Alan Rusbridger: "Play it again"

Zwischen Chopin und WikiLeaks

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Alan Rusbridger © dpa / picture alliance / Andy Rain
Moderation: Joachim Scholl · 08.10.2015
Alan Rusbridger war als Chefredakteur des britischen "Guardian" verantwortlich für die Veröffentlichung der Wikileaks-Story. Zugleich ist er begeisterter Hobby-Pianist. Im Gespräch erzählt er, wie ihn das Klavierspielen bei seiner Arbeit entlastet.
"Play it again – Ein Jahr zwischen Noten und Nachrichten" von Alan Rusbridger erschien vor wenigen Wochen. In seinem Buch nimmt der Journalist, der bis vor kurzem Chefredakteur des britischen "Guardian" war, uns mit an die Grenzen dessen, was ein Freizeitmusiker an Fingerfertigkeit, Konzentration, Beherrschung und Musikalität erreichen kann. Wir erfahren, was Pianisten wie Murray Perahia, Richard Goode, Emanuel Ax, Daniel Barenboim, Stephen Hough und Alfred Brendel ihm raten, wie Musikhistoriker und -theoretiker ihn anspornen und Neurowissenschaftler ihm auf ganz andere Weise erklären, was Klavierspielen eigentlich ist.
Chopin gegen den Stress
Rusbridger nimmt sich eines der schwierigsten Klavierstücke von Frederic Chopin vor, an dem sich schon so mancher Pianist die Zähne ausgebissen hat – und es gelingt ihm. Das habe ihn in all dem Job-Stress davor bewahrt, verrückt zu werden, sagt Rusbridger.
Denn da gab es nicht nur die WikiLeaks-Story, an der der "Guardian" maßgeblich beteiligt war, oder die Affäre um Edward Snowdon. Im Buch sind wir dabei, wenn Rusbridger in Tripolis während des Bürgerkrieges in Libyen Reporter aus Geiselhaft befreit. Und wir erfahren, wie er die komplizierte Partnerschaft mit dem eigenwilligen WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der "New York Times" und dem deutschen "Spiegel" managt. "Das sind schon große Sachen - und die trage ich immer in meinem Herzen", sagt Rusbridger.
Andererseits habe er festgestellt - und viele seiner "Guardian"-Kollegen teilten diese Erfahrung –, dass es gesund sei "etwas zu tun, das nichts mit Journalismus zu tun hat".
Die Seele streicheln
Rusbridger: "Wir leben nur noch für die Arbeit und vergessen dabei, unsere Seele zu streicheln. Es ist ganz wichtig, dass wir uns eine gewisse Kreativität bewahren, die nichts mit der Arbeit zu tun hat."
Deshalb habe er das Klavierspielen wiederaufgenommen – und ein Buch darüber geschrieben.
Warum er das Buch seiner Mutter gewidmet habe, erklärt er so:
"Sie hat dafür gesorgt, dass ich damals Klavier gespielt habe. Denn sie hat mir immer als Kind gesagt: Wenn du Musik spielst, wirst du immer Freunde haben. Und das stimmt."

Alan Rusbridger: "Play it again. Ein Jahr zwischen Noten und Nachrichten"
Übersetzt von Simon Elson und Kattrin Stier
Secessions-Verlag Zürich 2015
479 Seiten, 25 Euro

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