Franz Schubert

"Schöne Welt, wo bist du?"

Franz Schubert
Franz Schubert (1797−1828), undatierte zeitgenössische Darstellung © dpa / picture alliance /
Gast: Peter Gülke, Moderation: Michael Dasche · 18.04.2014
Mit dem a-Moll-Quartett gelang es Schubert 1824 nach Jahren schöpferischen Ringens und nach zahlreichen Fragmenten, erstmals wieder eine instrumentale Komposition großen Formats zu vollenden.
"In Liedern habe ich wenig Neues gemacht, dagegen versuche ich mich in mehreren Instrumental-Sachen, denn ich componirte 2 Quartetten für Violinen, Viola u. Violoncello u. ein Octett, u. will noch eine Quartetto schreiben, überhaupt will ich mir auf diese Art den Weg zur großen Sinfonie bahnen."
Diese Zeilen schrieb Franz Schubert am 31. März 1824 an den befreundeten Maler Leopold Kuppelwieser – ein berühmt gewordenes und vielzitiertes Dokument, hat Schubert doch darin – deutlich wie sonst nirgends – so etwas wie eine Schaffensstrategie offenbart. Einen wesentlichen Schritt in Richtung "große Sinfonie" hatte er in der Tat mit dem a-Moll-Quartett getan. Mit diesem Werk gelang es ihm nach Jahren schöpferischen Ringens und nach zahlreichen Fragmenten, erstmals wieder eine instrumentale Komposition großen Formats zu vollenden. Dass er sein Ziel "große Sinfonie" indirekt, über eine kammer-musikalische Gattung, ansteuerte, war kein Zurückweichen vor den Schwierigkeiten der Aufgabe. Im Gegenteil: Mit der Komposition eines Quartetts hatte Schubert sich einer Gattung zugewandt, die ihrerseits durch den Kanon maßstabsetzender, "klassischer" Werke nobilitiert war.
Über die Herausforderungen der großen instrumentalen Formen vergaß Schubert allerdings niemals seine Verwurzelung im Metier des Liedes. Und obwohl das a-Moll-Quartett seinen Namen keinem Lied, sondern der Wiederverwendung einer Schauspielmusik (zu Wilhelmina von Chézys "Rosamunde") verdankt, ist es doch in besonderer Weise vokal geprägt: in den melodisch-harmonischen Bildungen ebenso so wie in formalen Gliederungen. Ein liedhaft-poetischer Bezug findet sich sogar als zitathafter Anklang in dem Werk: die Sentenz "Schöne Welt, wo bist du? / Kehre wieder, holdes Blütenalter der Natur!" aus Schuberts Schiller-Vertonung "Die Götter Griechenlands".
Ob dieser Liedgedanke den gleichsam programmatischen Hintergrund des Quartetts bildet? Eine von vielen Fragen, die in der Sendung erörtert werden. Zu Gast ist der Dirigent und Musikwissenschaftler Peter Gülke.
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