Zum Tod von Dieter Moebius

Unendliche Klanglandschaften

Der Musiker Dieter Moebius.
Der Musiker Dieter Moebius. © bureau b
21.07.2015
Ein ganz Großer der elektronischen Musik ist tot: Dieter Moebius. Er starb im Alter von 71 Jahren. Mit seinen Bands "Cluster" und "Harmonia" gilt Moebius als Wegbereiter des Krautrock.
Seit den Anfängen seiner Karriere vor mehr als 40 Jahren bis heute bewegte sich Moebius stets zwischen Avantgarde und Pop.
Mit den Formationen Cluster, Harmonia, als Solo-Künstler sowie in Kombinationen mit Conny Plank, Mani Neumeier und anderen schuf Moebius ein Werk, das viele Kollegen beeinflusste und heute - u.a. auch durch eine umfangreiche Neuauflage - ein ganz neues und junges Publikum erreicht.
In einem Interview mit Deutschlandradio Kultur aus dem Jahr 2013 erklärte Dieter Moebius, wie er zusammen mit Conny Plank in den 1970er-Jahren Loops gebaut hat, musikalische Wiederholungsschleifen, die man heute problemlos mit jedem Computer hinkriegt, mussten damals noch mühsam "von Hand" gebaut werden, sagte Moebius:
"Da wurden dann in diesem langen Studioraum – das war ja vorher ein Schweinestall – ein Mikrofonständer wie Galgen hingestellt in Abständen von ein paar Metern, und über die Bandmaschine lief dann der Schnürsenkel bis zum Ende des Stalls, hing dann über den Galgen rüber, kam über eine Rolle wieder hoch und zur Bandmaschine zurück. Das war dann eine Loop von 20 Metern oder so, also eine wirkliche, echte Loop. Und das ist ein Beispiel, wie man damals so eine Art von Rhythmus machen konnte, der aber schön in sich Variationen hatte, weil er ziemlich lang war von der Schleife her."
Im selben Interview sagte er auch, dass er und Conny Plank in Deutschland eigentlich sehr lange Unbekannte geblieben seien, im Gegensatz zum Rest der Welt:
"Na ja, also der Conny hat schon gewissen Weltruhm, genau wie ich eigentlich auch, aber da ist Deutschland irgendwie ausgenommen. Die Deutschen haben sich nie so doll für das interessiert, was hier gemacht wird. Manche anderen Gruppen wie Tangerine Dream oder auch Kraftwerk, die haben eher, weil sie deutsch gesungen haben, in Deutschland Erfolg gehabt. Wir waren in Deutschland eigentlich total unbekannt, sind dann auch erst viel später in die UK, also England und den USA bekannter geworden."
Programmtipp: Im Gespräch mit Carsten Rochow erinnert Andreas Müller in der Sendung "Tonart" um 15.30 Uhr an diesen genialen Avantgardisten.
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