Zwei Deutsche in Singapur verurteilt

Prügelstrafe für Graffiti-Sprayer

Ein Sprayer schreibt einen Schriftzug an eine Wand
Zwei Leipziger hatten einen Waggon der Singapurer U-Bahn auf zehn Metern Länge angesprüht. © AFP / John MacDougall
Von Udo Schmidt, ARD-Hörfunkstudio Südostasien · 05.03.2015
Neun Monate Haft und drei Stockschläge - das Urteil gegen zwei Leipziger, die in Singapur einen Waggon mit Graffiti besprüht hatten, ist hart. Wegen emotional vorgetragener Geständnisse hatten die Anwälte auf ein milderes Strafmaß gehofft.
In Fußfesseln und Handschellen wurden die beiden jungen Leipziger in den Gerichtssaal am Rande von Singapurs Chinatown geführt. Es tue ihnen alles unendlich leid, erklärten sie, dies sei der schwärzeste Tag ihres Lebens, sie hätten jetzt ihre Lektion gelernt.
Im November vergangenen Jahres hatten die beiden einen Waggon der Singapurer U-Bahn nachts im Depot auf einer Länge von zehn Metern mit Graffiti besprüht. Mehrmals waren sie dort eingedrungen, um die Tat vorzubereiten. Für den Richter belegte dies die Schwere des Vergehens. Er schloss sich der Staatsanwaltschaft an: Neun Monate Haft sowie drei Stockschläge wegen Vandalismus, lautete schließlich das harte Urteil. "Das Urteil ist für deutsche Verhältnisse streng, aber es liegt im Rahmen dessen, was nach Singapurer Gesetzen zu erwarten war", sagt Rüdiger Ackermann, der deutsche Anwalt der beiden. "Wir haben uns allerdings aufgrund des sehr emotional vorgetragenen Reuebekenntnisses der beiden ein milderes Urteil erhofft."
Bereits drei Schläge mit dem Bambusrohr führen zu anhaltenden Schmerzen
Seit November sitzen die 21 und 22 Jahre alten Leipziger bereits in U-Haft, im Block B von Changi Prison. "Wir rechnen damit, dass sie nach sechs Monaten entlassen werden, so dass wir mit einer Entlassung in der ersten Mai-Woche rechnen können", sagt Anwalt Ackermann. Die Zeit in U-Haft werde angerechnet.
Den wirklich schmerzhaften Teil der Strafe aber stellen die Stockschläge dar. Drei sind das Minimum zu dem wegen Vandalismus verurteilt wird. Aber bereits drei Schläge mit dem Bambusrohr führen zu anhaltenden Schmerzen.
Singapur kennt keine Milde
Die Prügelstrafe ist in Singapur grundsätzlich nicht umstritten. Mohammad Azlan ist selber Sprayer, seine Graffiti sind als Kunstwerke genehmigt. Er hält die Stockschläge wegen Vandalismus für übertrieben: "Es geht doch darum, was man getan hat. Wenn es etwas Schlimmes ist, dann ist es in Ordnung. Aber die Prügelstrafe für Graffiti zu bekommen, das ist zu viel zu hart", sagt er.
Gefasst, aber mit sehr ernstem Gesicht verließen die beiden jungen Verurteilten den Gerichtssaal. Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Prisoner". In Leipzig gehören sie zur Sprayer-Szene, an diese war wohl auch das Graffiti an der Singapurer U-Bahn gerichtet. Singapur aber kennt in solchen Fällen keine Milde.
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