Franz X. Süßmayr

Der Mann, der Mozarts Requiem vollendete

Füller liegt auf beschriftetem Notenpapier
In Wien wirkte Süßmayer als Komponist. © imago / Gerhard Leber
Von Michael Stegemann  · 22.07.2016
Franz Xaver Süßmayr hat Mozarts "Requiem"-Fragment vollendet und viel mehr ist über ihn auch kaum bekannt. Es gibt auch kein Bild von ihm, obwohl er in Wien um 1800 als Komponist angesehen und erfolgreich war.
Wolfgang Amadeus Mozarts "Requiem" – eines der berühmtesten Fragmente der Musikgeschichte – bricht an genau dieser Stelle ab: nach dem 8. Takt des "Lacrymosa". Die Fassung, die heute zumeist gespielt wird, wurde von einem seiner Schüler vollendet: von Franz Xaver Süßmayr.
Bis heute ist Süßmayrs bekanntestes Werk also – von Mozart. Wobei Süßmayrs Vollendung des "Requiems" übrigens sehr viel besser ist, als sie von der Nachwelt oft bewertet wurde. Auch sonst hat sich vor allem die Mozart-Forschung um ihn gekümmert. Hatte Süßmayr wirklich ein Verhältnis mit Mozarts Frau Constanze? War er womöglich der Vater von Mozarts letztem Kind, das immerhin auf den Namen "Franz Xaver" getauft wurde? Welchen Anteil hatte er an den Rezitativen zu Mozarts letzter Oper "La clemenza di Tito"?
"Doch weiß man hierüber Gewisses nicht", heißt es dazu in einer alten Quelle.

Geist der Musikgeschichte

Überhaupt geistert Süßmayr, von dem es nicht einmal ein Porträt gibt, als ein weitgehend Unbekannter durch die Musikgeschichte. Dass er 1766 im oberösterreichischen Schwanenstadt zur Welt kam, steht fest; aber das Geburtsdatum "22. Juli" ist ebenso ungesichert wie vieles andere. Immer wieder liest man Worte wie "möglicherweise", "mutmaßlich", "vielleicht", wenn es um Süßmayr geht. Auch seine Musik scheint ganz im Schatten Mozarts zu stehen, etwa sein Klarinettenkonzert.
"Möglicherweise" 1788 kam der 22-jährige Franz Xaver Süßmayr – hochgebildet und musikalisch hochbegabt – nach Wien und komponierte dort seine erste Oper. "Mutmaßlich" um dieselbe Zeit lernte er den zehn Jahre älteren Mozart kennen und wurde dessen Schüler, Kopist, Mitarbeiter und Freund. "Vielleicht" studierte er nach Mozarts Tod weiter bei Antonio Salieri. Ab 1794 jedenfalls war Süßmayr eine feste Größe im Wiener Musikleben, schrieb Symphonien und Konzerte, Kammer- und Kirchenmusik, Kantaten, Lieder und gut zwei Dutzend Opern, Singspiele und Ballette – und zwar so erfolgreich, dass andere, Berühmtere sie zitierten und variierten. Etwa Ludwig van Beethovens Klavier-Variationen über ein Thema aus Süßmayrs Singspiel "Soliman II.": das Terzett "Tändeln und Scherzen".
Und Nicolò Paganinis "Le streghe" ("Die Hexen") gehen auf ein Thema aus Süßmayrs Ballett "Il noce di Benevento" zurück.
Süßmayr wurde Kapellmeister am Wiener Nationaltheater, aber wie seinem großen Lehrer war auch ihm kein langes Leben beschieden: Am 17. September 1803 starb er an Tuberkulose – nur 37 Jahre alt – und wurde auf dem St. Marxer Friedhof zu Grabe getragen – nicht weit von Mozart.
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