Paul Dukas und sein Werk

Der Zauberlehrling

Undatierte Aufnahme des französischen Komponisten Paul Dukas, 1897 - 1935. Seine Kompositionen zeichnen sich im Besonderen durch reizvolle Melodik, einer straffen Rhytmik sowie der gänzenden Instrumentation aus.
Undatierte Aufnahme des französischen Komponisten Paul Dukas, 1897 - 1935. Seine Kompositionen zeichnen sich im Besonderen durch reizvolle Melodik, einer straffen Rhytmik sowie der gänzenden Instrumentation aus. © picture-alliance / dpa
Gast: Michael Stegemann / Moderation: Olaf Wilhelmer · 27.09.2015
Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben: Auch in der Musik treibt Goethes Besen sein unaufhaltsames Unwesen: "L’apprenti sorcier" ("Der Zauberlehrling") ist ein Meisterwerk des französischen Repertoires. Die funkelnde Tondichtung von Paul Dukas fasziniert Dirigenten seit langem.
Bei allen vielbeschworenen Unterschieden zwischen deutscher und französischer (Musik-) Kultur: Einige der prominentesten Goethe-Vertonungen kommen aus Frankreich, darunter dramatische Werke von Berlioz, Gounod und Massenet. Keine Vertonung, aber eine doch deutlich von Goethe inspirierte Musik ist die Tondichtung "L’apprenti sorcier", "Der Zauberlehrling", ein gut zehn Minuten langes Scherzo für Orchester von Paul Dukas aus dem Jahr 1897. Das ebenso brillante wie böse Stück, das dem gnadenlos voranschreitenden "Boléro" von Maurice Ravel als Vorbild gedient haben könnte, hat eine lange Aufnahmegeschichte, in der sich neben französischen vor allem amerikanische Orchester mit dem Werk auseinandergesetzt haben.
Die Beliebtheit dieser Musik gerade in den USA ist kein Zufall: 1940 produzierte Walt Disney seinen bizarren Zeichentrickfilm "Fantasia", in dem – neben Beethovens "Pastoral"-Sinfonie und Strawinskys "Sacre du printemps" – Dukas‘ Tondichtung im Mittelpunkt stand. Zu den Klängen, die von Leopold Stokowski und dem Philadelphia Orchestra beigesteuert wurden, setzte sich hier Mickey Mouse den Zauberhut auf und ließ den Besen für sich arbeiten.
Es gehört zut Tragik der geheimnisvoll-verschlossenen Erscheinung von Dukas, dass man sich heute – wenn überhaupt – fast nur noch an dieses Werk aus seinem Schaffen erinnert. Ein Umstand, für den der radikal selbstkritische Komponist insofern mitverantwortlich ist, als er überhaupt nur ein Dutzend Werke veröffentlichte. Anlässlich seines 150. Geburtstages am 1. Oktober gilt es nun, gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler und Frankreich-Experten Michael Stegemann, neben dem "Zauberlehrling" auch die anderen Facetten dieses faszinierenden Komponisten, Lehrers und Kritikers zu beleuchten.