Liebeslied von Andreas Bourani

Der Song zum Schluss machen

Der Musiker Andreas Bourani
Der Musiker Andreas Bourani © picture alliance / dpa / Foto: Henning Kaiser
Von Gesa Ufer · 08.01.2015
Mit dem Ohrwurm "Auf uns" hatte der Sänger Andreas Bourani im letzten Jahr die Hymne zum Weltmeistertitel der Deutschen Fußballer geliefert. Jetzt kümmert er sich in "Auf anderen Wegen" um ein erträgliches Liebes-Aus.
"yeah
Dam, dam, dam, dam, dam, dam, dam
Du willst gehen, ich lieber springen.
Wenn du redest, will ich singen.
Du schlägst Wurzeln, ich muss fliegen.
Wir haben die Stille um uns totgeschwiegen.
Wo ist die Liebe geblieben?"

Das Problem kennen wir spätestens seit den Beatles: Der eine sagt hü, der andere hott.
"you say yes – I say no – you say stop and I say gogogo – o no – you say goodbye and I say hello – I don´t know why you say goodbye – I say hello!"
Bei dem Augsburger Andreas Bourani, an dessen WM-Song in diesem Sommer niemand vorbei kam, ist es genau anders herum: Der Mann will gehen, die Frau weitermachen wie bisher. Lustig ist hier – auch musikalisch – schon lange nichts mehr. Stattdessen besingt Bourani in Moll eine im Grunde beschlossene Trennung.

"Mein Herz schlägt schneller als deins,
sie schlagen nicht mehr wie eins
Wir leuchten heller allein,
vielleicht muss es so sein
dam dam dam dam dam dam"
Taktfrequenz der Herzen
Einfache schöne Bilder! Und wie geschickt: Da will sich einer aus der Beziehung verabschieden und verzichtet gänzlich auf Vorwürfe, Schuldzuweisungen oder schale Entschuldigungen seinerseits. Nicht menschliches Versagen liegt vor, es sind die Gesetze der Natur, die auf die ehemals Liebenden einwirken: Die Taktfrequenz der Herzen stimmt nicht mehr überein. Punkt. Höhere Gewalt "Vielleicht muss es so sein". Vielleicht auch nicht.
Andreas Bourani trifft mit seiner Trennungshymne einen Nerv der Zeit. Mehr als ein Drittel der in Deutschland geschlossenen Ehen werden wieder geschieden. 2014 waren das knapp 170.000. Aus den USA schwappt längst der passende Trend rüber: Scheidungspartys. Da hilft die Partymeute mit, wahlweise die Klamotten des oder der Ex feierlich zu verbrennen oder mit Dart-Pfeilen auf den potentiellen Trennungsverursacher zu zielen.
Andere Paare versuchen, sich mithilfe von Partys feierlich und in Frieden zu trennen, um den Blick besser wieder nach vorne richten zu können. Genau dazu liefert Andreas Bourani den passenden Song:
"Ich geb' dich frei
Ich werd' dich lieben
Bist ein Teil von mir geblieben
Geb' dich frei
Ich werd' dich lieben
Frei - ich werd' dich lieben
dam dam dam dam dam dam dam dam dam dam dam dam"
Andreas Bouranis Hohelied auf die gütliche Trennung handelt von Zuneigung, Respekt und sogar Liebe. Sie liefert den perfekten musikalischen Rahmen für alle, die Kitsch nicht scheuen und ihrer erkalteten Liebe endlich den Laufpass geben wollen. Alle anderen sitzen etwas beklommen vorm Radio und gleichen Herzschläge ab.