Langlebige Eintagsfliegen

One-Hit-Wonder

Eine Musikbox in einer Raststätte bei Berlin.
Eine Musikbox in einer Raststätte bei Berlin. © imago
Von Olga Hochweis · 05.05.2016
Ein Song genießt Unsterblichkeit als Dauerbrenner der Pop-Geschichte und als vielgehörter Titel aus der Jukebox. Den Interpreten kennen aber die wenigsten. Trotzdem bleibt sein Name für immer mit diesem einmaligen Erfolg verknüpft.
Sagt Ihnen die Band "Shocking Blue" auf Anhieb etwas? Kennen Sie die Musiker Piero Umiliani oder Michael Sembello? Deren Songs würden Sie ganz sicher wiedererkennen. Die XXL-Ausgabe des Rätselmagazins am Feiertag feiert drei Stunden lang das One-Hit-Wonder. So bezeichnet man Interpreten, die mit nur einem Titel das "Wunder" eines Charterfolgs feierten, danach aber keine oder nur geringe Aufmerksamkeit für ihre nachfolgenden Titel erlangen konnten.
Die Anfänge des Phänomens "One-Hit-Wonder" reichen zurück in die Frühzeit des Rock ’n’ Roll Mitte der 50er Jahre. US-amerikanische Platten-Labels versuchten damals die Charts-Erfolge von Elvis Presley mit weniger bekannten Interpreten zu wiederholen - aus Gründen der Varianz und nach dem Prinzip "Konkurrenz belebt das Geschäft". Manch einem ist es mit nur einem einzigen Titel gelungen, die Charts zu erobern. Immerhin besser als gar keinen Hit zu landen.

Musikalische Histörchen

Vor 125 Jahren, am 5. Mai 1891, wurde im Herzen von New York die "Music Hall founded by Andrew Carnegie" mit einem offiziellen Premieren-Konzert eingeweiht; am Dirigentenpult stand kein Geringerer als Peter Tschaikowsky, die Tickets kosteten zwischen 25 Cent und 2 Dollar. Bis heute gehört die "Carnegie-Hall" zu den bedeutendsten und vielseitigsten Konzerthäusern der Welt – ganz wie es ihr Finanzier und Namensgeber, der Stahl-Mogul und Kultur-Freund Andrew Carnegie, prophezeit hatte. Er selbst hatte schließlich festgelegt, dass das Gebäude nicht nur als reiner Klassik-Tempel, sondern als Mehrzweckhalle genutzt werden solle – auch wenn er dabei, Ende des 19. Jahrhunderts, sicherlich nicht an Acts wie Duke Ellington, Bob Dylan, Led Zeppelin oder die Beach Boys gedacht hat, die sich alle schon die Ehre gegeben haben.
Der aktuelle "Carnegie Hall"-Rekord stammt aus den 80er Jahren: Auf sensationelle 17 ausverkaufte Shows hintereinander brachte es die unvergleichliche Liza Minnelli zwischen dem 28. Mai und dem 18. Juni 1987; 17 Mal 2804 verkaufte Tickets – das hat in 125 Jahren bislang sonst niemand geschafft.
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Literaturätsel

Zu den One-Hit-Wondern der Literatur zählt eine amerikanische Autorin, die erst vor kurzem mit fast 90 Jahren gestorben ist: Harper Lee. Ihr beinahe einziges und enorm erfolgreiches Buch "Wer die Nachtigall stört" ist 1960 in den USA erschienen. Im Jahr darauf erhielt Harper Lee dafür den Pulitzer-Preis und ein weiteres Jahr später wurde das Buch mit Gregory Peck und Mary Badham in den Hauptrollen verfilmt.

Im Zentrum des Romans steht die sechsjährige Scout, die mit ihren Geschwistern in einer Kleinstadt in Alabama in den Südstaaten der USA aufwächst. Dort, wo auch Harper Lee groß wurde. Scouts Vater Atticus Finch zieht die Kinder allein groß und tritt ihnen offenherzig und aufrecht gegenüber. In diese Idylle dringt schließlich der Rassismus ein: Scouts Vater ist Abgeordneter und Anwalt und wird als Pflichtverteidiger für einen schwarzen Farmarbeiter eingesetzt, der eine junge weiße Frau vergewaltigt haben soll. Er tritt dem schwarzen Mann vorurteilsfrei gegenüber und kann schnell beweisen, dass die Vorwürfe ihm gegenüber unhaltbar sind. Verklagt wird der Mann trotzdem. Dafür, dass Atticus Finch dem schwarzen Farmarbeiter die gleichen Rechte zugesteht wie einem Weißen, wird er von den anderen Bürgern des Städtchens angefeindet. Das bekommen auch seine Kinder zu spüren.

Schon 1957 hatte Harper Lee ein Manuskript mit Erzählungen bei einem Verleger eingereicht, die in den 30er Jahren in den Südstaaten spielten und die alle durch eine gemeinsame Figur namens Atticus zusammen gehalten wurden. In den folgenden Jahren arbeitete sie die Erzählungen mit Unterstützung der Lektorin Tay Hohoff zu einem Roman um. Ein Gerichtsfall von 1933, bei dem ein Schwarzer eine weiße Frau vergewaltigt haben sollte, bildete die Grundlage.

Doch nicht nur die Lektorin Tay Hohoff soll ihren Anteil am Entstehen des Buches gehabt haben. Einem Gerücht zufolge, das sich bis heute hartnäckig hält, war noch jemand anderes daran beteiligt: Ein früherer Kindheitsfreund und Feriennachbar Harper Lees, der einer der berühmtesten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts geworden ist.

Bei einem seiner wichtigsten Bücher unterstützte Harper Lee ihn übrigens bei seinen umfangreichen Recherchen. Wieder ging es um ein Verbrechen. Dieses Mal um die kaltblütigen Morde an einer Farmersfamilie.
Wie heißt der gesuchte Autor, der einem Gerücht zufolge Teile von Harper Lees Roman "Wer die Nachtigall stört" geschrieben haben oder aber mit einem starken Lektorat in das Buch eingegriffen haben soll?
Auflösung:
Der berühmte amerikanische Schriftsteller, der einem Gerücht zufolge Teile von Harper Lees Roman "Wer die Nachtigall stört" verfasst haben soll, ist der Autor von "Frühstück bei Tiffany" und "Kaltblütig": Truman Capote.
Für "Kaltblütig" unterstützte Harper Lee ihn bei seinen umfangreichen Recherchen. Danach kühlte die Freundschaft jedoch deutlich ab. Es wird gemunkelt, dass Harper Lee sich in ihrer Mitarbeit am Roman nicht ausreichend gewürdigt sah.
Das Gerücht, dem zufolge Capote seinen Anteil an "Wer die Nachtigall stört" habe, ist übrigens nicht wahr. Aus Briefen Capotes aus jener Zeit geht zwar hervor, dass er das Entstehen und Erscheinen des Romans verfolgt hat, jedoch findet sich kein Hinweis auf ein Eingreifen als Co-Autor oder Lektor.

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Filmrätsel

In der Sendung hörten Sie Musik, die vermutlich alle kennen, zumindest diejenigen unter Ihnen, die Karl May gelesen haben oder in den 70ern Fernsehen geguckt haben, denn die Filme mit dieser Musik wurden sehr oft wiederholt.
Weil es zu leicht wäre, nach dem Titelhelden und seinem Freund zu fragen, der in guten wie schlechten Tagen zu ihm hält, obwohl die beiden ganz unterschiedlichen, ja sogar teilweise verfeindeten Kulturen angehören, fragen wir nun nach dem Dritten im Bunde:

Er spielt darin einen treuen Begleiter der beiden, den lustigen Kauz, der die beiden Freunde sogar in letzter Minuten vor dem sicheren Tod retten kann - etwa am Marterpfahl, als er in letzter Minute ein Feuerwerk startet und damit alle in Angst und Schrecken versetzt. Wie heißt diese Filmfigur - dieser treue Begleiter? Eine kleine Hilfe noch: Er ist der Mann mit dem Perückenskalp. Der Schauspieler, der ihn verkörperte, wird im November 90 Jahre alt.
Auflösung:
Gesucht wurde die Figur des Sam Hawkens - in den Winnetou-Filmen gespielt von Ralf Wolter, geboren am 26.11. 1926 . In den Büchern von Karl May ist Hawkens ein bekannter Westmann und eine der vielen Figuren mit lustigem Äußeren. Er wird folgendermaßen beschrieben:
"Unter der wehmütig herabhängenden Krempe eines Filzhutes, dessen Alter, Farbe und Gestalt selbst dem stärksten Denker einiges Kopfzerbrechen verursacht haben würden, blickte unter einem Walde von verworrenen, schwarzen Barthaaren eine Nase hervor, welche von fast erschreckenden Dimensionen war und jeder beliebigen Sonnenuhr als Schattenwerfer hätte dienen können. Infolge dieses gewaltigen Bartwuchses waren außer dem so verschwenderisch ausgestatteten Riechorgane von den übrigen Gesichtsteilen nur die zwei kleinen, klugen Äuglein zu bemerken, welche mit einer außerordentlichen Beweglichkeit begabt zu sein schienen ... Indianerstiefel gestatteten, in denen zur Not der Besitzer in voller Person hätte Platz finden können." (K. May, Der Ölprinz)

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