Folkrock von der Oysterband

Raritäten aus den Archiven

June Tabor & Oysterband 2014
Jane Tabor & Oysterband © Judith Burrows
Von Wolfgang Meyering  · 30.05.2016
Die Oysterband ist eine der einflussreichsten Gruppen im Bereich Folkmusik. Die Briten haben jetzt mit dem Album "This House Will Stand" einen Rückblick auf die produktivsten Jahre 1998 bis 2015 veröffentlicht – dabei sind auch bisher unveröffentlichte Stücke.
"Branches can flourish but the main tree is the Oysterband. And that has to have its deep roots. And it has to be at the heart of everything. And that´s where we are now. This House will stand."
Die Äste mögen wohl blühen, aber das Wichtigste am Baum ist der Stamm, der das Herzstück ist und das ist und bleibt die Oysterband, sagt Sänger John Jones. Er vergleicht die Band, deren Mitglieder in den fast 40 Jahren ihres Bestehens immer wieder auch mit Soloprojekten auffielen, auch mit einem Haus, das fest und sicher auf seinem Fundament steht. Deswegen erschien Jones die Titelzeile eines ihrer Lieder als perfekte Überschrift für das neue Doppelalbum: "This House Will Stand".
Bei ihrem Rückblick auf die für die Band so wichtigen Jahre zwischen 1998 und 2015 gingen sie sehr intuitiv vor. In diesen Jahren haben sie nicht nur ihren internationalen Status festigen können, sondern machten immer wieder mit spannenden Projekten, wie der Zusammenarbeit mit June Tabor, auf sich aufmerksam. Die Auswahl der Titel auf der neuen CD repräsentiert die subjektive Sicht der Bandmitglieder auf diese Zeit.

"It´s so subjective. So I know all the Bands individual choices are on that."
Ihre einflussreiche Stellung in der Folk & Weltmusikszene hat die Oysterband nicht zuletzt dadurch begründet, dass sie schon früh mit ihrer Nähe zum Punk den Folkrock buchstäblich auf die Spitze trieb. Dadurch beeinflussten sie die nachfolgenden Generationen der Folkrock- Musiker, nicht nur in ihrer Heimat Großbritannien.

"I think really that our British folk roots are, what makes Oysterband distinctive, as a Band. It is such a great base."
Die musikalischen Wurzeln der Oysterband liegen eindeutig in der britischen Folkmusik-Tradition. Und das ist es, meint Sänger John Jones, was die Band auch so unverwechselbar macht. Es ist für sie ein großartiges Fundament, auf dem sie frei agieren können. Sie begannen Mitte der 1970er Jahre als Oyster Ceilidh Band und hatten später mit dem Album "Holy Bandids" ihren ganz großen internationalen Durchbruch. Die Zeit zwischen 1998 und 2015 gehörte zu den produktivsten Phasen in der langen Geschichte der Band. In diese Zeit fallen auch einige sehr spannende Projekt wie das Album "Ragged Kingdom" oder die "Big Session", wo sie mit vielen Kollegen aus der britischen Musikszene zusammenarbeiteten. Ebenso wie sie mit internationalen Kollegen aus Kanada oder Schweden kooperierten.
"The work of our own hands, and also the work of our creativity. We just liked the certainty of the phrase. And there is also an element of defiance about it. That this is what we are fighting for."

Bekannt für ihre politischen Texte

Es ist die Arbeit ihrer eigenen Hände und ihre Kreativität, welche die Oysterband definieren. Daher auch der Titel der zweiten CD des Doppelalbums "The Work of Our Own Two Hands", denn die Gruppe ist auch bekannt für ihre "Working Class" Identität und ihre politischen Texte. Mit ihren Songs versuchen sie, auch für das zu kämpfen, was ihnen wichtig ist. Gegen soziale und politische Ungerechtigkeiten und für die kleinen Leute auf der Straße. Und das tun sie ohne "erhobenen Zeigefinger", aber mit viel Überzeugung und reichlich guter Musik. Sie schreiben sich ihre politischen Überzeugungen nicht auf die Fahnen, sondern leben sie. Ganz besonders durch ihre Text und ihre Musik.

"There were some sessions that where really good. And for some reasons that tracks get on the album. It so gives a great look inside to the whole process of the time."

Auf der zweiten CD des Doppelalbums "This House will stand" finden sich unveröffentlichte Alternativversionen von Stücken der Oysterband, Demos und rare Liveaufnahmen, die einen besonderen Einblick in das Schaffen der Band in der Zeit zwischen 1998 und 2015 ermöglichen. Viele der alten Aufnahmesessions klangen, laut Sänger John Jones, einfach zu gut, um sie nicht zu veröffentlichen. Beim Hören der Musik der Oysterband fallen einem Worte wie Ehrlichkeit, Beständigkeit, Unbeugsamkeit oder Zuversicht ein, aber all das sind nur Facetten dieses vielschichtigen Kosmos, den die Gruppe seit fast 40 Jahren darstellt und denen man auf der neuen Compilation nachspüren kann. Und dass die Band von Stillstand nichts hält, zeigt auch, dass sie jetzt schon an ihr 40jähriges Bandjubiläum im kommenden Jahr denkt. Die Oysterband geht unbeirrt und geradlinig ihren Weg weiter.
"We start next summer – summer 2017 – with Festivals and we do special live Oysterband 40 year celebration package. The Oysterband is still going forward."
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