Gustav Mahlers 5. Sinfonie

Wucht und Wonne

Undatierte Aufnahme des österreichischen Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler (1860-1911)
Undatierte Aufnahme des österreichischen Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler (1860-1911) © picture-alliance / dpa
Moderation: Ulrike Timm · 03.08.2014
"Die 5. Ist ein verfluchtes Werk, niemand kapiert sie", so seufzte Gustav Mahler über seine 1904 uraufgeführte 5. Sinfonie. Und wünschte sich, er würde sein Werk doch 50 Jahre später aufführen können.
"Meine Zeit wird kommen" war der Stoßseufzer, aber auch die innere Gewissheit des Komponisten, der als Dirigent zu seiner Zeit überaus geschätzt und berühmt war, dem man als Komponisten aber bloße "Kapellmeistermusik" vorwarf.
Ob wir die 5. Sinfonie heute besser kapieren, sei dahingestellt, Tatsache ist, dass diese Sinfonie, die so einsam und düster mit einem Trompetensignal beginnt, heute eines der populärsten Werke Gustav Mahlers ist. Dazu hat besonders Viscontis Verfilmung von Thomas Manns "Tod in Venedig" beigetragen, die das Adagietto aus Mahlers Sinfonie ausgiebig nutzt – in einer Art und Weise, die der Dirigent Michael Gielen als "genial-pervers" bezeichnet.
Das scheinbar Einfache als besondere Qualität
Die tiefen inneren Abgründe, die das Werk Gustav Mahlers auszeichnen, die schnellen inneren Brüche, die oft wie scharfe filmische Schnitte wirken, haben Mahlers Musik seit den 1960ern eine große Renaissance beschert. Der ursprüngliche Vorwurf des Trivialen wurde in sein Gegenteil verkehrt, das scheinbar Einfache als besondere Qualität wahrgenommen und die extremen Stimmungswechsel immer stärker als zeitdiagnostisch gehört. Es ist wohl kein Zufall, dass viele Menschen, die mit klassischer Musik kaum etwas am Hut haben, gerade zu seiner Musik spontan Zugang finden.
Vor allem aber ist die 5. Sinfonie von Gustav Mahler ein großartiges, ausuferndes und ungemein polyphon gearbeitetes Werk, das Orchester und Dirigenten jedes Mal neu vor große Herausforderungen stellt, was Klangbalance, Klarheit und Emotionalität angeht – zu hören sind Ausschnitte aus Interpretationen von Bruno Walter, Hermann Scherchen, Leonard Bernstein, Claudio Abbado, Michael Gielen, Roger Norrington, Simon Rattle und Riccardo Chailly.
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