum dritten Mal den Grammy für Latin Music erhalten, was die Erwartungen an seine gleichnamige Tour Ende November nochmal steigerte. Das Publikum wurde auf allerhöchstem Niveau reich belohnt.
Beim Auftritt in Berlin gab Tomatito nur einige Stücke seines neuen preisgekrönten Albums zum Besten. Er entwickelte vor allem mit Hilfe älterer Kompositionen ein atmosphärisch warmes und schillerndes Panorama seines Schaffens. Auch wenn es abgegriffen klingt, sein Spiel war regelrecht verzaubernd. Die technische Perfektion, die ein Flamencogitarrist haben muss, war hier gar nicht das Beeindruckendste. Viel mehr waren es die wunderschönen Motive des Künstlers aus Almeria, die er schon seit 40 Jahren, die er auf der Bühne steht, immer wieder seiner Gitarre entlockt.
Es ist offensichtlich und erfreulich zugleich, dass dieser Mann, der zahllose Auftritte absolviert hat, der die Welt bereist hat und der mit den höchsten Kultur- und Musikpreisen dekoriert wurde, seine Musik und das Ensemblespiel genießt.
Zu seinem Berliner Konzert am 30. November der kam 55-Jährige pünktlich und gleich als allererster auf die Bühne - er inszenierte sich also nicht als der große Star, der das Publikum warten lässt. Beanspruchte dann aber auch eine ganze Weile die Bühne vor allem für mehrere Gitarren-Soli hintereinander, bevor sein exzellentes Ensemble zeigen durfte, was es drauf hat. Zu diesem Ensemble gehörte auch einer seiner Söhne - El Tomate, ein schlacksiger Teenager, der auf der Bühne groß geworden ist, und der wie sein Vater, Gitarre spielt. Amüsant, wie Tomatito immer verstohlen zu seinem Sohn rüberschaute, wenn er spielte oder auch das Tuning der Gitarre des Sohnes absegnete.
Tomatito hatte außerdem noch die eigenwillige Tänzerin Paloma Fantova dabei. Eine junge Frau, die einen rauen Tanzstil pflegt. Sehr impulsiv, energetisch und wild. Grazile, tänzerische Bewegungen oder so etwas wie eine Choreografie sucht man bei ihr vergeblich. Sie konzentriert sich auf ihre schwindelerregende, technisch perfekte Fußarbeit, die sogenannten Zapateados. Tomatito ließ sie nur sehr wohl dosiert aufs Publikum los. Denn jedes Mal, wenn sie tanzte, kochte der Saal. Tomatito, der sonst sehr zurückhaltend und fein sein Publikum anlächelte, lachte dann offen und strahlte über das ganze Gesicht über die unkonventionelle Darbietung und die überschwänglichen Reaktionen, die Paloma Fantova hervorgerufen hat.
Das Konzert des Flamencogitarristen Tomatito wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Label: Decca