Jazzlegende Oscar Peterson

Wohnzimmerkonzerte in beseelter Atmosphäre

Der kanadische Jazzmusiker Oscar Peterson am 28.08.2005 bei einem Auftritt in der Semperoper Dresden
Oscar Peterson (1925 - 2007): Bei MPS erscheinen jetzt auch seine "Lost Tapes". © picture-alliance / dpa / Andreas Weihs
Matthias Wegner im Gespräch mit Mathias Mauersberger  · 17.09.2015
Er war einer der wichtigsten Jazzpianisten der Welt. Jetzt werden Aufnahmen des 2007 verstorbenen Oscar Peterson bei MPS neu aufgelegt. Darunter auch bisher Unveröffentlichtes der Konzerte im Wohnzimmer des Labelgründers Hans Georg Brunner-Schwer.
Oscar Peterson war über Jahrzehnte einer der wichtigsten Pianisten im internationalen Jazz. 2007 ist er gestorben im Alter von 82 Jahren. Nun ist eine Box mit acht CDs mit Aufnahmen, die Oscar Peterson in den Jahren 1963 bis 1971 für das deutsche Label MPS in Villingen-Schwenningen im Schwarzwald gemacht hat. Im Mittelpunkt stehen dabei die legendären Wohnzimmerkonzerte, die im Privat-Haus des MPS-Chefs Hans Georg Brunner-Schwer entstanden sind. Einige davon werden nun zum ersten Mal überhaupt veröffentlicht.
Resultate einer besonderen Freundschaft
Hans Georg Brunner-Schwer hatte schon seit Anfang der 60er Jahre Jazzkonzerte und Jazzplatten aufgenommen. Er war selbst Pianist und großer Oscar-Peterson-Fan und vor allem hatte er das nötige Kleingeld, um sich später ein Jazzlabel leisten zu können. Als Oscar Peterson in den 60er Jahren mit seiner Band wieder einmal durch die großen Konzerthallen in Europa zog und unter anderem in Zürich auftrat, lud Brunner-Schwer die Band danach zu sich in den Schwarzwald ein – nach Villingen-Schwennigen, wo das Label MPS residierte. Brunner-Schwer hat schwere dunkle Limousinen bestellt, um die Musiker abzuholen und in den Schwarzwald zu fahren. Die kamen dann nach ihren Konzerten mitten in der Nacht an, aßen schnell etwas und legten kurz danach los.
Es wurde nicht einfach nicht nur gejammt, sondern wirklich gespielt. Und diese Wohnzimmer-Konzerte gab es dann von 1963-1968 jedes Jahr. Eigentlich sollten keine Aufnahmen gemacht werden, da Peterson noch bei seinem amerikanischen Label in der Pflicht stand, aber der Pianist und Hans-Georg Brunner Schwer wurden dicke Freunde. Was lustig war, denn Peterson konnte kein Deutsch und Brunner-Schwer kein Englisch - es ging aber trotzdem. 1968 wurde dann das Label MPS gegründet und die Aufnahmen wurden zum großen Teil veröffentlicht.
Als Bonus bislang Unveröffentlichtes
Das Label MPS erfährt gerade eine Wiederauferstehung und der ganze Katalog wird überarbeitet. Aufnahmen werden gesichtet, im Sound neu bearbeitet – so gibt es natürlich immer wieder schöne Fundstücke, die nun nach und nach erst- oder wiederveröffentlicht worden. Darunter die "Lost Tapes" von Oscar Peterson. Im Mittelpunkt der Wohnzimmerkonzerte standen weniger die Virtuosität oder die Komplexität im Spiel. Sondern in erster Linie die beseelte Atmosphäre, die es durch diese Aufnahmen auch locker in die eigenen Wohnzimmer schafft.
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