Album "Tears Of The World"

Das Vermächtnis des Sängers Mighty Sam McClain

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Sam McCain nahm sein Album "Tears Of The World" mit dem Blues-Gitarristen Knut Reiersrud auf. © imago/Westend61
27.07.2015
Der US-Sänger Mighty Sam McClain ist vor wenigen Wochen mit 72 Jahren verstorben. Zuvor hatte er noch ein Album mit dem norwegischen Blues-Gitarristen Knut Reiersrud aufgenommen. "Tears Of The World" erschien nun beim deutschen Jazzlabel ACT.
Sam McClain: "I am a guy who sings the blues, I say: Gimme the blues. But I'm not only a blues singer, I sing a variety of stuff."
Als Blues-Sänger wollte er nie abgestempelt werden, denn er sang oft auch andere Sachen. Bei Mighty Sam McClain war zu hören, dass auch der Jazz vom Blues herkam. Seine Südstaaten-Stimme war von Soul und Gospel getränkt, tief verwurzelt in der Musik-Kultur seiner Heimat Louisiana, wo er 1943 im Städtchen Monroe geboren wurde. Vor wenigen Wochen erst - am 16. Juni - ist der wuchtige Sänger 72-jährig an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.
Und so ist sein Album "Tears for the world" mit dem norwegischen Blues-Mann Knut Reiersrud unerwartet zum Vermächtnis geworden. Es war McClains erstes bei Act Music. Siggi Loch, der Chef des deutschen Jazzlabels, kannte die Musik von Mighty Sam McClain schon aus gemeinsamen Zeiten bei Atlantic records.
Siggi Loch: "Früher in den 60er-Jahren bei Atlantic war das ein Haus-Künstler. Und nun haben wir diskutiert und haben das dann auch alles soweit hinbekommen. Und haben alles vorbereitet für die Veröffentlichung und Ende August sollte die Tour beginnen. Und insofern, ja, ist es ein Glücksfall für uns, aber tragisch für die Musikwelt, dass der Gute jetzt leider nicht mehr unter uns ist."
Es sind vor allem diese langsamen, getragenen Nummern, aus denen dieses Album seine Tiefe und Überzeugungskraft zieht. Da glüht die Hammond-Orgel, da schreit Reiersruds Harmonika, da legt Mighty Sam McClain seine ganzen Seelenqualen in seine sonore Stimme. Denn bei Atlantic blieb er damals nicht lange, schlug sich immer wieder mit Gelegenheitsjobs durch, um sich als Sänger seine Freiheit zu bewahren.
"Ich hab' immer versucht, frei zu bleiben"
Sam McClain: "Ich hab' immer versucht, frei zu bleiben. Man zahlt seinen Preis dafür, aber es war mir wichtig zu bestimmen, welche Songs ich singe und wie, also auf meine Art - oder gar nicht. Ich hätte ohne diese Freiheit besser verdienen können bei einer großen Plattenfirma. Aber ich genieße meine Freiheit, weil ich ganz unterschiedliche Musik machen will."
Diese von Mighty Sam McClain selbst komponierte Funkjazz-Nummer gehört zu den Höhepunkten seines neuen und letzten Albums. Auch Knut Reiersrud hat ein paar eigene Stücke eingebracht, dazu haben die beiden einige eher unbekannte Klassiker zwischen Blues, Soul und Jazz ausgegraben und neu arrangiert.
Und dieses Konzept zwischen so unterschiedlichen Hemispheren wie dem kühlen Norwegen und den schwitzigen US-Südstaaten geht auf. Vieles klingt auf "Tears for the world" wie gemacht aus der Hitze der Nacht - mit Schweiß und auch mit Tränen. Nachträglich aus Trauer um diesen großartigen Sänger, aber auch mit Lachtränen bei denen, die ihn live erleben konnten.
Wenn er da über seine Stimme schwadroniert, die nicht geschult, aber Gottgegeben war. Und der mächtige Mighty Sam McClain dabei über den Tod lacht - ein Jahr bevor er starb - denn seine Uhr ist abgelaufen, wie er sagt ...
Sam McClain: "I feel very blessed to have this voice. And this voice that I have is a gift. Cos I didn't train or something, this is all god given. And I'm amazed that I'm here today. Cos a lot of people who know me from the past think I'll be dead. I wouldn't tell myself I'll be dead at this point. So I'm living on borrowed time. I'm a blessed guy, I really am."
Sam McClain: "I feel good, yeah."