Zwangsarbeit

Lager ähnlich wie in der Sowjetunion

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Weibliche Häftlinge im Frauengefängnis Stollberg-Hoheneck in einer Näherei, aufgenommen im Dezember 1989. © picture alliance / ZB
Christian Sachse im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 16.06.2014
Weil man die Lager nicht "in den Weiten Sibiriens verstecken" konnte, waren die Arbeitsbedingungen in der DDR wohl ein bisschen weniger schlimm, "aber das Grundprinzip blieb erhalten", sagt der Politologe Christian Sachse, der heute ein Studie zu Zwangsarbeit in der DDR veröffentlicht hat.
Erst seit kurzem rückt ein lange verdrängtes Kapitel der deutschen Geschichte in den Blickpunkt: Zwangsarbeit von Häftlingen in der DDR für Betriebe in der BRD. Nach einer im Januar erschienenen Studie von Tobias Wuschik wurde heute ein "Forschungsbericht Zwangsarbeit" veröffentlicht. Autor ist Christoph Sachse, Historiker bei der Stasi-Unterlagenbehörde. Auftraggeber der Studie ist die "Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft e. V". Möglich wurde diese Untersuchung durch eine Spende von IKEA an die Opfer-Union. Der schwedische Möbelkonzern hatte länger von Zwangsarbeit in der DDR profitiert.
Nach internationalen Konventionen und nach heutigem deutschen Recht ist Zwangsarbeit in Gefängnissen erlaubt, sagt Christian Sachse im Deutschlandradio-Kultur-Interview. Allerdings gebe es Grenzen: Zwangsarbeit gilt als Einschränkung eines Menschenrechtes "und das darf man nicht beliebig tun". So dürfe die Arbeit nicht unzumutbar sein, müsse zielführend sein usw. "Deshalb sprechen wir von erlaubter und verbotener Zwangsarbeit", so der Autor der Studie.
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Christian Sachse, Autor des Forschungsberichts "Zwangsarbeit in der DDR"© picture alliance / dpa
Häftling mussten Arbeit übernehmen, für die sich sonst keiner fand
Die DDR habe vor allem gegen die Konvention 105 der internationalen Arbeitsorganisation verstoßen, die die Beschäftigung von politischen Häftlingen verbietet. Die Konvention sehe zudem vor, dass Häftlinge nicht wirtschaftlich ausgebeutet werden dürfen, sagt Wuschik. In der DDR habe es Lager gegeben mit ähnlichen Haftbedingungen, wie man das aus der Sowjetunion kenne. "Natürlich nicht in diesem Umfang und natürlich ließen sich die Lager nicht in den Weiten Sibiriens verstecken, sodass ein paar Bedingungen verändert wurden, aber das Grundprinzip blieb erhalten", sagt Sachse. Häftlinge wurden zu solchen Arbeiten eingesetzt, für die keinen zivilen Arbeiter zu finden waren - oder die so schlecht bezahlt waren, dass es keine freien Arbeiter dafür gab. Als Beispiel nennt er Kohlebau oder die Arbeit in einer maroden Zementfabrik.
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