Geschichte neu erzählen
26.07.2015
"Wir können nicht immer im selben Stiefel versuchen, uns an vergangene Figuren heranzutasten", sagte der Schriftsteller und Biograf Dieter Kühn. Er wollte Geschichte neu erzählen. Am Samstag ist er im Alter von 80 Jahren gestorben.
Der Schriftsteller Dieter Kühn Kühn wurde bekannt durch Biografien, in denen er realen Personen fiktive Erlebnisse zudichtete. So stellte er dem Komponisten Beethoven einen afrikanischen Sklaven zur Seite oder dachte sich aus, was passiert wäre, hätte Adolf Hitler 1939 das Attentat in München nicht überlebt.
Am Samstag ist Kühn im Alter von 80 Jahren gestorben. Er lebte zuletzt in Brühl bei Köln.
"Wenn man nicht die Geschichte neu erzählen könnte, kann man's gleich bleiben lassen. Es geht ja nicht darum, dass man irgendwo Material-Recycling betreibt", sagte er einmal.
Neuer Blick auf bekannte Charaktere wie auch historische Randfiguren
Er wollte den Zeitgeist verschiedener Epochen neu einfangen und uns Heutige damit konfrontieren – das war sein Hauptanliegen: ein neuer Blick auf bekannte Charaktere wie auch historische Randfiguren.
Große Anerkennung wurde Kühn für seine Übersetzungen aus dem mittelalterlichen Deutsch zuteil. Gerühmt wurde auch seine Biografie des spätmittelalterlichen Dichters Oswald von Wolkenstein: "Ich, Wolkenstein".
Kühn wurde am 1. Februar 1935 in Köln geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend aber in Bayern. Dorthin war die Mutter mit ihm im Krieg wegen der Bombenangriffe gezogen. Später kam die Familie nach Düren bei Aachen.
Kühn studierte in Freiburg, München und Bonn und promovierte mit einer Arbeit über Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften". Er erhielt viele Auszeichnungen, im vergangenen Jahr ehrte ihn das Land Rheinland-Pfalz mit der Carl-Zuckmayer-Medaille für sein Lebenswerk.
Hören Sie hier einen Nachruf auf Dieter Kühn von Christina Schenk: