Mikis Theodorakis

"Ein sehr großer Anarchist"

Der Komponist und Sänger Mikis Theodorakis hält eine Rede vor der Universität im Zentrum Athens (Archivaufnahme von 2011)
Der Komponist und Sänger Mikis Theodorakis (Archivaufnahme von 2011) © dpa / Simela Pantzartzi
Asteris Koutoulas im Gespräch mit Martin Böttcher · 29.07.2015
Komponist, Intellektueller, Freigeist - am Mittwoch feiert der griechische Volksheld Mikis Theodorakis seinen 90. Geburtstag. Asteris Koutoulas war seit 1980 einer seiner wichtigsten Wegbegleiter und beschreibt Theodorakis als außergewöhnliche Persönlichkeit.
Bereits mit 17 gab er sein erstes Konzert; es folgte ein Leben, in dem Theodorakis die Gewalt und die Grausamkeit des 20. Jahrhunderts mehr als einmal am eigenen Leib erfuhr. Im Verlauf der Besetzung Griechenlands, erst durch italienische, dann durch deutsche Aggressoren; später im Bürgerkrieg und während der Militärdiktatur ab Ende der 60er Jahre.

Programmtipp: Mi., 29. Juli 2015. 20:03 Uhr, "Schreib, damit der Tag anbricht!" - Konzert zum 90. Geburtstag von Mikis Theodorakis

Theodorakis wurde gefoltert und eingesperrt, er ging ins Exil – und stürzte sich neben der politischen Arbeit auch in seine Kompositionen: Mehr als tausend Werke hat er geschaffen, viele Lieder und symphonische Werke machten ihn zu einem der bekanntesten Künstler seiner Heimat. Aber auch weit über die Grenzen Griechenlands hinaus wurde er berühmt, unter anderem durch seine Musik zu Filmen wie "Alexis Sorbas" oder dem US-Krimi "Serpico".
Im Westen als Kommunist gehandelt - in der DDR verboten
Einer seiner langjährigsten Kollegen und Freunde außerhalb von Griechenland ist Asteris Koutoulas, der als sein Übersetzer, aber auch als Produzent von Theodorakis tätig war. Mit seiner Familie gehörte Koutoulas zu rund 70.000 Griechen, die während der griechischen Militärherrschaft in der DDR lebten. Wie Koutoulas in der Tonart sagte, war die Musik von Theodorakis in der DDR verboten, denn während er im Westen als Kommunist gegolten haben, hatte er sich in der DDR mit sowjet-kritischen Äußerungen unbeliebt gemacht.
Dies habe sich erst 1980 geändert, als erstmals der "Canto General" aufgeführt werden durfte, ein Oratorium für zwei Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, das auf dem gleichnamigen Gedichtzyklus des chilenischen Dichters Pablo Neruda beruht. Anlässlich der Aufführung, so Koutoulas, habe er Theodorakis, der damals Mitte 50 war, kennengelernt.
Jenseits seiner Musik sei Theodorakis "sehr großer Anarchist oder Libertarist". Bei einer Aufführung in der DDR habe ihn der Musiker einmal gefragt: "Asteris, wie kannst Du hier leben? In so einem Staat wäre ich entweder tot oder im Gefängnis."
Lieder als musikalische Lebensgrundlage
Auf die Frage, was das Besondere an Theodorakis sei, sagte Koutoulas: "Das Besondere an Theodorakis ist, dass er so tolle Musik macht."
Diese an und für sich sehr einfache Aussage, habe eine tiefere Bedeutung, denn es gebe "keinen anderen Komponisten auf der Welt", der so vielfältig komponiert habe, von Opern, über Oratorien und symphonischer Musik, über Soundtracks für Hollywood-Filme bis hin zu 50 oder 60 Jahre alten Liedern, die von unzähligen Interpreten noch heute gesungen würden.
Diese Lieder seien seine "musikalische Lebensgrundlage" gewesen - und eine Recherche habe ergeben, dass Theodorakis-Songs auf über 500 LP's bzw. CD's vertreten seien.
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