Neue Platten in der Kurzkritik

Das muss man gehört haben - oder auch nicht

Mark Knopfler
Macht ausgeruhten Rock: Mark Knopfler © dpa / picture alliance / Robin Townsend
Von Uwe Wohlmacher · 13.03.2015
In der Kurzkritik: William Butler vertreibt sich die Zeit, Modest Mouse legen nach zwei Jahren ein neues Album vor und Mark Knopfler schielt nicht auf Goldene Schallplatten.
William Butler - "Policy"
Neues aus dem Kreis von Arcade Fire. William Butler, der jüngere Bruder des Bandgründers Win Butler, hat unter dem Titel "Policy" sein Debütalbum veröffentlicht, das ähnlich wie Arcade Fire aus dem Fundus von Indie-Rock, Art-Pop und Folk gespeist wird. Allerdings hat man den Eindruck, dass hier einer wie ein hyperaktives Kind die Archive der Popgeschichte geplündert hat und versucht, aus unterschiedlichsten Stilen und Versatzstücken, ein homogenes Ganzes zu zaubern. Synthi-Pop trifft da auf frühen Garagenrock, der sich wiederum mit Klavierballaden und fröhlichem Indie-Rock ablöst.
Den roten Faden sucht man auf dem ersten Album von Will Butler vergebens. Dieses eklektische Sammelsurium macht kurzzeitig Spaß, kann aber auf lange Sicht leider nicht fesseln. Überdies dürfte diese Fingerübung auch nur aus Langeweile entstanden sein, die durch die Pause von Arcade Fire gefüllt werden mußte.
Modest Mouse - "Strangers To Ourselves"
Eklektizismus ist auch das Rezept der amerikanischen Alternative-Rockband Modest Mouse, die nach acht langen Jahren Pause mit "Strangers To Ourselves" ein neues Album vorlegt. Anders als Will Butler hat sich die Band im Laufe ihrer zwei Jahrzehnte andauernden Karriere einen eigenen Stil zwischen Avantgarde-Rock und Art-Punk angerührt, der mehr im Detail überrascht und mit kleinen ungewöhnlichen Einwürfen unterhalten kann.
Modest Mouse haben auf "Strangers To Ourselves" eine verspielte, aber nie künstlich manierierte Spielart gefunden, die fast wie konstruierte Psychedelic anmutet und sehr hübsche dadaeske Ideen aufblitzen lässt.
Mark Knopfler - "Tracker"
"Tracker" heißt das neue Album von Mark Knopfler, der darauf wie gewohnt auf hohem Niveau einen Streifzug durch seinen musikalischen Kosmos unternimmt. Den kann man zwischen amerikanischem Blues, englischer Folklore und einem Schuß Rock'n'Roll der frühen Jahre verorten, der eine angenehm melancholische, oft wohlig warme Atmosphäre ausstrahlt und positiv altmodisch klingt. Unaufgeregte Musik des "Elder Statesman of Rock", der sich ganz seinen musikalischen Vorlieben hingibt und damit nicht auf goldene Schallplatten oder Hitparadenplätze schielt.
Wer zeitlos schöne, bodenständige Rockmusik hören möchte, sollte sich "Tracker" vom Ex-Dire Straits-Musiker Mark Knopfler ins Haus holen. Eine Platte für eine Autofahrt ins Blaue oder via Kopfhörer zum besinnlichen Spaziergang nach Feierabend. Besser kann man nicht zur Ruhe kommen.