AKW Saporoschje

Atomenergie-Organisation hat Ukraine allein gelassen

Blick auf die Atomreaktoren in Saporoschje in der Südostukraine.
Blick auf die Atomreaktoren in Saporoschje in der Südostukraine: Aus dem AKW wurde ein Unfall gemeldet. © picture alliance / dpa / Sergei Supinsky
Moderation: Vladimir Balzer und Korbinian Frenzel · 03.12.2014
In Kriegsgebieten müssen Atomkraftwerke heruntergefahren werden, fordert die Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl. Das AKW Saporoschje, aus dem ein Atomunfall gemeldet wird, liege nur 200 Kilometer von der stark umkämpften Zone bei Donezk entfernt.
Angesichts des Atomunfalls im Atomkraftwerk Saporoschje im Südosten der Ukraine hat die Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl den Betrieb atomarer Anlagen in Kriegsgebieten grundsätzlich in Frage gestellt. Das betroffene Gebiet liege nur 200 Kilometer von der stark umkämpften Zone bei Donezk entfernt, sagte die atompolitische Sprecherin der Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen im Deutschlandradio Kultur.
Die Internationale Atomenergiebehörde habe "erschreckend wenig" zum Schutz der Bevölkerung unternommen, sagte die Grünen-Politikerin. "Die Ukraine selbst hatte ja um Schutz der atomaren Anlagen gebeten."
"Wir hatten bei Tschernobyl auch eine sehr verspätete Information"
"Ich bin eigentlich der Meinung, dass atomare Anlagen, die so dicht an Kampfgebieten liegen, wie diese große Anlage, nicht laufen dürfen", so Kotting-Uhl. "Eigentlich müssen die [Atomanlagen] für solche Zeiten abgeschaltet werden und man müsste schauen, wie der Strom vielleicht importiert wird aus anderen Ländern. Das wäre das Mindeste, was zum Schutz der dortigen Bevölkerung und natürlich auch darüber hinausgehend (,..) geleistet werden müsste."
Dass der Unfall schlimmer ausgefallen sein könnte als bisher bekannt, halte sie für möglich. "Das ist nichts Neues", sagte sie. "Wir hatten bei Tschernobyl auch eine sehr verspätete Information anderer Länder und auch der betroffenen Bevölkerung. Wir hatten auch bei andere Unfällen – Fukushima und so weiter – nicht immer als erstes sofort eine Information, weil es ja für diejenigen, die da informieren sollen, immer eine ganz schwierige Gemengelage ist." Insofern halte sie das "leider fast für normal, dass in solchen schwerwiegenden Fällen – eventuell schwerwiegenden Fällen – meistens zu spät informiert wird".
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