Isländisches Sinfonieorchester

Rätselhaft nostalgisch

04.04.2017
Das Isländische Sinfonieorchester spielte unter Leitung seines Chefdirigenten Yan Pascal Tortelier die Enigma-Variationen von Elgar, James Ehnes war in Reykjavik zu Gast mit dem Violinkonzert von Samuel Barber. Zu Beginn gab es in der Harpa Konzerthalle die Dolly-Suite von Gabriel Fauré.
Er war ein US-Amerikaner mit großem Hang zu Europa, der Komponist Samuel Barber. Viele seiner großen Werke schrieb er im alten Kontinent. Seine erste Sinfonie entstand in Italien - und auch sein Violinkonzert wollte er in der Schweiz schreiben. Doch der Kriegsbeginn 1939 zwang ihn, nach Amerika zurückzukehren. Seiner Kreativität tat das keinen Abbruch. Sein einziges Solokonzert für das hohe Streichinstrument ist beliebt seit seiner Premiere und besticht durch eine gelungene Mischung aus Melodienseligkeit und origineller Gestaltung. Nostalgisch wirkt die harmonisch-schwermütige Begleitung. Der kanadische Geiger James Ehnes gehört zu den bekanntesten seiner Zunft und wird vom Publikum in Islands Hauptstadt heiß und innig geliebt.
Nicht weniger nostalgisch und eigenartig war der Humor des großen Retters der englischen Musikehre Sir Edward Elgar. Sein großes Vorbild Johannes Brahms wollte er mit einem eigenen Variationenwerk überholen, ohne ihn einzuholen. Und in der Tat ist ihm mit den Enigma-Variationen über ein eigenes Thema ein wirklich originelles Werk gelungen, das sogar mit seinen Einzelsätzen bekannt geworden ist. Zum Beispiel wird die Variation "Nimrod" häufig einzeln gespielt, so von Daniel Barenboim, der damit an seinen Freund Edward Said erinnert. Die einzelnen Sätze der Enigma-Variationen Edward Elgars stehen musikalisch als solches für sich, doch hat sie der Komponist mit einzelnen kryptischen Initialen überschrieben. Enigmatisch-rätselhaft ist also, wen von seinen Freunden, Bekannte oder Kollegen er jeweils mit diesen Stücken charakterisiert haben mag.
Die Isländischen Sinfoniker haben mit ihrem Chefdirigenten Yan Pascal Tortelier das Konzert am 30. März in der Harpa-Halle mit der Dolly-Suite von Gabriel Fauré eröffnet, einer wunderbaren Reihe von Kinderstücken, die auch für herangewachsene Ohren ihren Reiz haben.
Harpa Konzerthalle Reykjavik
Aufzeichnung vom 30. März 2017
Gabriel Fauré
"Dolly Suite" für Orchester op. 56
Samuel Barber
Konzert für Violine und Orchester op. 14
ca. 20.50 Uhr Konzertpause: "Es ist wirklich ein Haus für die Menschen geworden!" - die Harpa Konzerthalle in Reykjavik, ein Beitrag von Julia Kaiser
Edward Elgar
Variationen über ein Originalthema für Orchester op. 36 ("Enigma-Variationen")

James Ehnes, Violine
Isländisches Sinfonieorchester
Leitung: Yan Pascal Tortelier