Politisch korrekte Emojis

Smileys in vielen Hautfarben

Von Marina Strauß · 01.09.2015
Eine Textnachricht ohne Smiley oder Herz? Für viele kaum noch denkbar. Gab es diese virtuellen Gesichter bisher nur im typischen Smiley-Gelb oder in Weiß, werden Emojis nun auch in unterschiedlichen Hautfarben angeboten - von hell bis dunkel.
Gesichter in verschiedenen Hauttönen, zwei Männer, die Händchen halten, ein rosa Herz zwischen zwei Frauengesichtern.
Die Chat-Welt von WhatsApp und Apple ist bunter geworden. Die Kommunikationsriesen erfüllen damit den lang gehegten Wunsch vieler Nutzer.
Tahir Della ist einer der Vorstände der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland. Emojis benutzt er zum Beispiel, wenn er mit seinen Söhnen kommuniziert.
"Da geht man drauf und kann dann zwischen bisher gelb und hautfarben, tonfarben über hellbraun bis eben dunkelbraun gehen. Fünf verschiedene Schattierungen gibt’s da nochmal."
Sechs unterschiedlichen Hauttöne von hell bis dunkel
Die insgesamt sechs unterschiedlichen Hauttöne beschränken sich nicht nur auf Gesichter. User können auch Finger- oder Hand-Emojis in Hell- bis Dunkelstufen verschicken. Gestaltet werden Emojis nicht von den Firmen selbst, sondern vom sogenannten Unicode-Konsortium. Dabei haben sich die Macher an der Skala von Hauttypen des US-amerikanischen Dermatologen Thomas Fitzpatrick orientiert.
Setzen WhatsApp und Co. mit schwarzen Gesichtern und dunklen Daumen ein klares Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus? Oder ist die Aktion einfach nur ein Coup, um den Riesen der virtuellen Kommunikation einen sozialen Anstrich zu verleihen?
"Es kann schon sein, dass es ein PR-Effekt war, aber für schwarze Menschen und People of Color in Deutschland ist es eben Alltag, oft nicht gesehen zu werden, nicht abgebildet zu werden. Von daher ist es mit Sicherheit ein Schritt, der bei vielen Menschen, bei vielen schwarzen Menschen auf Wohlwollen stößt, weil da auch mit einem Bild gebrochen wird. Deutschland, wie es sich zusammensetzt, wer hier lebt. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das bei schwarzen Menschen mit Wohlwollen aufgenommen wird. Bei meinen Kindern auf jeden Fall."
Nicht nur Tahir Dellas Söhne sind von den neuen Emojis begeistert. Auch im Netz ist die Reaktion hauptsächlich positiv. Doch zwischen all dem guten Feedback poppt auch hier und da Kritik auf. Manch einer fragt sich, ob Hautfarbe überhaupt ein Thema in der virtuellen Kommunikation sein sollte. Wäre es nicht vielleicht sogar besser, das typische Smiley-Gelb zu verwenden, anstatt weiß, braun oder schwarz? Und müssen Rothaarige sich jetzt ausgeschlossen fühlen?
Apple bietet schon gleichgeschlechtliche Familien mit Kindern als Emojis an
Bei lesbischen und schwulen Emoji-Pärchen ist die Lage einfacher. Markus Ulrich ist Pressesprecher vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland. Für ihn gehört zu Homophobie, wenn man die Existenz von Homosexuellen ignoriert – oder eben wie vorher bei WhatsApp – nicht sichtbar macht. Jetzt findet er seine Lebenswelt in einem Emoji wieder.
"Wenn man die WhatsApp-Nachricht bekommt, wo bist du gerade? Dann kann man das Zeichen nehmen und ein Eis und weiß, okay, ich bin mit meinem Freund Eis essen."
Apple bietet schon gleichgeschlechtliche Familien mit Kindern als Emojis an. Bei WhatsApp können Nutzer bisher nur homosexuelle Paare verschicken. Ob die großen Firmen das der PR wegen machen, ist Markus Ulrich eigentlich egal.
"Es geht immer um Sichtbarkeit. Wenn es das eine gibt, muss es auch das andere geben. Sichtbarkeit ist eines der Hauptziele gewesen von lesbischer und schwuler Emanzipation. Wir wollen sichtbar sein, wir wollen in irgendeiner Form dazugehören und wir wollen anerkannt werden auf symbolischer wie rechtlicher Ebene. Und damit ist das ein Teil von Anerkennungskämpfen."
Markus Ulrich glaubt auch, dass die kleinen Icons einen gesellschaftlichen Einfluss ausüben können – zumindest im Kleinen.
"Schaden wird es nicht. Das ist ein Medium, das extrem viele Leute nutzen. Und sie sehen’s dann erstmal, müssen’s erstmal registrieren in irgendeiner Form. Was es dann an Denkprozessen auslöst oder nicht ist von Mensch zu Mensch verschieden, aber das ist ähnlich wie bei den Ampelmännchen, die auch ersetzt wurden durch gleichgeschlechtliche Paare oder auch durch gegengeschlechtliche Paare, wo es auch um einen Denkanstoß geht, eine Form der Anerkennung, um zu zeigen: Für uns sind diese Beziehungen gleichwertig."
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